27 ~ Zweifel

173 13 7
                                    

Als wir morgens aufgestanden waren, ritten wir relativ schnell los. Da ich nicht wusste, inwiefern wir Artax vertrauen konnten, entschieden ich mich dazu, dass wir beide Pferde am Stall der Sümpfe abgeben würden und dann durch Koponga zum Dorf der Zoras gehen würden.

Als wir an der Ingogo-Brücke ankamen, erwartete Mipha uns bereits. Beziehungsweise, ich glaube, dass sie dachte, dass ich alleine kommen würde.
Ihr breites Lächeln verschwand für einen kleinen Moment, als sie Aryll erblickte. Hätte ich sie nicht mitbringen sollen?

"Hallo Link!", rief sie mir zu, doch kam nicht auf mich zu, sondern blieb einfach nur dort stehen, die Hände hinter dem Rücken versteckt. Komisch.
"Hallo Mipha", antwortete ich ihr und ging auf sie zu.
Sie schien weiterhin ein wenig distanziert, ich hätte gerne gewusst wieso...

"Hey Mipha!", rief Aryll und lief auf sie zu.
Mipha nahm sie ein wenig wiederwillig in den Arm und schaute mich verwirrt an.
"Wer bist du denn?", fragte sie dann vorsichtig.
"Ich bin Aryll! Erinnerst du dich nicht mehr an mich? Links Schwester!", klärte sie Mipha auf.

Dann schien Mipha realisiert zu haben, dass es sich um meine Schwester handelte und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
"Aryll! Du bist aber groß geworden! Aber... Ich will nicht, dass es komisch klingt, aber alle sagten du seist tot."
"Bin ich aber nicht!", sagte sie und ließ sich in Miphas Armen theatralisch hängen.
Mipha ging ein wenig in die Knie unter ihrem Gewicht. Es sah aus, als würden sie gleich beide auf der Erde landen.

"Hey, Aryll pass auf, sonst-", begann ich, doch es war zu spät und sie fielen beide zu Boden.
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, weshalb ich laut loslachte.
Mipha wurde ganz rot und Aryll lachte auch nur.

Ich ging auf beide zu und reichte Mipha die Hand. Sie nahm sie und ich zog sie mit Schwung hoch; wohl etwas zu schwungvoll, denn sie fiel mir in die Arme.
"Entschuldige", brachte ich hervor und Aryll kicherte nur weiter. Mipha hingegen wurde nur rot und schaute verlegen zur Seite.

Als wir uns alle beruhigt hatten, gingen wir gemeinsam ins Dorf. Aryll erzählt Mipha währenddessen, wie sie zurückgefunden hatte und was im Wald alles passiert war. Mipha hörte aufmerksam zu. Auch erzählte Aryll ganz stolz, dass sie nun ein Kind des Waldes, also eine Kokiri, sei, was ich noch immer nicht so glauben wollte.

Nachdem wir im Dorf eingetroffen waren, kam Sidon schon auf uns zugelaufen. Mich umarmte er einmal ganz fest, doch auf Aryll ging er ziemlich zögerlich zu.
Aryll hingegen nahm ihn feste in den Arm.
"Hallo Sidon! Du bist aber groß geworden!", dann schaute sie zu Mipha und mir.
"Können Sidon und ich ein wenig spielen gehen?"
Mipha nickte und die beiden verschwanden sofort zu den anderen Zora-Kindern.

"Dann sind wir wohl wieder alleine", stellte Mipha fest.
"Sieht so aus", antwortete ich knapp.
Dann ging ich mit ihr zur nächsten Bank und setzte mich. Kurz durchwühlte ich meinen Rucksack und holte dann das Goronengewürz hervor.
"Oh, danke! Das ist aber ziemlich viel!", stellte sie fest und nahm es dann vorsichtig entgegen.
"Ich wollte nicht, dass es euch wieder ausgeht", antwortete ich nur.

Es herrschte eine lange Zeit lang Stille, welche Mipha dann endlich brach:
"Link, weißt du, ich soll den Titanen steuern!"
Ich war verwirrt. Wieso? Warum? Ich schaute sie forschend an.
"Ich habe einen Brief von der Prinzessin bekommen! Es ist natürlich noch nichts fest, sie muss ja auch erst hierherkommen und mein Vater muss zustimmen... Aber das ist doch toll! Dann kann ich helfen."

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich hatte ihr versprochen, dass ich sie beschützen würde und jetzt würde sie in solch einen Titanen einsteigen? Was ist... Was ist, wenn am Ende etwas schiefgeht? Wenn sie noch nicht genug erforscht wurden? Wenn Mipha stirbt?
Das konnte ich nicht zulassen.

Bevor ich jedoch etwas dagegen sagen konnte, begann sie von dem Titanen zu schwärmen. Wie süß er sei und seine Aura, welche sie spürte. Sie schien schon jetzt eine starke Bindung zu ihm zu haben...
Ich wollte nicht, dass sie traurig sei. Sie schien den Titanen wirklich zu mögen... Dann müssten wir hoffen, dass alles gut ginge - Es würde schon alles gut gehen.

Mipha erzählte noch einiges vom Titanen und was in letzter Zeit im Dorf passierte. Auch erzählte sie, dass Sidon gestern der erste Milchzahn ausgefallen war. Sie schien sehr stolz darauf zu sein.

Als es irgendwann schon ziemlich spät wurde, schaute ich nach Aryll.

Ich fand sie in einem der Gästebetten, zusammen mit Sidon. Sie lag angelehnt an die Lehne mit einem Buch in der Hand im Bett, Sidon mit dem Kopf auf ihrem Schoß. Beide waren am Schlafen.
"Da sind wohl welche vom Spielen müde gewesen."
Plötzlich stand Mipha hinter mir und legte ihre Hand auf meine Schulter.
"Da hast du wohl recht", antwortete ich kurz.
"Doch ich bin auch langsam müde, ich werde mich wohl ebenfalls hinlegen."
Mipha nickte und nahm mich dann noch einmal in den Arm, bevor sie das Gasthaus verließ.

Ich suchte mir eines der Betten aus und setzte mich dort dann hin.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, legte ich mich sofort ins Bett. Doch bevor ich einschlafen konnte, gingen mir so viele Gedanken durch den Kopf, es war nicht mehr normal.

Ich machte mir jetzt schon so viele Sorgen bezüglich der Verheerung, wie schlimm soll es denn werden, wenn es so weit war?
Es schien momentan darauf hinauszulaufen, dass ich die Verheerung besiegen muss; das ich ja der Auserwählte bin. Doch sie soll so gefährlich sein, dass es einer Technologie bedarf, die wir gar nicht wirklich kennen. Wir nutzen sie einfach nur. Alleine das ist ja schon kurios.
Keiner kann genau sagen, woher diese Titanen und Wächter kommen. Niemand weiß, wie genau man sie steuert. Wir sind eigentlich alle ahnungslos und trotzdem könnte diese Verheerung jederzeit ausbrechen.
Was mache ich, wenn ich es nicht schaffe alle zu schützen? Wenn ich verliere? Dann bin ich schuld am Untergang eines Landes. Ich, ganz alleine.

Als kleines Kind habe ich die Erzählungen über das Böse Unheil in diesem Land gerne angehört. Zum Beispiel die des Ritters aus den Wolken oder einem Jungen, welcher die Welt retten muss und dafür zum Tier wurde. Es gibt sämtliche Geschichten und alle sollen nur Legenden sein. Doch was ist, wenn sie alle real sind und auch meine Geschichte irgendwann den kleinen Kindern als Gutenachtgeschichte erzählt wird?

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt