FATIH
„Do you think the universe fights for souls to be together? Some things are too strange and strong to be coincidences."
Der Morgen nach Betüls Hochzeitstag, ist ein angenehmer, denn ich werde neben Zümras Stimme auch von den angenehmen Gerüchen geweckt, die zweifelsohne aus der Küche kommen. „Bin ich im Paradies?", murmele ich schlaftrunken und versuche die Augen zu öffnen, während die Hand meiner Schwester an mir rüttelt. Zümras Lachen ertönt im Raum und lässt mich friedlich Lächeln — meine Entscheidung, den gestrigen Tag bei meiner Milchschwester zu verbringen, stellt sich als richtig heraus, denn trotz der Erschöpfung und der Müdigkeit spendet mir ihr Dasein Kraft. „Sowas in der Art. Steh auf und komm in die Küche", grinst sie und läuft aus meinem Sichtfeld — vermutlich in die Küche.
Ich gehe mir das Gesicht waschen und spüre wie allein dieser kleine Kontakt mit Wasser meine Anspannung nimmt — mit einem Mal sehne ich mich nach einer ausgiebigen Dusche, doch muss ich erst frühstücken, sonst köpft mich Zümra.
„Ich habe es echt vermisst, von dir bekocht zu werden", ich führe eine Cocktailtomate zu meinem Mund und genieße die kleine Geschmackserfahrung auf meiner Zunge. Wie nicht anders zu erwarten, hat Zümra sich Mühe beim Zubereiten des Frühstücks gegeben. So wie ich meine Schwester kenne, hat es auch etwas damit zutun, dass ich abgenommen habe und sowas entgeht ihr in der Regel nicht.
„Fatih?", fragt Zümra im nächsten Moment und blickt mir in die Augen. Da ich im Anschluss an die Tomate ein Stück von meinem Brot abgebissen habe, fordere ich sie stumm zum Weitersprechen auf. „Sag mal, seit wann hast du einen roten Schal?", ihre Mundwinkel zucken in die Höhe und nur schwer kann ich verhindern, dass ich mich verschlucke. „Der gehört nicht mir", bei der Erinnerung an das Mädchen — meine Trösterin — muss ich lächeln, „gestern habe ich die Aufmerksamkeit eines Mädchens mit meiner deprimierten Art erweckt." Ich kratze mich etwas verlegen am Nacken und zögere beim Schauen in Zümras Augen. „Scheinbar habe ich es einfach gebraucht mit einem fremden Menschen über das Thema zu sprechen, sodass ich nach ihrer Aufforderung alles erzählt habe. Du hast ja gesehen, dass ich keine wirkliche Jacke anhatte", um eine kurze Pause einzulegen schiebe ich mir eine Gurkenscheibe in den Mund, „Da hat sie mir, nachdem ich leicht gefröstelt habe ihren Schal und nach dem Anfang des Regens ihren Schirm gegeben. Dann meinte sie noch, als ich ihr die Sachen zurückgeben wollte: ‚Passt schon, man sieht sich für gewöhnlich zweimal im Leben.' Verrücktes Mädchen auf jeden Fall." Ich zucke mit den Achseln.
„Sie hieß nicht zufällig Mislina und war dunkelblond?", Zümras Frage überfordert mich sichtlich, denn scheinbar kennt meine Schwester meine kleine Retterin. „Doch", ich blicke ihr ins Gesicht und versuche schlauer aus ihr zu werden. „Sie ist Okans Schwester", sie greift nach ihrer Kaffeetasse. „Also deine Nachhilfeschülerin?", frage ich und unwillkürlich hebe ich meine rechte Augenbraue in die Höhe. Nachdem sie nickt und mir den letzten Funken Hoffnung nimmt, lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und fahre mir durch die Haare. „Verdammte Scheiße. Da will ich mit jemand fremdes sprechen und dann ist die Person einfach jemand, der vermutlich immer ein Teil unseres Leben sein wird. Applaus für mich", demonstrativ klatsche ich in die Hände, woraufhin Zümra leise kichert — doch diese Situation ist für mich alles andere als unterhaltsam.Hätte ich gewusst, dass Mislina die Nachhilfeschülerin meiner Schwester ist, die Schwester von Azad Abis bestem Freund, dann hätte ich gestern verdammt nochmal die Klappe gehalten.
„Willst du ihr den Schal zurückbringen?", fragt Zümra nach einer kurzen Stille, in der ich mich innerlich verfluche. „Du siehst sie doch regelmäßig, kannst du das nicht übernehmen?", ich seufze laut auf. Obwohl ich weiß, dass Zümra mir kein Angebot gemacht hat, sondern mich aufgefordert hat, versuche ich mein Glück. „Ich laufe doch nicht deinen Angelegenheiten hinterher", nicht wirklich überrascht von ihren Worten, seufze ich auf. „Ich frage mich was dahinter steckt, aber fein. Wo finde ich sie denn?", ich kann es nicht lassen die Augen zu verdrehen. „Gerade ist sie in der Schule, wenn du zur Mittagspause da sein kannst — also in einer halben Stunde —, findest du sie auf jeden Fall", erklärt sie mir, woraufhin ich nach meiner Tasse greife und den letzten Schluck meines Kaffees trinke. Ich stehe auf, strecke mich leicht und lasse einige Knochen dabei knacksen. „Dann bis später", ich drücke ihr einen Kuss aufs Haar und verschwinde im Flur, um meine Aufgabe hinter mich zu bringen.
DU LIEST GERADE
Bunter Schatten
Teen Fiction„She found the colors to paint him where the world had left him gray." - Atticus „Zufall, dass alle deine Instagram-Bilder schwarz-weiß sind, nur das mit mir in Farbe?", liest Fatih Mislinas Nachricht und muss sein Grinsen unterdrücken. „Wie oft sol...