25 ~ Zu Hause hinter dem Mond

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Da es gestern schon spät gewesen war, hatte ich mich dazu entschieden noch eine Nacht hier zu verweilen. Netterweise hatten die Eltern der beiden Jungs mich zum Essen eingeladen und mir einen Schlafplatz angeboten, da sie es für unmöglich hielten mich bei dieser Dunkelheit alleine nach Hause reiten zu lassen. Dieses Angebot nahm ich dankend an.
Am nächsten Morgen gab mir die Mutter der beiden auch noch etwas Proviant mit, was ich sehr aufmerksam von ihr fand. Kurz darauf hatte ich mich auch schon auf den Weg gemacht.

Mittlerweile befand ich mich mitten auf dem Weg zurück nach Hateno. Aryll würde meine Ankunft bestimmt schon erwarten. Sie wusste vermutlich, dass der Kampf schon über einen Tag zu Ende sei und macht sich vielleicht gerade Sorgen, dass mir etwas zugestoßen wäre...

Die Jungs, denen ich geholfen hatte, lebten in Mövendorf, weshalb ich den schnellsten Weg über den östlichen Stall, in der Nähe des großen Plateaus in Richtung Heimat nahm. Von hier aus war es nicht mehr allzu weit bis nach Hateno. Heute Abend sollte ich dort hoffentlich angekommen sein.

Während ich so dort entlang ritt, dachte ich ziemlich viel nach.
Wie es wohl Aryll gerade ging? Ob sie dachte, dass mir etwas passiert war? Hoffentlich nicht... Und was war mit Mipha? So lange braucht kein Mensch von Goronia wieder zurück zum Dorf der Zoras... Hoffentlich machten sie sich nicht allzu viele Sorgen; hoffentlich machten sich beide einfach keine Sorgen.

Und dann war da noch das Bannschwert. Es war zwar eine Aussage von Phai, die ich mir auch selbst hätte erschließen können, aber trotzdem ließ mich der Gedanke daran nicht los. Meinte sie, dass wenn ich stärker werde, die Kraft des Schwertes ebenfalls anstieg?
Wenn es wirklich so sein sollte, dann wäre das schon beeindruckend... Als würde das Schwert mit meiner eigenen Kraft mitwachsen, doch auch abbauen, sobald mir etwas zustoßen würde.
Hoffentlich würde letzteres Szenario nie eintreten...
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, woraufhin ich mich kurz schüttelte.

Es war dunkel geworden und ich war mittlerweile schon fast in Hateno angekommen, als ich merkte, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht schlich. Ich war froh, dass ich endlich wieder zu Hause war; vor allem nach dem, was zuletzt passiert war.

Nachdem ich Elena an der Überdachung festgebunden hatte, betrat ich schon unser Haus. Ich hatte den Türknauf noch nicht ganz in der Hand, da öffnete Aryll die Türe hastig von innen.
Sie schien wie erstarrt; ihre Augen waren rot und aufgequollen; sie schien viel geweint zu haben. Als sie mich sah, kullerten ihr die Tränen die Wangen nur so runter und sie stürzte auf mich zu.
"Ich dachte, dir wäre etwas passiert! Ich dachte-", schluchzte sie und befeuchtete gleichzeitig auch mein gesamtes Oberteil. Doch das war mir ziemlich egal.

Ich nahm sie ebenfalls fest in den Arm und so standen wir da, bis Aryll sich vorsichtig von mir löste und zu mir hochschaute:
"Ich dachte- Ich dachte, ich hätte dich schon wieder verloren", sagte sie zitternd, als sie mich mit glasigen Augen ansah.
Ich merkte, wie auch mir langsam die Tränen in die Augen stiegen, doch ich versuchte sie zurückzuhalten, indem ich sie wegblinzelte.
"Es ist alles gut, ich bin ja wieder da", versuchte ich sie so gut wie ich konnte zu beruhigen.

Irgendwann ging ich mit ihr vorsichtig ins Haus und setzte mich hin. Aryll nahm ich auf den Schoß und sie schlang ihre Arme um mich.
So saßen wir da eine längere Zeit, bis Aryll an mich gekuschelt einschlief. Ich strich ihr noch ein wenig über die Haare und hob sie dann hoch, um sie in ihr Bett zu bringen. Sie war eigentlich ziemlich leicht für ihre 11 Jahre, was mich ein wenig verwirrte. Hoffentlich aß sie genug...

Behutsam legte ich sie in ihr Bett, doch wohl nicht behutsam genug. Sie wurde wach und wimmerte nur. Ich hörte genauer hin, da sagte sie etwas zu mir, was ich nur müßig verstand:
"Link... heute... bleiben."
Ich ging auf sie zu und strich ihr eine dicke Haarsträhne aus dem Gesicht. Vermutlich wollte sie, dass ich die Nacht bei ihr bleibe; was anderes konnte ich mir aus ihren Worten nicht zusammenreimen.

"Ich komme sofort wieder", flüsterte ich ihr zu und verließ das Zimmer. Dann machte ich mich auf den Weg in mein Eigenes und zog mir schnell etwas Bequemes zum Schlafen an, woraufhin ich direkt zu ihr zurückkehrte.

Aryll saß mittlerweile senkrecht im Bett und erwartete meine Ankunft.
"Hey, ich dachte, du schläfst?", fragte ich sie scherzhaft, als ich auf sie zuging.
"Anscheinend ja nicht. Erzählst du mir eine Geschichte?", fragte sie mich stattdessen und grinste mich an.

Ich ging nun schneller auf sie zu und setzte mich zu ihr aufs Bett. Dort kuschelte sie sich an mich und zog die Bettdecke über uns beide drüber, als wir uns gemeinsam gegen die Wand lehnten. Dann begann ich ihr eine Geschichte zu erzählen. Sofort kam mir eine bestimmte in den Sinn, als ich aus dem Fenster schaute.

"Aryll, schau hier aus dem Fenster. Siehst du den Mond, wie er so hell heute scheint?"
Sie nickte nur und gähnte, während sie sich noch ein wenig näher an mich ankuschelte.
"Schau genau hin... Siehst du seine Details? Von dort schauen Mama und Papa, ja sogar Onkel Moe, jeden Abend zu uns hinab und gucken wie es uns geht. Als sie die Erde verlassen haben, da sind sie zurück nach Hause hinter den Mond gegangen... Da, wo wir alle herkommen."
Ich merkte, wie mir langsam die Tränen kamen. Aryll gähnte erneut, während ich ihr mit meinem Finger vorsichtig kleine Kreise auf die Schulter malte.

"Zusammen hängen sie dort jeden Abend für uns die Sterne auf, um uns unseren Weg, egal wohin er uns führt, zu erleuchten. So können wir nie unser Ziel aus den Augen verlieren... Und manchmal..."
Aryll war bereits eingeschlafen, doch ich schaute weiterhin aus dem Fenster raus, als plötzlich eine Sternschnuppe am Nachthimmel vorbeizog und sich ein wohliges Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete.

"Und manchmal... ja, manchmal schickt sie sogar die Sterne für euch beide auf die Erde."

Ich merkte wie die Tränen nun liefen. Aryll war bereits tief und fest am Schlafen.
Genau diese Worte hatte mein Vater benutzt... Nur wenige Tage bevor er... bevor er starb...

Er erzählte mir diese Geschichte, um mir zu zeigen, dass Mutter noch immer über uns wachte, auch wenn ich sie nicht sehen, hören oder berühren konnte; und jetzt, da erzählte ich sie Aryll, damit sie wusste, dass Mutter, Vater und Moe noch bei uns waren. Aber eben für uns unsichtbar und unnahbar.

Vorsichtig kuschelte ich mich an Aryll an und nahm sie fest in den Arm.
"Ich bin so froh, dass du da bist", flüsterte ich gegen ihr Haar und gab ihr dann einen vorsichtigen Kuss auf den Hinterkopf, bevor ich dann meine Augen schloss und mit ihr im Arm einschlief.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt