Kapitel 37

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Es vergingen einige Tage, insgesamt waren es tatsächlich fast zwei Wochen. Oder auch mehr, denn irgendwann hatte ich aufgehört, die Zeit im Auge zu behalten. Insgeheim hatte ich bereits damit aufgehört, als ich meine Wohnung fluchtartig verlassen hatte und seitdem nicht zurückgekehrt war. Alexander gewährte mir seitdem einen sicheren Unterschlupf, selbst sein Bett hatte er mir überlassen und war auf die Couch umgezogen. Trotzdem bekam er mit, wenn ich nachts von Albträumen geplagt aufwachte, meistens aber musste er mich wecken. Und so war es auch diese Nacht wieder. Ich spürte, wie mich jemand versuchte, wach zu rütteln und öffnete die Augen, nur um mich gleich darauf panisch umzublicken. Wie jedes Mal brauchte es ein paar Sekunden, bis ich realisiert hatte, wo ich war. Und bis ich aufhörte mich zu wehren, da Alexander mich wieder an den Armen fest hielt, wahrscheinlich weil ich wieder um mich geschlagen hatte.

"Elena, ich bin's!", stellte Alex klar, jedoch hörte sich seine Stimme ganz weit weg an. "Beruhige dich, keiner tut dir irgendwas!" Und endlich schaffte ich es, ihm zu gehorchen. Ich hörte auf, mich zu wehren und wurde ruhig. Daraufhin ließ mein Freund mich los.

"Schon wieder?", fragte ich flüsternd und fuhr mich durch die Haare. "Ja.", bestätigte Alexander und setzte sich zu mir auf die Bettkante. Er griff nach dem Glas auf dem Nachttisch und reichte es mir. "Hier, trink erstmal was.", meinte er und ich tat, was er wollte. Das Wasser war angenehm kühl und half mir dabei, mich wieder zurück in die Realität zu befördern. "Es tut mir leid, Alexander.", sagte ich und stellte das Glas zurück. "Das muss es nicht.", erwiderte der Mann mitfühlend. "Ich.. ich mache mir nur langsam wirklich Sorgen um dich.", gestand er mir nun und ich wich seinem besorgten Blick aus, den ich inzwischen nur allzu gut kannte.

"Du musst dir keine Sorgen machen, wirklich. Mir geht's gut." Ich hatte keine Ahnung, wie oft ich das in den letzten Tagen von mir gegeben hatte. Und die Wahrheit war es definitiv nicht, das wusste ich selbst. Nur wollte und konnte ich nicht zugeben, dass es mir miserabel ging. Jedoch wusste Alexander das auch so.

"Wir beide wissen doch ganz genau, dass es dich alles andere als gut geht.", stellte Alexander klar und griff nach meiner Hand. "Du bist jetzt seit fast zwei Wochen hier. In diesen zwei Wochen hast du die Wohnung nicht einmal verlassen, außerdem redest du kaum und isst so gut wie nichts. Und ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht erzählst, was passiert ist." Ich legte meine Hand auf die von Alexander, was mir in diesem Augenblick Halt gab. Stur starrte ich auf unsere Hände, um ihn weiterhin nicht ansehen zu müssen.

"Ich.. ich kann nicht!", stammelte ich und spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. "Ich wünschte ich könnte es, aber.. aber ich kann es einfach nicht!" Alexander seufzte und zog mich dann einfach in seine Arme. "Ist ja gut!", flüsterte er mir zu. "Egal was es auch ist, du wirst wissen, was für dich das beste ist. Ich schaue mir aber bestimmt nicht länger an, wie du hier vor dich hin vegetierst. Heute ist Schluss damit, okay? Du bist zwar krank geschrieben, aber das bedeutet nicht, dass du nicht vor die Tür gehen darfst. Ich habe heute sowieso frei und wir unternehmen was, einverstanden?" Mir war klar, dass Alexander keine Widerworte dulden würde. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als einzuwilligen. Obwohl mir nicht danach zumute war, vor die Tür zu gehen. Da es jedoch noch mitten in der Nacht war, ging Alexander wieder ins Wohnzimmer, um noch etwas zu schlafen. Ich versuchte das ebenfalls, was mir allerdings nicht gelang.

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Ein neuer Tag hatte auch für Stephan begonnen und obwohl er erneut die halbe Nacht wach gelegen hatte, musste er sich gegen halb fünf langsam für den Streifendienst fertig machen. Melanie schlief wie jeden Tag weiter, was Stephan mehr als recht war. Obwohl sich die Lage seit circa zwei Wochen etwas beruhigt hatte, fühlte sich der Beamte alles andere als wohl, zumal zwischen ihm und Elena gänzliche Funkstille herrschte. Mehrfach hatte er versucht, sie zu erreichen, nachdem er sie eigentlich hatte aus dem Krankenhaus abholen wollen.

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