Bonuskapitel 5 - Hamza

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Geschenke und Hochzeitspläne

HAMZA

„I fell in love with you not knowing what love really was. I stayed in love with you because no one else made me feel the way you did. I still fall in love with you everyday because there's no one I picture my future with other than you."

Erschöpft — wegen meiner Schicht in der Unfallchirurgie — greife ich, sobald ich in der Pause bin, nach meinem Handy und wähle Senas Nummer. „Ja?", nimmt sie meinen Anruf entgegen. „Was machst du gerade?", frage ich sie, während ich mich auf eine freie Bank setze. Ich atme tief durch, ehe ich die Augen schließe und auf ihre Antwort warte. „Sitze mit Liva im Milaneo und trinke einen Kaffee, und du?", irritiert ziehe ich meine Augenbrauen zusammen — was hat sie dazu getrieben in das belebteste Einkaufszentrum der Stadt zu fahren, obwohl sie es hasst? „Bin gerade in der Pause. Ich wollte deine Stimme hören, bevor ich in die Kantine gehe", ich blicke kurz auf meine Armbanduhr — die aktuelle Uhrzeit, also kurz nach Senas Feierabend, ist die überfüllteste Zeit in dem Einkaufszentrum. „Wieso seid ihr im Milaneo?", frage ich unbeirrt. „Wir waren kurz shoppen und sind deswegen nicht wo anders hin", erklärt mir meine Verlobte und verstehend nicke ich — obwohl sie mich nicht sieht. „Ich lasse das jetzt mal so stehen. Sehen wir uns heute noch? Ich würde direkt nach Feierabend bei euch vorbeischauen, wenn es dir passt", unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe — wir haben uns seit zwei Tagen nicht gesehen und wenn ich heute meine Sehnsucht nach ihr nicht stillen kann, werde ich vermutlich verrückt. Sena antwortet nicht direkt, sie nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee und atmet danach ein und aus. „Gerne", ertönt ihre Stimme jedoch nach wenigen Augenblicken und erleichtert atme ich auf. „Gut, dann sehen wir uns heute Abend. Grüß Liva von mir", ich erhebe mich von der Bank und laufe auf die Eingangstür des Krankenhausgebäudes zu.

Mit zwei Blumensträußen — ein Lisianthus-Strauß für meine Schwiegermutter und ein Rosenstrauß für meine Verlobte — stehe ich am Abend vor der Haustür der Ünals und warte darauf, dass mir die Tür geöffnet wird. „Hamza abi", Mehdi lächelt mich überrascht an, „ich wusste gar nicht, dass du kommst. Komm doch rein." Er tritt etwas überfordert zur Seite und nimmt mir die Sträuße ab, während ich meine Jacke ausziehe. „Ich hatte deiner Schwester eigentlich Bescheid gegeben", gehe ich auf seine Aussage ein und laufe gemeinsam mit ihm ins Wohnzimmer, wo ich die restlichen Familienmitglieder erwarte. Ich finde zwar nur meine Schwiegereltern vor, doch schenke ihnen ein breites Lächeln. „Der Musterschwiegersohn ist da", ruft Mehdi sobald wir im Wohnzimmer sind. Ich sehe, wie die Augen meiner Schwiegermutter freudig aufleuchten, als sie den Strauß in meinen Händen sieht. „Diese wunderschönen Blumen sind zwar nicht ansatzweise so schön wie du, aber sie sind ein Symbol für Wertschätzung und Dankbarkeit", ich halte meiner Schwiegermutter den Strauß entgegen und lächle sie breit an. „Und dankbar bin ich dir für alles, was du bisher getan hast", ich greife nach ihrer freien Hand und drücke ihr einen sanften Kuss auf den Handrücken. „Mein Sohn", flüstert meine Schwiegermutter und legt die Blumen auf den Couchtisch, nur um sich aufzustellen und mich in eine enge Umarmung zu ziehen. „Was habe ich denn schon gemacht, dass du dankbar bist", wie nicht anders zu erwarten ist sie die Bescheidenheit in Person, was mich unwillkürlich lächeln lässt. „Du hast mir das größte und schönste Geschenk gemacht, ohne dich gäbe es deine Tochter nicht", ich zwinkere ihr zu, sobald wir uns von der Umarmung lösen. Sie lacht kopfschüttelnd und setzt sich wieder auf ihren Platz. Ich greife in meine Hosentasche und ziehe zwei Karten für das nächste VfB-Spiel heraus. „Für dich und deinen besten Freund", ich grinse meinen Schwiegervater breit an, während ich ihm die Karten hinhalte. „Das wäre doch nicht nötig gewesen", grinst Okan Amca und zieht mich auch — wie seine Frau vor einigen Minuten — in eine Umarmung.

„Ist Hamza gekommen?", ertönt Senas Stimme plötzlich hinter mir, weswegen sich mein Herz überschlägt. Unwillkürlich formen sich meine Lippen zu einem Lächeln und ich drehe mich freudig zu ihr. „Er hat dir Rosen mitgebracht", höre ich Mehdi sagen, doch kann ich ihm meine Konzentration nicht schenken — sie gilt einzig und allein Sena. „Wo sind meine Rosen?", ihre Mundwinkel zucken in die Höhe, kurz nachdem sie ihre Frage stellt. Mein Griff um den besagten Strauß verfestigt sich unwillkürlich, bis ich einen tiefen Schmerz verspüre — Rosen hatten schließlich Dornen, wie konnte ich das bloß vergessen?

Bunter SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt