29 ~ Sorgen, Sorgen und noch mehr Sorgen

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"Es tut mir so leid Mipha."
Schnell kniete ich mich zu ihr auf den Boden.
"Ist dir etwas passiert?", fragte ich hastig, als ich sie konzentriert musterte.
Sie schaute mich einfach an, während ihre Augen nur leer auf mich starrten. Mit meiner Hand wedelte ich vorsichtig vor ihrem Gesicht, bis sie verwirrt den Kopf schüttelte.
"Es ist alles gut... Es war nur... überwältigend", entgegnete sie leicht geschockt.

Es tat mir so unfassbar leid. Ich wollte sie nicht schubsen und auch nicht schocken. Ich wollte nicht, dass sie nun Angst vor mir hatte... Aber ich wollte auch nicht, dass ihr etwas passierte.
Deshalb; was hätte ich auch tun sollen? Ich musste es tun. Und jetzt war auch die Bedrohung Hylia sei Dank weg... Zum Glück.

Ich schaute noch einen Moment auf die geschockte Mipha, als ich mir klar machte, dass wir wieder ins Dorf mussten. Demnach stand ich auf, woraufhin ich Mipha dann schnell die Hand reichte.
Noch ein wenig zittrig griff sie nach meiner ausgestreckten Hand und zog sich vorsichtig daran hoch.
Neben mir blieb sie stehen, die Arme um ihren dünnen Körper geschlungen und noch immer leer ins Nichts starrend. Vorsichtig legte ich ihr eine Hand auf die Schulter, was sie zusammenzucken ließ.
Kurz schaute sie zu mir hoch und dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg zurück zum Dorf.

"Ihr seid zurück!", rief Aryll mir zu, als wir das Dorf betraten und nahm mich in den Arm.
"Ich komme immer zurück", flüsterte ich ihr ins Ohr, woraufhin ich spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.

Mittlerweile war es schon spät geworden und Sidon war mit Aryll bereits ins Bett gegangen.
Mipha und ich hingegen waren herausgegangen und hatten uns einen ruhigen Platz gesucht, an welchem wir den Sonnenuntergang beobachteten.
Ich hatte mich auf den Boden gesetzt und Mipha saß angelehnt an mich neben mir. Langsam kam der Mond auch zum Vorschein und ich dachte an meine Familie, als Mipha das Wort erfasste:
"Link... du bist echt groß geworden. Ich kann mich noch daran erinnern, wie du als kleiner Junge warst. Immer hattest du Schrammen und Kratzer und bist hierhergekommen. Das Dorf der Zoras war dein zweites Zuhause."

Sofort musste ich an diese Zeit denken. Damals war alles noch so unbeschwert und leicht... Ich wünschte, ich könnte einfach die Zeit zurückdrehen und sie nochmal erleben, wenn ich gewusst hätte, was noch alles auf mich zukam... Es einfach noch ein bisschen mehr genießen, als ich es sowieso getan hatte.

Ich schaute hinauf zum Mond, während ich ein wenig in Gedanken versank.
"Link, weißt du noch, der eine Tag, an dem du mir ganz stolz erzählt hast, dass du deinen ersten Bokblin besiegt hast?", fragte sie stolz und riss mich ein wenig aus meinen Gedanken.

Ich nickte einfach nur.
So fing alles an. So sind die Leute auf mein Talent aufmerksam geworden. Seitdem war ich die Hauptattraktion, wenn es um den Schwertkampf ging; und ich war da gerade mal sechs glaube ich. Die Zeit fliegt... Ab diesem Moment war quasi meine Kindheit auch vorbei. Mein Vater schickte mich zur Ritterschule. Ich war immer der kleinste dort gewesen und die Älteren haben sich über mich lustig gemacht, weil ich eben so jung war und schon ein Ritter werden sollte. Ich war auch nie wirklich gut in den technischen Fragen, ich konnte es immer nur anwenden im Schwertkampf. Durch mein Talent war ich bei den anderen Kindern dann auch unbeliebt, weil ich etwas besser konnte als sie, aber trotzdem jünger war. Alle lernten wie verrückt und ich machte einfach nur das, was mir in die Wiege gelegt wurde...

Wenn ich so darüber nachdenke, dann war ich immer der Außenseiter. Die Kinder hielten mich für komisch, weil ich mit meinem Umgang mit dem Schwert so überreif war. In meiner Altersgruppe fand ich wenig Anklang, allen war ich zu 'komisch'.

Ich atmete hörbar aus.
"Link, ist alles in Ordnung?", fragte Mipha besorgt, als ich krampfhaft versuchte ein Lächeln aufzusetzen..
"Ja, es ist alles gut, ich bin nur müde", sagte ich, doch das war offensichtlicherweise gelogen.

Ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, weshalb ich aufstand und schlafen ging. Mipha sagte nichts mehr, sondern ließ mich einfach gehen. Als ich im Gasthaus ankam, nahm ich das Bett, welches an der Wand stand. Dort setzte ich mich hin und lehnte mich etwas gegen die Wand.

Ich merkte, wie ich die Tränen jetzt nicht weiter aufhalten konnte und ließ sie meine Wangen herunterkullern. Ich richtete meinen Blick gen Himmel und dachte über mein Leben nach.

Eigentlich könnte ich ein so schönes Leben führen, wäre da nur nicht dieses dämliche Schicksal! Warum musste ich so talentiert sein? Vielleicht war das mit Absicht, damit ich nicht lernen musste mit dem Schwert umzugehen und das Bannschwert führen konnte. Doch wie gemein war das denn dann? Ich meine, warum ich? Warum ausgerechnet ICH? 

Ich bin aufgewachsen in Hateno, in einem überschaubaren Dorf. Mein Elternhaus ist das, was am weitesten weg vom Dorf liegt. Dann sind meine Eltern gestorben, meine Schwester war Jahre weg und meinen Onkel hat es auch dahingerafft! Und alles Schicksal? Oder der Plan der Göttin? Wieso sollte man einem Jungen, der alles verloren hat, das Bannschwert geben? Das ergibt keinen Sinn...

Und gleichzeitig habe ich die Last, alle zu schützen auf meinen Schultern liegen. Für einen sechzehnjährigen total angenehm, klar! Ich soll der Held sein, der alle beschützen muss und bin noch nicht einmal volljährig. Eigentlich muss ich jeden Tag damit rechnen, dass die Verheerung einfach so ausbrechen würde und ich mich dem Biest stellen muss. Das kann in 10 Jahren sein, das kann aber auch morgen sein...

"Warum muss ausgerechnet ich damit leben", flüsterte ich leise, während mir die Tränen weiter über die Wangen liefen und ich meinen Kopf gegen die Wand presste. Meine Hände hatte ich so fest zusammengeballt, dass ich mir die Fingernägel in die Handballen gedrückt hatte. Als ich sie öffnete, bluteten sie ein wenig. Vorsichtig putze ich es an meiner Hose ab und legte mich dann in mein Bett.

Doch an schlafen war noch nicht zu denken. Zu viele Gedanken waren in meinem Kopf, was mir bereits Kopfschmerzen bereitete...
Trotzdem schloss ich meine Augen und versuchte einzuschlafen, um am nächsten Morgen mit Aryll früh genug wieder nach Hateno zu kommen.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt