19 ~ Abschied

179 14 5
                                    

"Hallo Link!", rief Sidon, als er fröhlich auf mich zugelaufen kam.
Ich nahm ihn in den Arm und begrüßte ihn herzlich. Dann zog er mich schon mit in das Wasser hinein. Mipha kam jetzt auch dazu und zusammen spielten wir ein wenig mit Sidon. Er hatte besonders viel Spaß daran, wenn wir ihn auf den Arm nahmen und dann vorsichtig wieder ins Wasser warfen; ein ziemlich lustiges Spielchen und gar nicht mal so brutal wie es sich anhörte. Das machte ich mit ihm auch eine ganze Zeit lang und entlockte ihm damit freudiges Gekicher.

Auch Mipha war am Lachen und gemeinsam hatten wir ziemlich viel Spaß. Ich fühlte mich mal wieder so befreit, als wäre ich wieder 13 und alles sei wieder gut...

"Achtung! Arschbombe!", schrie Sidon und hüpfte von einem kleinen Vorsprung ins Wasser. Mipha begann zu kichern, als ich die volle Ladung Wasser abbekam und pitschnass vor ihr stand.

Sidon tauchte auf und begann zu lachen. Dann breitete ich die Arme aus, lief auf ihn zu und nahm ihn auf den Arm. Es war schon wieder sehr spät geworden und Sidon wurde schon sehr müde, auch wenn er sich das auf den ersten Blick nicht anmerken ließ.
Demnach trug ich ihn aus dem Wasser heraus und gab ihn dann Mipha. Er war tatsächlich auf meinem Arm direkt eingeschlafen, was ziemlich süß gewesen war. Ich streichelte Sidon noch einmal über den Kopf, bevor Mipha langsam einen Schritt zurückging.

Mipha hatte netterweise ein paar Stofftücher mitgebracht und deutete bereits mit dem Finger darauf, als ich mich mit diesen grob abtrocknete und dann meine Kleidung wieder anzog. Sie beobachtete mich die ganze Zeit. Es war schon ein wenig komisch, aber ich dachte mir dabei nicht wirklich etwas und ließ mir nicht anmerken, dass ich ihr Verhalten verwirrend fand.

Als ich fertig angezogen war, gab mir Mipha Sidon wieder und ich nahm ihn vorsichtig auf meinen Arm, um ihn nicht aufzuwecken. Zusammen mit ihr brachte ich ihn dann ins Bett. Danach ging ich mit Mipha nochmal in die Nacht hinaus. Der Mond schien schon ziemlich hell und der Himmel war voller Sterne.

"Wie geht es dir eigentlich generell?", fragte Mipha mich irgendwann vorsichtig.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eigentlich ging es mir gut, ich machte mir nur langsam ein paar Sorgen um meine Bestimmung und wann es wohl so weit sein würde, dass der König mich  ausrufen ließe wegen der Verheerung...

Wenn ich ehrlich war...
Das machte mir schon große Sorgen.

"Ziemlich gut", antwortete ich stattdessen nur und behielt meine Sorgen für mich.
"Dir denn?", fragte ich sie dann.
"War schonmal besser...", entgegnete Mipha nur. Ich schaute sie fragend an.
"Na ja, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, wenn die Verheerung eintritt. Die Prinzessin von Hyrule soll wohl schon geplant haben, Piloten für die Titanen zu suchen. Es geht einfach alles so schnell plötzlich, dass man richtig Angst bekommt...", brachte sie schüchtern hervor, während sie auf ihre gefalteten Hände schaute.

Ich konnte sie da voll verstehen. Es war schon beängstigend, die Monsterangriffe nahmen auch immer weiter zu...
Trotzdem versuchte ich Mipha irgendwie zu beruhigen, auch wenn ich meinen eigenen Worten noch nicht so richtig Glauben schenken wollte.
"Mach dir keine Sorgen. Du wirst sicher sein, wenn die Verheerung sich erhebt. Ich werde da sein und sie aufhalten; dir wird nichts zustoßen."

Mipha nickte und dann lächelte sie mich an. Ich überlegte, was ich ihr da gerade versprochen hatte. Ich schaute in die Ferne und war komplett in Gedanken verloren... Was wäre, wenn ich es nicht schaffen würde meine Liebsten zu schützen, wenn etwas Unerwartetes passiert? Was wäre, wenn ich verlieren würde? Wenn ich... sterben würde?

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Mipha fuchtelte wild mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und schüttelte mich mit ihrer anderen leicht an der Schulter.
"Link, alles in Ordnung? Hast du mir überhaupt zugehört?", fragte sie ein wenig entrüstet.
Ich schaute mich verwirrt um und schüttelte dann beschämt den Kopf. Mipha nahm den Arm runter und ihr entwich ein leises "Oh...".

Ich fühlte mich schlecht, weil ich sie vermutlich jetzt verletzt hatte, weil ich nicht zugehört hatte... Ohne noch groß etwas zu sagen, stand ich auf und verabschiedete mich von ihr. Dann begab ich mich ins Gasthaus des Dorfes und nahm mir ein Bett. Dort setze ich mich auf eines der freien Betten und öffnete meinen Zopfgummi. Meine Haare waren immer noch nass und ziemlich verzottelt, weshalb ich mit den Fingern grob meine Haare durchkämmte und dann offen ließ, damit sie trocknen konnten. Schnell zog ich mich noch um und kümmerte mich darum, dass ich in warme und trockene Kleidung kam, bevor ich mich dann hinlegte um zu schlafen.

Am nächsten Morgen...

Ich wurde morgens etwas unsanft wach gerüttelt. Mipha stand an meinem Bett und schaute mir direkt ins Gesicht. Ich erschrak kurz und dann lachte sie.

"Guten Morgen Link!", rief sie.
Ich schaute mich um und schaute sie dann einfach nur verschlafen an.
"Wolltest du nicht heute schon wieder abreisen?", fragte sie ein wenig ungeduldig. Ich nickte, obwohl ich noch nicht ganz bei der Sache war.
"Dann solltest du besser mal aufstehen, du Schlafmütze!"
Sie zog mir die Decke weg und zwang mich somit zum Aufstehen. Nicht die freundlichste Art mich zu wecken, aber hätte sie mich gar nicht geweckt, dann würde ich vermutlich immer noch schlafen.

Ich stand also auf und reckte mich erst einmal ausgiebig. Danach zog ich mich schnell um und machte mir einen Zopf. Dann ging ich auch schon raus und hielt Ausschau nach Mipha. Relativ schnell konnte ich sie ausfindig machen und lief auf sie zu.
"Mipha! Ich dachte schon du wärst weg!", scherzte ich, als ich bei ihr ankam.
Mipha lächelte mich kalt an.

"Ich bin aber hier", sagte sie ziemlich ernst.
Ich war verwirrt. Hatte ich sie gestern also wirklich verletzt?
"Mipha, was-"
"Link, du wolltest doch nach Goronia gehen, richtig?", unterbrach sie mich. Ich schaute sie verwirrt an, nickte dann aber.
"Hier, nimm die Rubine für das Gewürz. Du musst es ja nicht aus eigener Tasche bezahlen."
Sie drückte mir um die 100 Rubine in die Hand, woraufhin ich verwirrt von den Rubinen in meiner Hand wieder zurück in ihr Gesicht schaute.

"Danke, aber was-", wieder unterbrach sie mich.
"Beeil dich, dass du loskommst. Ich werde deine Wiederankunft hier erwarten."

Sie kam jetzt auf mich zu und nahm mich kurz in den Arm zum Abschied. Ich war immer noch verwirrt. Warum unterbrach sie mich nun andauernd? War es wirklich, weil ich gestern kurz, also wirklich ganz kurz unaufmerksam gewesen war? Aber das müsste man sich unter guten Freunden doch eigentlich verzeihen können...

Ich verabschiedete mich schließlich auch noch von Sidon, welcher ziemlich traurig über meine Abreise war und verließ dann das Dorf. Ich ging den Weg wieder hinunter in Richtung Ingogo-Brücke. Am Ufer der Träume machte ich kurz halt und setzte mich dort hin, um einen Apfel zu essen. Ich hatte richtig Hunger bekommen; ich hatte auch nicht gefrühstückt fiel mir dann auch noch ein.

Ich hatte gerade den Apfel aufgegessen und nahm einen zweiten aus meiner Tasche, da kam ein kleiner Vogel angeflogen. Diesen beobachtete ich ein wenig, bis ich dann doch wieder aufstand und mich auf den Weg zur Ingogo-Brücke machte.

Auf dem Weg dorthin wurde ich aus dem Hinterhalt von einem Echsalfos angegriffen. Dieser erwischte mich leicht mit seinem Schwert am Arm, doch ich konnte ihn ziemlich schnell mit einem gezielten Schwerthieb in die Brust ausschalten.

Ich suchte mir dann eine ruhige Stelle, um mir meinen Arm genauer anzuschauen. Der Echsalfos hatte mich am linken Oberarm erwischt und mein Hylia-Gewand war dort aufgerissen. Ich atmete hörbar erleichtert aus. Zum Glück war nur mein Oberteil beschädigt und nicht die Haut darunter. Demnach kam ich unbeschadet davon, ich müsste nur irgendwann das Gewand flicken und von nun an hier aufpassen, dass ich nicht wieder in einen Hinterhalt geraten würde.

Den restlichen Weg bis zur Brücke konnte ich ohne weitere Zwischenfälle beschreiten und ich war noch vor Einbruch der Dunkelheit dort angekommen.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt