"Link, steh auf!"
Ich rollte mich in meinem Bett zur Seite, um mich erneut einkuscheln zu können. Doch meine Schwester schien ein paar andere Pläne zu haben.
"Link, jetzt steh doch auf! Du Schlafmütze! Hast du denn vergessen, was heute ist?", fragte sie empört.
Ich war verwirrt und musste kurz nachdenken. Was wollte Aryll von mir? Was hatte ich vergessen? War es wichtig? Musste ich mir jetzt Sorgen machen?
"Aryll, was möchtest du von mir? Lass mich doch bitte weiter schlafen...", entgegnete ich ihr schließlich und öffnete dann langsam meine Augen. Diese schloss ich auch sofort wieder, weil es einfach viel zu hell war; die Sonne schien mir mitten ins Gesicht.Aryll hingegen kletterte nun auf mein Bett und setzte sich prompt auf mich drauf:
"Link, heute muss Papa doch nach Akkala! Weißt du das nicht mehr?"
Uhhh... da war was. Papa wollte unbedingt nach Akkala, weil er dort irgendein Geschäft oder so abschließen muss... wie langweilig! Und weil er uns natürlich nicht alleine lassen will, nimmt er uns mit; wie immer..."Doch, doch... ich erinnere mich...", entgegnete ich ihr nun, woraufhin sie endlich von mir runter ging. Dann schaute sie mich aufmerksam an:
"Und weißt du noch was, Link?"
"Was denn?"
"In drei Tagen wird deine Schwester acht Jahre alt!", sagte sie voller Freude.
Ich wurde kurz nachdenklich. Verging die Zeit wirklich so schnell? War sie schon bald acht Jahre alt? War Mama schon fast vier Jahre tot?Ich war neun Jahre alt, da starb Mama. Heute bin ich dreizehn Jahre alt. Aryll und ich haben nie den Grund erfahren, warum und wie Mama starb. Papa sagte uns immer nur, dass wir unter keinen Umständen den Wald von Hyrule betreten durften. Mama ging dort hinein und kam nie wieder heraus...
Mein Blick fiel auf Aryll. Sie wurde bald acht... Krass wie schnell die Zeit vergeht. Ich sehe noch immer meine kleine Schwester mit ihren kurzen strubbeligen strohblonden Haaren vor mir stehen, doch so langsam musste ich wohl damit zurechtkommen, dass Aryll nicht mehr das kleine süße Mädchen ist, sondern so langsam zu einem jungen Mädchen heranwächst. Ich seufzte.
"Hallo? Link? Bist du noch anwesend oder schläfst du jetzt schon mit offenen Augen?", fragte Aryll mich ärgerlich.
"Nein, alles gut, ich war nur in Gedanken... Ich habe an Mama gedacht..."
Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, denn Arylls Blick trübte sich direkt.
"Oh...""Link! Aryll! Jetzt zieht euch doch bitte endlich an, ich möchte los!", rief unser Vater uns plötzlich zu, wodurch ich kurz zusammenzuckte.
Wir beide schauten uns an und liefen dann in unser bescheidenes Bad. Dort putzten wir uns die Zähne und ich bürstete meine Haare noch kurz durch. Dann kämmte und flocht ich Arylls Haare und steckte ihr sie zu einem Zopf hoch. Sie war noch zu jung, um sich solch eine Frisur selber zu machen, doch ich wusste, wie gerne sie geflochtene Haare trug.Als wir dann im Bad fertig waren, zog ich mich an und packte einen kleinen Rucksack mit den wichtigsten Dingen zusammen. Auch nahm ich mein Holzschwert mit, weil ich mich irgendwie beschäftigen musste, wenn wir an einem Stall oder so Rast machten.
Als ich alles gepackt hatte, ging ich zu Papa, welcher schon draußen mit den Pferden stand. Aryll kam dann auch hinterher.
"So Link, du reitest heute zusammen mit deiner Schwester auf Elena. Ich kann euch beide mittlerweile nicht mehr auf mein Pferd mit aufsatteln. Ihr werdet zu schwer!", sagte mein Vater lachend.
Ich schaute nur auf Elena. Noch nie durfte ich sie alleine reiten, immer ritt Papa oder mein Onkel mit auf ihr. Das würde jetzt ein richtig besonderer Ritt werden!Fleißig half ich Papa die Pferde zu satteln und zu bepacken. Als wir endlich fertig waren, ging es auch direkt los. Ich hob Aryll auf Elena drauf und setzte mich dann selber auf ihren Rücken in den Sattel. Aryll packte mit ihren Händen um meine Hüfte und hielt sich fest.
"Dann mal los, Kinder!", rief Papa und ließ Aryll und mich voraus reiten, damit er uns im Blick behalten konnte.Unser erster Stopp sollte Kakariko sein. Papa plante dort vor Sonnenuntergang anzukommen, also ritten wir unseren Weg entlang durch den kleinen Wald vor dem Dorf und dann in Richtung Hateno-Festung.
Als wir an der Hateno-Festung ankamen, wurden wir angehalten. Zwei Wachleute kamen auf uns zu.
"Einmal bitte ausweisen, wo möchten Sie hin?"
Ich schaute zu Papa und hoffte, dass er antworten würde. Dies tat er zum Glück auch:
"Wir möchten nach Akkala reisen, dort soll ich einen Vertrag abschließen."
"Sie wissen, dass aufgrund der steigenden Monsterzahlen momentan die Kinder besser zu Hause bleiben sollten? Sie sollten vor allem nicht nach Akkala mit ihnen reisen", entgegnete der Wachmann besorgt.
"Nein, meine Kinder bleiben bei mir. Der Bursche kann schon mit dem Schwert umgehen und besiegt mir alle Erwachsenen im Kampf und das Mädel weiß sich ebenfalls zu wehren", erklärte Papa, als sich sein Gesicht veränderte und er traurig wirkte. "Außerdem habe ich niemanden zu Hause, der auf sie aufpassen kann."Dann nickte der Wachmann und ließ uns passieren. Ich fand das komisch, wenn Papa immer damit argumentierte, dass ich mit dem Schwert umgehen konnte und die Erwachsenen im Kampf besiegte... Die Leute warfen mir dann immer so komische Blicke zu...
Wir ritten weiter und kamen nach dem Sonnenuntergang erst in Kakariko an. Also nicht so, wie Papa es geplant hatte... Ich war schon todmüde und Aryll war auf halbem Weg eingeschlafen. Vorsichtig löste ich sie von mir und Papa nahm sie vom Pferd. Dann trug er sie bis ins Gasthaus und legte sie dort in ein Bett. Er bezahlte die Betten für die Nacht und ging dann die Pferde draußen festbinden. Ich blieb bei Aryll und deckte sie zu. Dann verkroch auch ich mich in mein Bett und wartete, bis Papa zurückkam.
Als er hereinkam, lief ich auf ihn zu und fiel ihm in den Arm. Ich war so froh, dass ich Papa und Aryll hatte, denn sonst hätte ich vermutlich niemanden mehr und wüsste nicht, wohin mit mir. Ich könnte mir kein Leben ohne sie vorstellen. Und trotzdem vermisste ich Mama manchmal so stark, dass mir die Tränen kamen; wie auch heute.
Mit Papa setzte ich mich auf mein Bett und er erzählte mir dann eine Geschichte:
"Link, schau hier aus dem Fenster. Siehst du den Mond?"
Ich schluchzte, aber antwortete: "Ja, ich sehe den Mond Papa."
"Schau genau hin...", sagte er. "Mama schaut jeden Abend wie es uns geht. Sie ist nur zurück nach Hause hinter den Mond gegangen, wo wir Hylianer alle einmal herkamen... Sie hängt jeden Abend die Sterne für dich und Aryll am Nachthimmel auf, um euch euren Weg durchs Leben zu weisen. Und manchmal..."
Eine Sternschnuppe flog am Himmel entlang und Papa lächelte.
"Und manchmal... ja, manchmal schickt sie sogar die Sterne für euch beide auf die Erde."
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Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DE
FanficHabt ihr euch auch schon immer gefragt, was in Links Gedanken vorgeht? In meiner Story "The Legend of Zelda: Breath before the Wild", decke ich genau diese Frage auf. Aus Links Perspektive erzähle ich die Geschehnisse vor der großen Verheerung in ei...