39 ~ Unerwartete Begegnung

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Wir waren heute Morgen früh aufgestanden und waren nun schon an der Todbringer-Schlucht angelangt. Den gesamten Weg sprach Zelda nicht mit mir, aber umfasste meine Taille, was mir Schmetterlinge im Bauch verlieh.
Ich konnte es nicht verleugnen, dass ich etwas für Zelda übrig hatte; das ich sie schon ziemlich nett fand; vielleicht auch mehr als das. Aber sie ist die Prinzessin und ich nur ihr Begleiter. Ich sollte mich auch so benehmen und mir nichts vormachen. Punkt.

Während ich so in Gedanken versunken war, bemerkte ich nicht, wie plötzlich etwas an uns vorbeihuschte. Erst beim zweiten Mal wurde ich darauf aufmerksam.
"Zelda, halt dich gut fest", flüsterte ich ihr ernst zu, während ich unsere Umgebung beobachtete.
Sie rückte ganz nah an mich heran und packte noch fester zu, wobei mir kurz der Atem stockte. So nah waren wir uns noch nie gewesen.

Ein wenig abgelenkt von ihrer Nähe lauschte ich unserer Umgebung. Plötzlich hörte ich hinter uns Schritte; sehr schnelle Schritte.
"Schau dich nicht um", sagte ich zu Zelda und trieb Elena schnell an.
Im Galopp ritten wir durch die Todbringer-Schlucht hindurch. Ich zügelte das Tempo erst wieder, als wir über die Carok-Brücke gekommen waren.
"Was war das?", fragte Zelda mich ängstlich, während sie vorsichtig ihren festen Griff löste.
"Ich weiß es nicht genau", antwortete ich ehrlich.
Ich wusste es wirklich nicht. Ich wusste nur, dass es gefährlich war, weil es uns verfolgte. Gerade in der Todbringer-Schlucht musste man aufpassen, da dort gefühlt jedes Monster vorkommt und sie nicht umsonst Todbringer-Schlucht hieß. Doch wenn ich vermuten dürfte, was es war, das uns da verfolgt hatte, dann würde ich auf einen Leunen tippen.

"Wie, du weißt es nicht?", fragte Zelda mich verwirrt.
"Ich glaube, es war ein Leune", antworte ich kurz und teilte ihr so meine Vermutung mit.
Zelda wurde plötzlich schneeweiß im Gesicht und blickte still in die Leere.
"Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt, als ich keine Antwort mehr erhielt.
"Mhm...", murmelte sie und schüttelte kurz den Kopf, als würde sie irgendwelche Gedanken abschütteln wollen.
Ich entschied mich dazu, nicht weiter nachzuhacken und ritt mit ihr zusammen zurück zum Schloss.

Als wir dort ankamen, wartete Impa bereits auf uns. Schnell stieg ich ab und half Zelda ebenfalls von Elenas Rücken.
"Hallo Impa", sagte Zelda freudig, während sie auf sie zulief.
"Hallo ihr beiden", grüßte sie uns zurück, während ich ihr zuwinkte.
"Wie ich sehe, geht es euch beiden blendend", bemerkte Impa, als sie das Lächeln auf Zeldas Gesicht sah.
Ich wurde ein bisschen rot und nickte nur; Zelda tat es mir gleich.

"Kommen wir zum unschönen Part...", setzte Impa nun an und ich fühlte mich plötzlich angesprochen, da sie direkt in meine Richtung schaute.
"Zum einen kann Link jetzt nicht mehr mit weiterreisen."
"Warum?", hakte Zelda direkt nach, aber Impa reagierte nicht darauf, sondern sprach einfach weiter.
"Zelda, dein Vater möchte auch mit dir sprechen. Er erwartet dich im Thronsaal."
"Aber Impa! Was ist mit Link? Sag es doch!"
Impa atmete leicht genervt aus und Zeldas Miene wurde sofort sanfter. Eventuell war sie zu weit gegangen und versucht jetzt irgendwie die Situation zu retten?
"Prinzessin Zelda, denkst du nicht, dass Link auch noch anderes zu tun hat? Er ist nicht deine Leibwache, sondern einer der Ritter im königlichen Dienst. Er wurde an der Hateno-Festung eingeteilt und ist noch kein einziges Mal dort aufgeschlagen. So langsam sollte er seinen Pflichten nachgehen."

Autsch. Das traf mich hart. Klar, ich war bis jetzt noch kein einziges Mal dort gewesen, aber...
Nein, es gab keine Ausrede dafür. Ich wusste doch, dass ich nicht so viele Tätigkeiten gleichzeitig machen konnte. Ich bin Ritter an der Hateno-Festung; mehr nicht. Und genau dort gehe ich jetzt auch hin.

Ohne mich zu verabschieden, ging ich zu Elena. Impa schien Zelda immer noch etwas zu erklären und so bemerkten sie nicht, wie ich davonritt.
Meine Gedanken kreisten nur um Zelda und meine Pflichten während ich nach Hause ritt. Ich musste dringend zur Festung; ich wurde dort erwartet. Hoffentlich war Zelda mir jetzt nicht böse, dass ich einfach so gegangen war... Hoffentlich hab ich nichts kaputt gemacht..., wenn da überhaupt etwas war.

Fest stand, dass ich verletzt war; mehr von Impa als von Zelda. Zelda wollte wenigstens noch etwas sagen, aber Impa schien mich so zu behandeln, als könne man mich nun loswerden, wo ich meine Aufgabe erfüllt hatte...
Ich wusste wirklich nicht was ich jetzt denken sollte, geschweige denn tun sollte, um diese Situation irgendwie für uns alle erträglicher zu machen.
Zumindest wusste ich, dass Zuhause Aryll auf mich warten würde; und sie war immer für mich da.

♦ ♦ ♦

"Impa, du verstehst es nicht!", rief ich empört; ich war den Tränen bereits nahe.
"Zelda, du wirst es noch verstehen!", schrie Impa mich nun an, woraufhin ich zurückzuckte.
"Geh zu deinem Vater! Auf der Stelle!"

Ich verstand nichts mehr. Da kam ich mit Link zurück und alles war in Ordnung gewesen. Ich hab sogar gemerkt, dass Link ganz lieb ist, auch wenn er echt nicht viel spricht. Ich hätte vielleicht das erste Mal in meinem Leben eine Freundschaft aufbauen können, ohne, dass es durch meinen Vater vorgegeben war und dann sowas. Dabei dachte ich, ich könnte einmal glücklich sein...

Mit hängenden Schultern drehte ich mich zur Seite und musste mit erschrecken feststellen, dass Link bereits weg war.
"Wie..?", keuchte ich und schaute in die Ferne.
Ich konnte ihn nirgends erkennen; er war wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt merkte ich auch, wie mir eine Träne die Wange hinunterlief, doch ich befahl mir selbst jetzt nicht in Tränen auszubrechen.

Deshalb atmete ich ein paar Mal tief ein und aus, bis ich mich beruhigt hatte.
"Dann gehe ich jetzt zu Vater...", sagte ich mit brüchiger Stimme und setzte mich in Bewegung.
"Zelda, bitte warte noch kurz", sagte Impa plötzlich und zog mich am Ärmel näher zu ihr.
Ich schaute sie zornig an; sie hatte alles kaputt gemacht. Ihretwegen ist Link jetzt ohne etwas zu sagen weggegangen... glaubte ich.
Oder er hatte wirklich einfach seine Aufgabe erfüllt und war gegangen... Immerhin war er eigentlich auch nur ein einfacher Soldat, auch wenn er das Master-Schwert führte...

"Zelda, es wird alles gut werden, okay?", sagte Impa sanft und strich mir über die Haare.
Verwirrt schaute ich sie an und setzte mich dann in Bewegung in Richtung meines Vaters. Er würde im Thronsaal auf mich warten.
Aber was meinte Impa? Was würde bei Vater auf mich warten? Hoffentlich war er nicht sauer, dass ich alleine losgezogen war... oder Link erlaubt hatte mich zu begleiten.
Ich atmete einmal tief durch.

Vermutlich hatte ich wieder irgendetwas falsch gemacht oder nicht nach seinen Vorstellungen gehandelt und müsste nun dafür büßen.


Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt