Kapitel 14

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Zur gleichen Zeit wartete Stephan nervös im Flur des Krankenhauses. Auf diese Station wollten die Mitarbeiter Melanie nach der Untersuchung bringen und Stephan wollte unbedingt wissen was los war.
Er machte sich Sorgen. Das er Elena versetzte tat ihm leid und er hatte auch keine Möglichkeit sie zu erreichen, denn ihre Nummer hatte er nur im Handy ein gespeichert gehabt. Vielleicht konnte er dann noch schnell zum Restaurant fahren, aber jetzt waren sein vermeintliches Kind und dessen Mutter wichtiger. Er hoffte, dass auch Elena das so sehen würde. Die Zeit schien nicht zu vergehen und eine Minute kam Stephan vor wie eine nie enden wollende Stunde.
Still sitzen konnte er nicht und als schließlich ein Bett den Flur entlang geschoben wurde, lief er sofort darauf zu. "Stephan!", rief Melanie schluchzend und griff sofort nach seiner Hand, als er neben ihr angelangt war. "Ich bin da!", sagte der Polizist und drückte Melanies Hand sanft. Auf dem Handrücken befand sich nun ein Zugang für Medikamente. "Was ist los, erzähl mir was mit dir und dem Baby ist!", forderte Stephan die Blondine auf. Allerdings antwortete ihm ein Arzt, der ebenfalls neben dem Bett her lief. "Das erkläre ich ihnen alles im Zimmer.", sagte er ruhig und so kam es dann auch. Stephan erfuhr, dass es zwar nichts gravierendes war, jedoch war der Stress der letzten Tage für Melanie einfach zu viel gewesen. Dies hatte die Unterleibsschmerzen ausgelöst und nun war es wichtig , dass Melanie sich schonte und jegliche Art von Stress vermied. Ansonsten war die Gefahr, dass sie doch noch eine Fehlgeburt erlitt, sehr groß.
Stephan und Melanie kamen dann ins Gespräch. Er war erleichtert, als Melanie zu gab, Elena keine Nachricht geschrieben zu haben. Für das Date war er dennoch zu spät und irgendwie war er froh, dass es so gekommen war. Sonst hätte er seiner Meinung nach nicht gemerkt, dass Melanie ihm doch noch etwas bedeutete und das Kind ebenso.
Plötzlich kamen Stephan erste Zweifel, was den Sex mit Elena betraf. Es war schön gewesen, definitiv, aber er fragte sich auf einmal ob die Gefühle ihr gegenüber tatsächlich echt waren. Er konnte sich die Frage selbst beantworten und zwar mit 'Ja', nur konnte er Melanie nicht einfach abstempeln. Stephan hatte geglaubt er könnte es, aber nachdem was heute passiert war konnte er das einfach nicht. So war er einfach nicht und so eine Art von Mann wollte er einfach nicht sein, egal was Melanie getan hatte.
Da Stephan Elena gegenüber aber fair sein wollte, würde er sie Morgen trotzdem aufsuchen. Vor dieser Begegnung hatte er jetzt schon Panik, aber da musste er wohl oder übel durch.
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Ich aß das Eis Löffel für Löffel, aber irgendwie half es nur temporär gegen den Herzschmerz. Kaum war die Schüssel leer, fühlte ich mich wieder genauso mies wie vorher.
Ich hatte extra langsam gegessen, aber Stephan war immer noch nicht da und deshalb beschloss ich zu gehen. Der Kellner kam zu mir, als ich gerade aufgestanden war. "Darf es noch ein bisschen Eis sein?", fragte er mich. "Nein, Danke.", antwortete ich. "Es ist lieb gemeint, aber ich sollte gehen." Der Kellner nickte. "Ich hole ihre Jacke." Er ging davon und ich holte ein bisschen Geld aus meinem Geldbeutel. Das gab ich ihm, als er zurück kam. "Das ist schon in Ordnung, geht auf's Haus.", meinte er. "Ich möchte wenigstens mein Getränk zahlen und der Rest ist für sie, für die nette Bedienung."
Der Kellner nahm dann das Geld an, wenn auch widerwillig. Anschließend half er mir in meine Jacke und begleitete mich bis zum Ausgang. "Kommen sie gut nach Hause und seien sie nicht allzu enttäuscht. Wer so eine hübsche Frau wie sie versetzt, der hat ein Date mit ihnen sowieso nicht verdient.", meinte der junge Mann. "Danke.", antwortete ich. "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend und ein gutes Geschäft." Wir gaben uns zum Abschied die Hand und ich verließ daraufhin das Restaurant. Es war inzwischen stockdunkel und kalt geworden, außerdem fing es allmählich an zu regnen. Ich musste mich beeilen, wenn ich trocken an meinem Auto ankommen wollte.
Allerdings meinte es auch das Wetter nicht gut mit mir und es schüttete bald wie aus Eimern. Ich lief immer schneller, bis ich schließlich rannte. Mit meinen Highheels war das wirklich nicht einfach und ich stolperte immer wieder, aber ich wollte einfach nur noch nach Hause und diese Demütigung vergessen. Obwohl mir das wahrscheinlich noch ewig in Erinnerung bleiben würde.
Als ich meinen Wagen erreicht hatte, war ich bereits vollkommen durchnässt und bekam durch das Rennen kaum noch Luft. Ich setzte mich ins Auto und warf meine Tasche auf den Beifahrersitz. Schwer atmend saß ich da und erst jetzt wurde mir richtig bewusst, dass Stephan mich offenbar von hinten bis vorne verarscht hatte.
Ich begann zu schluchzen und kurz darauf fing ich bitterlich an zu weinen. Das tat meiner Atmung wiederum gar nicht gut, die dadurch nur noch mehr beeinträchtigt wurde. Es bahnte sich ganz eindeutig ein Asthmaanfall an, weshalb ich sofort anfing wild in meiner Tasche nach meinem Spray zu wühlen. Nachdem ich es gefunden und eingenommen hatte, konnte ich bald wieder besser Luft holen. Ich legte meine Arme aufs Lenkrad und vergrub weinend meinen Kopf in ihnen. Ich fühlte mich schrecklich.
Es dauerte lange, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Wenigstens soweit, dass ich einigermaßen in der Lage dazu war Auto zu fahren. Ich wollte einfach nur noch weg von hier, nach Hause, mich verkriechen. Es tat einfach so unglaublich weh.
Ich fuhr schließlich los. Die Straße verschwamm durch den Regen, der auf meine Frontscheibe prasselte und durch den Tränenschleier immer wieder vor meinen Augen. Wenigstens war um diese Uhrzeit nicht mehr so viel Verkehr und ich kam relativ gut durch. Ich parkte den Wagen, schnappte meine Tasche und stieg aus. Noch immer regnete es in Strömen und bis ich die Haustür erreicht hatte, war ich wieder vollkommen durchnässt.
Ich rannte die Treppe nach oben und verschwand in meiner Wohnung. Dort angekommen atmete ich erstmal wieder durch. Die Tränen liefen weiterhin unaufhaltsam an meinen Wangen hinab. Ich glaubte nicht an irgendeinen Notfall, der ihm vielleicht dazwischen gekommen sein konnte. Er hatte es sich vermutlich anders überlegt und mochte mich doch nicht so sehr, wie er es heute Mittag behauptet hatte. Und ich Idiotin hatte ihm jedes Wort geglaubt und mit ihm geschlafen. Ihm mein Vertrauen geschenkt und nun war ich erneut hintergangen worden.
Ich lief wankend durch den Flur, da mir einfach nur schlecht war. Im Schlafzimmer angekommen zog ich meine Schuhe aus und kickte sie in die Ecke. Ich wollte einfach nur noch aus diesem Kleid raus, aus dem ich mich dann ebenfalls befreite. Es landete in der Ecke bei den Highheels.
Danach zog ich mir nur ein T-Shirt über, warf mich dann aufs Bett und weinte mich in den Schlaf.

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