57 ~ Gemeinsamer Aufbruch

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Ich wurde durch ein dumpfes Klopfen an der Türe geweckt.

Verschlafen setzte ich mich auf die Bettkante und bat meinen Gast mit rauer Stimme hinein.
Ich staunte nicht schlecht, als Prinzessin Zelda vor mir stand. Und nicht nur das; sie war längst schon bereit zum Aufbruch.

Ich stattdessen saß auf meiner Bettkante und hatte noch die Bettdecke um mich herumgedreht; was ein toller erster Eindruck als Leibwache.
"Link, ich würde gerne gleich aufbrechen", teilte Zelda mir mit und schaute zu mir. "Wir treffen uns am Ausguck des Schlosses."
Ich nickte ihr noch immer verschlafen zu und dann verließ sie mein Zimmer auch schon wieder.

Sofort sprang ich auf und beeilte mich, dass ich in meine Kleidung kam. Doch eine Frage konnte ich mir nicht beantworten; warum stand sie so früh auf? Beziehungsweise, warum schlief sie nicht aus und brach dann auf? Gerade sie müsste doch genügend Zeit haben, um sich morgens Zeit zu lassen, oder?

Ich entschied mich dazu, nicht länger darüber nachzudenken und schlüpfte in meine Anziehsachen. Dann machte ich mir schnell irgendwie meine Haare und steckte den Brief für Aryll ein. Anschließend nahm ich das Bannschwert und meinen Schild und verließ das Zimmer.

Ich folgte den Fluren des Schlosses, bis ich nach draußen kam. Von dort machte ich mich auf den Weg zum Ausguck, an welchem Zelda sich mit mir treffen würde.
Ich hoffte, dass sie nicht zu sauer war, weil ich länger gebraucht hatte. Aber wir hatten gestern Abend auch keine Uhrzeit ausgemacht, also war es irgendwo nicht meine Schuld, oder?

Oder wir beide tragen eine Teilschuld, weil wir nicht genauer drüber gesprochen haben und sich auch keiner erkundigt hat. Ich vermute, dass wir beide erst einmal herausfinden müssen, mit dem jeweiligen Gegenüber zu arbeiten. Für uns beide ist es irgendwo ja auch neu, auch wenn Zelda schon einmal eine Leibwache hatte.

Ich kam endlich am Ausguck an und sah Zelda dort bereits warten. Schnell ging ich auf sie zu.
"Link, da bist du ja. Können wir los oder musst du noch etwas erledigen?", fragte sie, als ich auf sie zukam. Ich schüttelte nur den Kopf.
Ich müsste zwar Arylls Brief abschicken, doch das könnte ich am Stall machen, wenn wir unsere Pferde abholen; wenn Zeldas Pferd überhaupt dort war.

"Dann lass uns gehen. Mein Pferd, Storm, befindet sich am Stall von Hyrule-Stadt", klärte sie mich auf. Ich nickte ihr freundlich zu und zusammen machten wir uns auf den Weg zum Stall.
Es war eigentlich perfekt, dass wir dorthin gehen würden, denn meinen Brief würde ich dann dort auch loswerden; dann müsste Aryll auch nicht mehr so lange warten.

Wir gingen durch den dritten Wall hindurch und dann am Übungsplatz vorbei, bis wir am schweren Tor des Schlosses ankamen. Von dort aus mussten wir zum Stadteingang gelangen; leichter gesagt als getan, denn einige interessierte Leute schauten uns beide schon neugierig an.
"Verhalte dich unauffällig", zischte Zelda mir zu und ging einfach weiter durch Hyrule-Stadt.

Ich tat, was sie mir gesagt hatte und folgte ihr stumm. Trotzdem konnte ich an den Bemerkungen der anderen Hylianer nicht vorbei Hören.
So bekam ich mit, dass einige tuschelten und Zeldas Name fiel.
"Prinzessin Machtlos", sagte einer. Ich formte mit meiner Hand eine Faust. Zwar weiß ich auch nicht, warum Zeldas Kräfte nicht erwachen, doch sie so zu beschimpfen ging gar nicht; aber ich hatte Zelda versprochen nichts zu sagen und nichts zu machen. Es war ein königlicher Befehl.

Neben den Bemerkungen zu Zelda, gab es auch einige viele bezüglich mir. So waren sich manche uneinig darüber, ob ich tatsächlich der vom Bannschwert auserwählte sei und wie nochmal mein Name war. Von manchen hörte ich aber auch eher unanständige Dinge in Bezug auf Zelda und mich, welche ich schnell wieder aus meinem Kopf verbannte und hoffte, dass ich diese wieder vergessen konnte.

Ich schloss ein wenig zu Zelda auf, doch blieb immer hinter ihr. Ich ging davon aus, dass es so funktionieren würde; zumindest sagte Zelda nichts dazu. Aber sie sprach generell nicht mit mir. Ich würde gerne wissen, was der Grund dafür war oder ob es im Dienst als Leibwache durchweg so abläuft. Jedoch sprach ich erst einmal gar nichts an und entschied mich dazu zu beobachten und aufzupassen; eben meinen Job zu erfüllen.

Wir folgten dem Straßenverlauf der Stadt, bis wir endlich am Stadttor ankamen. Dort gingen wir hindurch und kamen dann auch direkt am Stall von Hyrule-Stadt an.

Zelda ging vor und sprach kurz mit dem Stallbesitzer. Dann winkte sie mich zu sich hinüber.
"Wie heißt dein Pferd?", fragte sie mich schnell. "Elena", antwortete ich, woraufhin Zelda sich wieder dem Stallbesitzer zuwandte.
"Storm und Elena, Links Pferd, bitte", sagte sie und trat dann einen Schritt zurück.
"Sehr wohl, Euer Hoheit", antwortete der Stallbesitzer und verschwand für einen Augenblick.

Ich schaute ihm nach. Er ging auf den Hof hinter dem Stall, auf welchem einige Pferde grasten. Zelda schaute sich kurz um und setzte sich dann auf eine kleine Bank, welche in der Nähe des Stalls stand. Als sie sich gesetzt hatte, schaute sie weit in die Ferne.

Kurz ging ich zu dem Briefkasten am Stall und warf Arylls Brief dort ein; sie sollte ihn am besten so schnell wie möglich bekommen. Danach ging ich sofort wieder zu Zelda, doch blieb ein Stück entfernt von ihr stehen. Sie schaute weiterhin einfach in die Ferne, ganz so als wäre sie in Gedanken versunken.

Erst jetzt achtete ich genauer auf ihr Äußeres.
Ihre langen blonden Haare trug sie halboffen; zwei geflochtene Zöpfe aus den vorderen Strähnen ihres Haars zierten sie und umwickelten ihren Kopf wie eine sanfte Krone. Die Haare, welche zu kurz für die Flechtzöpfe waren, hatte sie sorgfältig mit blauen Haarklammern zurückgesteckt, wobei einzelne lose Haarsträhnchen noch immer ihr schönes Gesicht mit den grünen Augen umrahmten.

Dazu trug sie ein speziell angefertigtes Oberteil. Es teilte sich in zwei Partien; ein weißes Shirt mit dezenten Stickereien und darüber eine aufwendig gestaltete Verzierung mit königsblauem Stoff, welcher sich an den Unterarmen wieder in weite Ärmel öffnete.
Eine grau-braune Hose betonte ihren Look und ihre Stiefel trugen das Symbol des Triforce.

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als der Stallbesitzer mit unseren Pferden zurückkam.
"Einmal Storm", er übergab Zelda die Zügel und kam dann auf mich zu. "Und einmal Elena.", er gab mir ebenfalls die Zügel.
"Herzlichen Dank", bedankte Zelda sich und wandte sich dann mir zu.
"Wir werden den Weg über die Orsed-Brücke und die Ilberach-Brücke nehmen. Danach am Drey-Pfad dann in Richtung Akkala. So sollten wir am schnellsten sein", erklärte sie mir.

Ich stimmte ihr zu und gemeinsam machten wir uns auf den Weg in Richtung Akkala.

Breath before the Wild | Legend of Zelda FF | DEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt