56 ~ Zeldas Labor

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Sie schaute mich erwartungsvoll an.
"Natürlich, Euer Hoheit", antwortete ich, woraufhin sie mich anlächelte.
"In Ordnung, Link", sagte sie und schaute wieder nach draußen. Es war dunkel geworden und auch der Mond stand bereits hoch am Himmel. Dann schaute sie wieder zu mir.
"Du sollst Vater immer Bericht erstatten, richtig?", fragte sie mich nun.

Ich war ein wenig überfordert, weshalb ich sie erst einmal nur ausdruckslos ansah.
"Hm?", hakte sie nach und ich kratze mich verlegen am Kopf, während ich ihren Blick mied.
"Ja, Euer Vater erwartet Berichterstattungen", antwortete ich dann ehrlich.

Zelda stieß sich mit beiden Händen von dem Geländer des Balkons ab und überkreuzte wütend ihre Arme, als sie sich auf ihr Bett fallen ließ.
"Natürlich muss er so ein Kontrollfreak sein!", sagte sie wütend und ich konnte sehen, wie sehr sie das verletzte.
"Er vertraut mir einfach nicht...", murmelte sie dann und schaute an die Decke.

Wow, so hatte ich die Prinzessin noch nie erlebt. Ich wusste gar nicht, dass sie so eine Seite hatte. Aber ihr schien es absolut nicht zu gefallen, dass ich ihrem Vater Bericht erstatten musste. Aber was sollte ich machen? Wie könnte ich ihr jetzt helfen?

Plötzlich hatte ich eine Idee.
"Euer Hoheit... ich muss Eurem Vater ja nicht alles erzählen", schlug ich ihr vor.
Ihr Blick fiel auf mich und ungläubig schaute sie mich an.
"Das würdest du tun?", fragte sie vorsichtig. Ich nickte.

Sie stand auf und kam vorsichtig auf mich zu, um sich bei mir zu bedanken. Es kam mir so vor als hätte sie mich umarmen wollen, doch ich fuhr erschrocken ein wenig zurück. Die ganze Situation endete damit, dass sie mir einfach die Hand reichte und sich bedankte; kurzum, die Situation war irgendwie erheblich umständlich und peinlich geworden, aber zum Glück hatte es keiner gesehen und es würde unter uns bleiben.

Zelda ging wieder zum Balkon und winkte mich hinüber. Sie bat mich darum ihr zu folgen und so lotste sie mich in ein kleines Zimmer, welches direkt gegenüber ihres Gemachs lag. Man gelang dort über eine kleine Verbindungsbrücke hin, welche den kleinen Raum mit ihrem Gemach verband.

"Bitte tritt ein", sagte sie und zeigte mir mit einer Handbewegung an, dass ich doch bitte den Raum betreten sollte.
Ich staunte nicht schlecht als ich hineinkam. Der gesamte Raum war gefüllt mit Regalen und Büchern, doch noch mit am interessantesten war der Schreibtisch, auf welchem sich verschiedenste Wächtermaterialien türmten.

"Das hier ist quasi mein eigenes Labor", teilte sie mir stolz mit.
Ich schaute mich weiter um und entdeckte dann eine kleine hölzerne Kiste weit oben in einem Regal. Als ich genauer hinsah, konnte ich eine Art Bein eines Wächters erkennen und einen blauen dunklen Stein. Ich wunderte mich ein wenig, denn eigentlich waren die Beine der Wächter um einiges breiter, doch diese dort schienen sehr dünn zu sein. Und der blaue Stein machte auch wenig Sinn...

Zelda schien meinen neugierigen Blick gesehen zu haben und griff nach der Kiste.
"Das hier ist ein alter Wächter."
Sie holte ihn hervor und ich konnte nun einen genaueren Blick darauf werfen. Dieser Wächter war anders als die Üblichen. Er war weiß und ihn zierten einige grau-braune Ornamente. Was ich zuvor als blauen Stein identifiziert hatte, stellte sich nun als das Auge des Mini-Wächters heraus.

"Purah und Robelo haben mir ihn gebracht. Sie sagten ich solle ihn aufbewahren, aber ich weiß nicht was ich mit ihm soll. Er reagiert auf gar nichts", erklärte sie mir und stellte die Kiste wieder weg.

"Was ich dir eigentlich zeigen wollte...", setzte sie dann an und griff nach einem der Notizbücher auf ihrem Schreibtisch.
"Ich wollte dir das hier zeigen", sie hielt mir das Buch unter die Nase und ich warf einen Blick darauf. Die Überschrift verriet mir, dass es um die Monumente ging, welche im ganzen Land verteilt waren.
"Diese Monumente erforsche ich momentan", sagte sie stolz und ihre Augen funkelten. Aufmerksam hörte ich ihr weiterhin zu.
"Wann immer ich Zeit habe, breche ich dorthin auf und versuche irgendwie dort hineinzugelangen. Doch bis jetzt ist noch nichts passiert..."

Ihr Hobby klang ziemlich interessant, doch zugleich wunderte ich mich darüber, warum sie mir das alles jetzt zeigte.

Mein Blick folgte ihr, als sie das Notizbuch wieder wegstellte. Als sie sich wieder zu mir umdrehte, da konnte ich Schmerz in ihren Augen erkennen. Verwundert schaute ich sie an, woraufhin sie bekümmert zu Boden blickte.
"Vater ist nicht wirklich angetan von meinem Hobby... Er-", sie atmete traurig aus.
"Er findet, dass ich mich mehr auf meine Ausbildung konzentrieren sollte, damit ich meine Kraft erwecken könnte."

Sie schaute mich nun direkt an.
"Wenn du mir einen Gefallen tun möchtest, dann... Dann erzähl ihm einfach nichts davon, dass wir auf unseren zukünftigen gemeinsamen Reisen auch das ein oder andere Mal zur Forschung irgendwo anhalten, okay?" Sie schaute mich flehend an.
"Versprochen, Euer Hoheit", antwortete ich ihr sofort, ohne groß darüber nachzudenken.

Ich konnte sie verstehen und diesen Wunsch würde ich ihr erfüllen. Neben ihrer Ausbildung sollte sie auch mal etwas tun können, was ihr Spaß machte. Wenn ich ihr helfen könnte, indem ich die Forschung vor ihrem Vater nicht erwähnte, dann würde ich das tun; außerdem wäre es ja kein Anlügen, sondern ein bloßes Auslassen einiger Dinge. Das könnte ich mit meinem Gewissen vereinbaren.

"Vielen Dank Link", antwortete sie und lächelte mich an. Ich lächelte kaum merklich zurück.
Dann wechselte sie das Thema.
"Apropos gemeinsame Reisen...", setzte sie an. "Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir morgen nach Akkala aufbrechen würden?", fragte sie mich. Ich nickte; natürlich würde ich morgen direkt mir ihr aufbrechen.
"Das ist gut", sagte Zelda dann und bot mir an, dass ich die Nacht wieder im Schloss verbringen könnte.

Dankend nahm ich das Angebot an und als wir alles bezüglich des morgigen Tages besprochen hatten, ging ich wieder in das Zimmer, in welchem ich zuletzt die Nacht auch verbracht hatte.

Dort angekommen schmiss ich mich aufs Bett und schloss meine Augen.
Zelda hatte geplant, dass wir zusammen nach Akkala aufbrechen würden, um dort die Quelle der Kraft zu besuchen. Ich war schon ein wenig aufgeregt, denn bisher war ich noch kein einziges Mal in meinem Leben in Akkala gewesen.

Ich öffnete wieder meine Augen und setzte mich im Bett auf.
Doch bevor ich nach Akkala aufbrechen würde, sollte ich einen Brief an Aryll schreiben. Sie wartete bestimmt auf meine Rückkehr, doch nun könnte ich erst einmal nicht nach Hause gehen, da ich Zelda ja begleiten würde.

Ich stand auf und setzte mich mit einem Stift in der Hand an den Tisch. Sofort begann ich den Brief zu schreiben.

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Hallo Aryll!

Ich hoffe, dir geht es gut!
Tut mir leid, dass du so lange nichts von mir gehört hast, doch ich wurde vom König höchstpersönlich aufgehalten. Stell dir vor, er hat mich gefragt, ob ich einen neuen Dienst annehmen wollte!

Zuerst war ich ein wenig unentschlossen, doch nun kannst du deinen Bruder offiziell die Leibwache der Prinzessin von Hyrule nennen.
Ja, du hast es richtig gelesen, ich bin jetzt Leibwächter.

Das alles geht vielleicht jetzt ein wenig schnell, doch ich werde, wenn du den Brief liest, schon auf dem Weg nach Akkala sein. Prinzessin Zelda wollte direkt aufbrechen, um an die Quelle der Kraft zu kommen.

Sobald ich wieder zurück im Inneren Hyrule bin, werde ich sofort zu dir aufbrechen!

Hab dich ganz doll lieb und fühl dich gedrückt!

Dein Bruder, Link

PS: Wie geht es eigentlich Spirit? Hat er sich bei uns Zuhause eingelebt?

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Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt