63 ~ Gewissheit

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Ich schaute weiterhin in Richtung des Eingangs, als ich ein frustriertes Murmeln vernahm. Ich drehte mich vorsichtig zu ihr herum und konnte sehen, dass sie die Hände zu Fäusten geballt hatte.
"Warum...", hörte ich sie leise flüstern und dann seufzen.

Jetzt schaute ich mich endgültig zu ihr herum und beobachtete sie ein wenig, bis ich mich dazu entschied sie anzusprechen.
"Alles in Ordnung, Euer Hoheit?", fragte ich vorsichtig nach.
"Sie ist nicht erwacht...", murmelte sie bekümmert und verschränkte traurig die Arme vor der Brust.

Ich wusste nicht, wie ich jetzt reagieren sollte. Deprimiert stieg sie die Stufen hinauf und ging in Richtung ihrer Tasche. Ohne etwas zu sagen, nahm sie ihre Kleider wieder an sich und verschwand dann im Tunnel, in welchem ich zuvor noch gestanden hatte.
Schnell wendete ich meinen Blick von ihr ab und schaute in eine andere Richtung, damit sie sich in Ruhe umziehen konnte.

Ich wartete eine Weile, bis sie mich zu sich rief.
"Link, kommst du?", rief sie, immer noch ein wenig deprimiert.
Schnell machte ich mich auf den Weg zu ihr und als ich bei ihr ankam, hatte sie die Arme immer noch vor der Brust verschränkt und schaute deprimiert zu Boden.

Ich versuchte sie irgendwie zu trösten, indem ich ihr mit der Hand über den Rücken fuhr, doch sie blockte mich einfach nur ab.
Erschrocken wich ich ein Stück zurück. Vielleicht wollte sie gerade nicht getröstet werden? Ich konnte sie verstehen, es lief nicht so wie sie geplant hatte, aber warum genau sie meine Hilfe abblockte war mir schon ein Rätsel... Immerhin steckten wir gemeinsam in der Scheiße rund um die Verheerung. Wenn sie jemand trösten könnte, dann doch ich? Ich weiß doch am besten wie es ist, wenn ein ganzes Land etwas von einem erwartet.

Ich entschied mich jedoch dazu sie nicht darauf anzusprechen und einfach mit ihr zurück zum Schloss zu reiten. Vielleicht brauchte sie jetzt einfach die Stille... Aber ich sollte irgendwann mit ihr darüber sprechen, ich wollte nicht, dass sie sich in meiner Anwesenheit unwohl oder ungeborgen fühlte... Ich möchte ein guter Leibwächter für sie sein.

Einige Zeit später zurück im inneren Hyrule...

Wir kamen langsam aber sicher am Stall von Hyrule-Stadt an und gaben unsere Pferde dort ab. Auf dem gesamten Weg wechselten wir kein Wort miteinander, ich ritt einfach die ganze Zeit mit Elena hinter ihr und Storm her.

Doch mir war auf dem Weg eingefallen, was Aryll zu mir gesagt hatte...
Als ich ihr die ganze Situation von damals erklärt hatte mit Impa und wie sie mich weggeschickt hatte und Zeldas Reaktion...

Aryll hatte mir damals erklärt, dass Zelda mich als eine wandelnde Erinnerung ihres Scheiterns ansieht, da ich quasi meine Aufgabe erfüllt hatte, indem ich das Master-Schwert bekommen hatte. Doch sie... Sie hat ihre Kraft bis jetzt noch nicht bekommen und damit ihre Aufgabe nicht erfüllt.

Mir wurde gerade so vieles klar...
Ich hatte mich damals gefragt, weshalb sie dann überhaupt mal nett zu mir gewesen war, doch jetzt machte alles Sinn...
Solange es nicht direkt um ihre Kraft ging und andere Dinge Vorrang hatten, so konnte sie abschalten. Doch genau die Situation an der Quelle der Kraft hat ihr vermutlich vor Augen geführt, dass sie ihre Aufgabe noch immer nicht erfüllen kann, während ich nun als ständiges Andenken neben ihr herlaufe und ihr bewusst mache, dass sie es einfach nicht schafft...

Ein wenig schlecht fühlte ich mich jetzt schon, obwohl ich doch eigentlich gar nichts dafür konnte. Das einzige, was ich nun machen könnte, wäre ihr zur Seite stehen und den Mund halten; ihr einfach das Gefühl geben, dass sie nicht alleine ist und es auch nie sein wird. Egal ob ihre Kraft erwacht oder nicht, ich werde für sie da sein, das verspreche ich. Nicht nur, weil ich es als ihr Leibwächter tun muss, sondern weil ich das Gefühl habe, sie braucht eine stumme Unterstützung, zu der sie sich zurückziehen kann.

Ich möchte den König auch nicht schlecht reden, in keinster Weise, aber er scheint seiner Tochter gegenüber ein wenig abblockend zu wirken. Ich möchte einfach, dass Zelda jemanden an ihrer Seite hat, der für sie da ist; und ich hoffe, dass sie dieses Angebot von mir auch irgendwann annehmen wird.

Wir kamen gerade am Schloss an, als der König uns auch schon empfing.
"Willkommen zurück! Link, wenn ich bitten darf", er machte mir den Weg frei und bat mich darum ihm zu folgen.

Ich wusste, dass er nun wahrscheinlich hören wollte, wie die Expedition zu der Quelle lief. Schnell schaute ich noch einmal zu Zelda hinüber, welche mich flehend anschaute und dann, als ihr Vater nicht hinschaute, schnell den Finger vor ihren Mund hielt und eine Schließbewegung nachahmte.

Ich verstand sofort; sie wollte nicht, dass ich ihm etwas von ihrer Verwundung erzählte. Schnell nickte ich und wurde dann von dem König auch schon bis in den Thronsaal geführt.
Langsam fragte ich mich, warum er eigentlich immer bis in den Thronsaal gehen musste, um selbst über Kleinigkeiten zu beraten; da dauerte der Weg bis zum Saal fast sogar länger als das eigentliche Gespräch.

Aber nun gut, er war immerhin der König und nicht ich.

Als wir endlich ankamen, war ich sowieso schon müde, doch der König schien ganz gespannt zu sein. Ob es wirklich so interessant sein konnte, über Umwege etwas von seiner Tochter zu hören?

Kurz seufzte ich und begann dann zu erzählen.
Bewusst ließ ich sämtliche Dinge aus, welche mit Zeldas Verletzung zu tun hatten; demnach blieb nur noch die erfolglose Reise zur Quelle und zurück zu berichten.
Als ich fertig war, schaute der König glücklich zu mir hinab.

"Vielen Dank Link", setzte er an. "Das bedeutet mir viel, dass Ihr so ehrlich mit mir seid."
Kurz musste ich schlucken; immerhin hatte ich den König schon ziemlich arg angelogen.
"Immer zu Euren Diensten", erwiderte ich einfach nur und wollte dann auch schon wieder gehen.

"Noch eine Sache Link", hielt der König mich plötzlich auf. "Morgen Nachmittag ist eine Zeremonie geplant, welche Zelda zu Ehren Euren neuen Amtes durchführen wird."
Ich nickte ihm dankend zu und verließ dann den Thronsaal.

Draußen wartete Zelda bereits auf mich.
"Du hast ihm nichts von dem Angriff der Bokblins erzählt, oder?", fragte sie mich leicht ängstlich. Schnell schüttelte ich den Kopf, woraufhin sie zögerlich auf mich zukam.
"Danke", murmelte sie und nahm mich dann vorsichtig in den Arm.

Ich war perplex und riss ein wenig erschrocken meine Augen auf, legte dann aber ebenfalls vorsichtig meine Arme um sie.
Ich spürte, wie es in meinem Bauch begann zu kribbeln und mir warm wurde. Schnell lösten wir wieder die Umarmung, woraufhin wir uns dann gemeinsam auf den Weg zu unseren Gemächern machten.

Es war draußen mittlerweile schon ziemlich dunkel geworden und es musste auch schon sehr spät sein. Auf dem Weg zu unseren Gemächern begann Zelda mir ein wenig über die Leibwächter-Zeremonie zu erzählen, welche mir morgen bevorstehen würde.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt