Kapitel 17

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Am nächsten Tag hatten Alexander und ich uns demnach auf einen Kaffee getroffen und uns gut unterhalten. Das war inzwischen schon wieder zwei Wochen her und wir schrieben seitdem eigentlich ununterbrochen. Auch in der Klinik hatten wir uns schon öfter zum Mittagessen getroffen, wenn ich Dienst gehabt hatte und mir tat die Zeit mit ihm wirklich gut.
Von Stephan hatte ich nichts mehr gehört und es war wohl besser so. Zwischen mir und Alex bahnte sich etwas an, zumindest schien er das zu glauben. Ob ich dafür schon wieder bereit war wusste ich noch nicht wirklich und das hatte ich ihm auch ehrlich gesagt. Und er hatte es überraschenderweise akzeptiert. Ich hatte zwei gescheiterte Beziehungen innerhalb kürzester Zeit verkraften müssen und das war ihm klar.
Ich bezweifelte zwar, dass man das mit Stephan als Beziehung bezeichnen konnte, aber immerhin hatte ich mich in ihn verliebt und wir hatten miteinander geschlafen. Es hatte mir etwas bedeutet und das war immer noch so, nur musste ich nach vorne schauen.
Alexander kümmerte sich wirklich sehr um mich und achtete darauf, dass ich ja nicht zu viel machte, da ich ja schwanger war und deshalb hatte er mir in letzter Zeit auch viel in der Wohnung geholfen. Inzwischen war sie fertig und ohne seine Unterstützung hätte ich das wohl niemals so schnell hin bekommen.
Gerade hatte er das letzte Regal aufgebaut und nun war das Kinderzimmer wirklich komplett. Ich stand in der Tür und beobachtete ihn, wie er sein Werk betrachtete. Und während ich so da stand, bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen. Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie mich für seine Hilfe angemessen revanchieren sollte. Bezahlung wollte Alex jedenfalls keine. "Das hast du wirklich toll hin bekommen.", sagte ich und machte Alexander so auf mich aufmerksam. Er fuhr erschrocken herum.
"Seit wann stehst du denn dort?", fragte er mich. "Eine Weile.", erwiderte ich und ging zu ihm hinüber. "Du hast mich wirklich nicht bemerkt, oder?" Alexander schüttelte den Kopf. "Nein, ich dachte du würdest schlafen." Damit hatte er auch nicht so unrecht, denn ich hatte mich vorhin wirklich hingelegt um ein wenig zu schlafen. Jedoch hatte ich einfach kein Auge zu bekommen, zu laut waren die Gedanken in meinem Kopf gewesen und diese hatten mich wach gehalten.
"Ich hab's versucht, aber ich war zu neugierig zum Schlafen. Es sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich danke dir, ohne dich hätte ich das nicht geschafft." Alexander lächelte. "Gern geschehen. Es freut mich, dass ich dir helfen konnte.", meinte Alexander. "Das konntest du und ich würde mich gerne erkenntlich zeigen, aber ich weiß nicht wie.", gab ich zu. "Das musst du nicht. Ich will keine Gegenleistung, das weißt du ganz genau. Außer vielleicht ein gemeinsames Essen mit dir, das wäre das einzige, was ich annehmen würde.", offenbarte Alex mir nun.
"Wenn das alles ist, werde ich dir das bestimmt nicht verweigern.", erwiderte ich und Alexander lächelte. "Dann würde ich sagen fahre ich nach dem Aufräumen kurz nach Hause mich umziehen und dann hole ich dich dann um 19 Uhr hier ab. Einverstanden?"
Ich nickte lächelnd und wollte mich bereits abwenden, als Alexander mich am Arm fest hielt und mich nochmal zurück zog. Zwischen uns war kaum noch Abstand und irgendwie ahnte ich, was nun passieren würde. Ich wollte ihn noch davon abhalten, aber da lagen seine Lippen schon auf meinen und wir verfielen in einen Kuss.
Ich war unfähig mich zu bewegen oder irgendwas dergleichen zu tun. Stattdessen erwiderte ich den Kuss und das obwohl ich es eigentlich nicht wollte. Mit Männern sollte eigentlich für die nächsten Jahre Schluss sein und trotzdem konnte ich mich nicht so einfach von ihm lösen. Es war zwar nicht so schön wie mit Stephan, aber definitiv nicht schlecht und genau deshalb konnte ich mich dem auch nicht entziehen. Es war absurd.
