Bunter Schatten

Bonuskapitel 8 - Rabia

Heiratsantrag

RABIA

„Sometimes, it's hard to see what the future holds
And most times, it feels like a steep climb, and that's alright
There's magic in details, the tender small gestures of love
And the way they all add up

When they ask why, I can never explain
But a symphony played when you told me your name
And it sounded like a sign

Will you be my beginning, my middle, my end? Will you be mine?"

Leah Nobel — Beginning Middle End

„Verrätst du mir bitte, wieso ich mich vorbereite, du aber nicht? Wieso will Zeyd alleine mit mir reden? Hab ich was ausgebrochen? Aber wenn das so wäre, würden wir hier wohl kaum vor meinem Spiegel stehen und mich seit einer gefühlten Ewigkeit in Schale werfen. Efsane rede mit mir!", flehe ich meine beste Freundin an, die nur über meine Worte anfängt zu lachen. Im gleichen Moment klingelt mein Handy und von dem eigenen Klingelton — den ich einst eingestellt hatte, um immer Bescheid zu wissen, dass er anruft und ich mich dementsprechend psychisch auf ein Gespräch vorbereiten kann — weiß ich, dass Zeyd anruft.
„Ich bin unten, wenn du fertig bist, kannst du runterkommen", höre ich ihn sagen. „Ich komme sofort", spreche ich mit geschlossenen Augen und lege auf. „Efsane mein Herz schlägt mir bis zum Hals, tu etwas", verzweifelt versuche ich mir Luft zu zu fächern, doch auch das bringt nichts. „Caney? Es ist nur mein Bruder. Bleib ruhig", sie legt beide Hände auf meine Wangen und lächelt mir aufmunternd zu, doch das Gefühl in meiner Magengegend sagt mir, dass sich heute einiges verändern wird.

Als wir dann vor der Haustür stehen, erkenne ich Zeyd in Jeanshose und Hemd und mein Herz macht einen ungesunden Sprung gegen meine Rippenbögen. Er hat sich Mühe gegeben, das merke ich, und sieht in seinem hellblauen Hemd so attraktiv aus.
„Du siehst wunderschön aus", ist das erste, was er sagt, als wir einander gegenüber stehen. Ich spüre wie mir die Hitze ins Gesicht steigt, weswegen ich die Augenlider aufeinander presse und zur Seite schaue.
„Komm, ich fahre dich erst nach Hause", spricht er nun seine Schwester an, und ein weiteres Mal verliebe ich mich in ihn. Sein Umgang mit meiner besten Freundin ist der gleiche wie der seines Vaters mit seinen Tanten — er ist, so wie Okan amca auch, der ideale ältere Bruder. „Brauchst du nicht, Anne will kurz bei Zümra Teyze vorbeischauen", über Efsanes Worte muss ich unwillkürlich die Augenbrauen zusammenziehen — sie würden sich doch ohnehin morgen bei unserem Familientreffen sehen, was gab es also, was nicht bis morgen warten konnte?
Doch statt nachzufragen, nehme ich das einfach hin, denn so wie ich meine Tante kenne, gibt es ganz sicher eine logische Erklärung dafür.
Efsane drückte mir zum Abschied einen kurzen Kuss auf die Wange und verschwindet, nachdem sie sich auch von Zeyd verabschiedet hat, in meinem Elternhaus.

Als ich mich der Beifahrertür zuwenden möchte, greift bereits Zeyd nach der Türklinke und öffnet mir die Tür. Ich flüstere ein beschämtes Dankeschön und steige ein. In den wenigen Sekunden, in denen er ums Auto läuft, kann ich eins und eins zusammenrechnen und weiß ungefähr, wo uns der Abend hinführen wird.

Während der Fahrt, bei der ich nicht weiß, wo wir hinfahren, versuchen wir eine gesunde Unterhaltung zu führen, doch gelingt uns das eher semi. Zeyd ist aufgeregt, weswegen er nicht still sitzen kann — er trommelt mit Zeige- und Mittelfinger auf dem Lenkrad herum. Ich dagegen bin unendlich neugierig, denn seine Aufregung bestätigt meine vorhin aufgestellte Hypothese.

Wir befinden uns auf der Strecke zum Burgholzhof, doch biegt er — ehe ich es realisieren kann — in die Einfahrt des Robert-Bosch-Krankenhauses. Er steuert den Parkplatz zu und als das Auto hält, steigt er aus. Ich mache es ihm nach, doch kann ich nicht verhindern, dass mir die Verwunderung ins Gesicht geschrieben ist — das würde meine Hypothese nämlich zugrunde machen.