Ich schlief bis zum Nächsten Morgen durch und nach der Visite hatte ich wieder meine Ruhe. Jedoch durfte ich erstmal nur das Bett hüten, was ziemlich langweilig war.
Alexander kam so gegen Mittag vorbei, um mir meine Sachen zu bringen, um die ich ihn gebeten hatte. „Ich danke dir.“, sagte ich, nachdem ich meine Klamotten im Bad gewechselt hatte. Gestern nach meiner Aufnahme hatte man mir lediglich eines dieser Krankenhaushemdchen anbieten können und Alexander hatte man aufgrund dessen, dass die Besuchszeit vorbei gewesen war, nicht mehr auf Station gelassen.
Deshalb war er nun vorbei gekommen, bevor er auf die Arbeit musste und in meiner eigenen Jogginghose und meinem eigenen Pullover fühlte ich mich schon deutlich wohler. Nun lag ich wieder im Bett.
"Nichts zu danken.", meinte Alexander. "Ich hoffe, das passt soweit. Ich habe versucht einzupacken, was halbwegs bequem aussieht.", fügte er hinzu. "Es ist schon gut so, wie gesagt ich danke dir sehr dafür. Das hättest du nicht tun müssen."
Alexander zuckte nur mit den Schultern. "Das machen Freunde aber so.", entgegnete er. "Und ich behaupte jetzt einfach mal, dass wir Freunde sind, wenn schon nichts Festes daraus wird.", sagte Alexander gerade heraus und ich legte den Kopf schief.
"Ach.. jetzt komm schon, Elena. Ich hab gesehen, wie du den Typen gestern angeschaut hast und man merkt da eindeutig, dass da noch etwas zwischen euch ist. Es geht mich auch nicht genau an, was da war, aber ich möchte nur das du glücklich bist und ich glaube mit mir kannst du das nicht werden. Nicht jetzt jedenfalls."
Ich traute mich kaum, es zuzugeben, aber es stimmte was Alexander sagte. "Es tut mir leid.", meinte ich nur, ohne auch nur zu versuchen, seine Behauptung zu widerlegen. Es wäre mir sowieso nicht gelungen.
Alexander, der auf einem Stuhl neben dem Bett saß, beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Dir muss nichts leid tun. Überhaupt nichts.", stellte er klar und klang so aufrichtig, dass ich merkte, dass er es tatsächlich auch so meinte. Das hier war gerade kein Laientheater, Alex sagte das also nicht einfach nur so daher.
"Ich bin lieber nur ein Freund, als dass ich dich jemals wieder aus meinem Leben streichen muss. Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange, aber ich hab dich echt gern und ich möchte für dich da sein. Und wenn das für mich bedeutet, in der Friendzone zu verrotten."
Ich sah ihn verdutzt an, dann mussten wir aber beide über diese Aussage lachen. "Ich hätte dich sehr gerne weiterhin als Freund.", meinte ich anschließend. "Und da du im Moment sowieso so ziemlich der einzige bist, den ich habe, wirst du offiziell zu meinem besten Freund befördert."
Daraufhin mussten wir wieder lachen und es war ein schönes Gefühl, dies endlich einmal wieder aufrichtig tun zu können. Und ich war froh, Alexander nicht zu verlieren. Davor hatte ich nämlich Angst gehabt, nachdem er das gestern mitbekommen hatte. Wie er so verständnisvoll sein konnte, war mir ein Rätsel. Aber er meinte es tatsächlich ernst.
Alexander blieb noch eine Weile und wir unterhielten uns sehr gut. Dabei aßen wir gemeinsam die Knabbereien, die er mir mitgebracht hatte und lachten viel. Leider musste er dann noch zur Arbeit ins Restaurant und war gerade im Begriff aufzubrechen, als es an der Zimmertür klopfte.
"Herein.", sagte ich und erwartete ehrlich gesagt eine Schwester, die wieder irgendetwas von mir wollte, denn so war es die ganze Zeit gegangen. Jedoch stand keine der Krankenschwestern vor der Tür, sondern Stephan.
"Hallo.", sagte er und wirkte merklich verunsichert. "Hallo.", erwiderten Alexander und ich gleichzeitig, allerdings resigniert. Ich wollte nicht zeigen, dass ich mich über seinen Besuch freute, auch wenn ich nicht wusste was seine Intention war.
"Kann ich rein kommen?", fragte Stephan. "Von mir aus.", antwortete ich und Alexander erhob sich nun von meinem Bett. "Ich komme morgen wieder.", versicherte er mir und beugte sich dann zu mir hinunter, um mir erneut einen Kuss auf die Stirn zu geben.
"Sollte der irgendwas versuchen, was dir in irgendeiner Weise nicht gut tut, melde dich. Ich bin schneller wieder da, als du schauen kannst.", flüsterte Alexander mir noch zu, ehe er sich ab wandte und Richtung Tür lief.
Vor Stephan machte er kurz Halt. "Ich hab keine Ahnung wer sie genau sind und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Aber tun sie Elena auch nur noch einmal weh, egal wie lapidar die Angelegenheit auch sein mag, lernen sie mich kennen!" Das war keine Drohung, sondern eher ein Versprechen, was Alexander Stephan da gerade gegeben hatte.
Er lächelte mir nochmal zu und verließ dann das Zimmer. Die Tür schloss Alexander von außen, demnach war ich nun mit Stephan alleine. Ganz unbeholfen stand er da.
"Gibt es einen bestimmten Grund für deinen Besuch?", wollte ich schließlich von ihm wissen. "Naja, ich.. Wollte nach dir sehen.. beziehungsweise nach euch.", druckste Stephan herum.
"Dein Freund ist ja ziemlich.. nett. Seid ihr zusammen?", fragte der Polizist mich nun gerade heraus, wobei er fast vorwurfsvoll klang und ich merkte ihm an, dass ihn diese Tatsache wohl störte. Alleine nur, dass es möglich war, schien ihn aus irgendeinem Grund überhaupt nicht zu gefallen.
"Warum fragst du?", fragte ich und versuchte gleichgültig zu klingen. "Muss ich dich vorher erst um Erlaubnis fragen, bevor ich andere Männer treffe oder hast du sonst irgendein Problem damit?", wollte ich weiterhin von ihm wissen. "Oder dachtest du, ich bleibe für den Rest meines Lebens alleine und trauere dir nach?! Du hast keinen Besitzanspruch auf mich, nur weil wir beide einmal miteinander geschlafen haben, solltest du das denken, Stephan!", offenbarte ich ihm nun und warum ich das aussprach, wusste ich selbst nicht.
Vielleicht, weil seine Frage nicht die erstbeste Wahl für die Einleitung eines Gesprächs gewesen war und ich sie einfach nur als taktlos empfunden hatte oder weil ich tatsächlich neugierig war, zu erfahren, was er dachte.
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