Alexander war es schließlich, der den Kuss beendete und mich schuldbewusst ansah. "Entschuldige.", sagte er und ließ mich los. "Nur konnte ich nicht anders.", gab er zu und ich war nicht in der Lage etwas darauf zu erwidern. "Du.. du solltest jetzt gehen.", stammelte ich und Alexander nickte. "Sollte ich wohl. Aber glaub mir Elena, es tut mir leid.", entschuldigte er sich nochmals. "Ist schon gut.", antwortete ich und es stimmte auch.
Er hatte mich zwar ein wenig überrumpelt, aber letztendlich hatte es mir doch irgendwie gefallen. Jedenfalls ein bisschen. "Wirklich?", fragte Alexander überrascht. "Du bist mir nicht böse?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, alles klar.", erwiderte ich. "Dann gehst du heute Abend also immer noch mit mir essen?", wollte er wissen, während wir bereits zur Tür liefen. "Hast du irgendeine hysterische Ex-Freundin, von der ich wissen müsste? Die zufällig auch schwanger ist und zu der du deshalb zeitnah zurück gehst?", wollte ich wissen. "Nein.", antwortete Alex verwirrt. "Gut, dann würde ich liebend gerne mit dir essen gehen. Aber versuch so etwas wie gerade nicht nochmal, wenn dann will ich es langsam angehen lassen. Mit überstürztem Liebeskram hab ich schlechte Erfahrungen gemacht.", erklärteich ihm. "Einverstanden, dann sehen wir uns heute Abend um 19 Uhr.", meinte Alex lächelnd und ging daraufhin zur Tür hinaus.
Somit war ich erstmal alleine und hatte die Chance darüber nachzudenken, was gerade passiert war. Ich war irgendwie durcheinander, aber auch glücklich und bestürzt zugleich. Das, was in letzter Zeit geschah, war einfach nur noch seltsam. Ich beschloss schließlich ein wenig aufzuräumen, damit der Nachmittag schneller verging und es klappte.
Gegen 17 Uhr ging ich duschen und danach machte ich mich langsam fertig. Kurz hatte ich überlegt, das Kleid anzuziehen, welches ich vor ein paar Wochen für das Date mit Stephan gekauft hatte. Letztendlich entschied ich mich aber für eines, das ich fand, als ich kurzerhand meine Kartons durchstöberte und bei der Gelegenheit gleich mal ein paar Klamotten in meinen neuen Kleiderschrank einräumte.
So langsam aber sicher wurde es hier wirklich wohnlich und ein bisschen stolz auf mich war ich schon, bis jetzt alles so gemeistert zu haben. Leicht war es auf keinen Fall gewesen, aber machbar definitiv.
Nachdem ich mich angezogen und geschminkt hatte, betrachtete ich mich kritisch im Spiegel meines Kleiderschranks. Unter dem Stoff des Kleides zeichnete sich mein kleines Babybäuchlein ab, das ich sanft streichelte. Ich musste wie jedes Mal anfangen zu lächeln. Mit jedem Tag wuchs mein Baby heran und ich war froh, ihm dabei mehr oder weniger zusehen zu können.
Und während ich nochmal darüber nachdachte, ob ich das Treffen mit Alex nicht doch lieber absagen sollte, klingelte es bereits an der Tür. Es war wir erwartet Alexander, der mich zum Essen abholte. Wir fuhren eine Weile durch die Stadt und letztendlich hielt er auf einem Parkplatz an.
"Wir fahren also nicht zu dir ins Restaurant?", fragte ich und er schüttelte den Kopf. "Ich möchte ja nicht, dass du an einen nicht so schönen Abend erinnert wirst.", antwortete Alex und ich wusste sofort was er meinte. Wir hatten uns an dem Abend kennengelernt, als Stephan mich versetzt hatte. Alexander hatte dann versucht mich ein wenig aufzumuntern. Und auch wenn er es nicht wirklich geschafft hatte, war ich ihm immer noch dankbar dafür. Wir stiegen aus dem Auto aus und liefen auf ein gemütlich wirkendes Restaurant zu.
Alexander hatte reserviert, weshalb wir zu unserem Platz geführt wurden. Während wir zwischen den Tischen und Stühlen umher liefen, entdeckte ich zwischen den vielen Personen plötzlich ein mir nur allzu gut bekanntes Gesicht. Genauer gesagt zwei, als ich meinen Blick weiter schweifen ließ.
An einem der Tische saßen doch tatsächlich Stephan und Melanie und sofort blieb ich stehen.

Bedingungslose LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt