Die Nacht verlief, für Krankenhausverhältnisse und trotz der anderweitigen Umstände, soweit ruhig. Ich hatte wenigstens ein paar Stunden schlafen können und fühlte mich nun ein wenig besser. Die morgendliche Visite war bereits vorüber und nun saß ich in meinem Bett, um doch noch mein Frühstück zu essen, worauf ich vorhin noch nicht sonderlich Appetit verspürt hatte.
Ich biss von meinem Brötchen ab und warf gleichzeitig einen Blick auf mein Handy. Ich hatte ein paar Nachrichten, darunter eine von Alexander, der sich erkundigte, wie es mir ging. Ich schrieb ihm zurück und öffnete gleich die nächste Nachricht, die von Stephan war. Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich seine Zeilen las.
'Guten Morgen. Hiermit teile ich dir mit, dass ich noch lebe. Ich hoffe, dir und dem Bauchzwerg geht es soweit gut. Es ist mir nicht leicht gefallen, euch gestern einfach so zurück zu lassen. Ich habe heute Frühdienst und komme danach sofort bei euch vorbei. Sag Bescheid, falls du noch etwas brauchen solltest, dann bringe ich das gleich mit. Bis heute Nachmittag.'
Zunächst war ich erleichtert, dass Melanie ihn gestern nach seiner Heimkehr nicht den Hals umgedreht hatte. Zugetraut hätte ich ihr das nämlich allemal. Das er aber heute wieder vorbei kommen wollte zeigte mir, dass er das was er gestern gesagt hatte, auch wirklich so meinte. Ich überlegte kurz, ehe ich begann, eine Antwort zu verfassen.
'Guten Morgen. Es freut mich zu hören, dass du noch lebst. Ich habe mir tatsächlich ein wenig Sorgen gemacht. Uns geht es gut, besser als gestern zumindest, auch dank dir. Schön, dass du heute Nachmittag vorbeikommen möchtest. Und Danke, ich brauche nichts weiter. Außer dich.'
Bevor ich auf 'Senden' klickte, hielt ich nochmal inne. Die letzten zwei Worte hatte ich einfach so eingetippt, ohne großartig darüber nach zu denken und jetzt, als ich meine Nachricht nochmal überflog, kam mir das total albern und unpassend vor. Stephan und ich waren Freunde, nur sehr gute Freunde, das musste ich endlich kapieren.
Aus diesem Grund löschte ich die letzten zwei Worte schnell wieder und schickte die Nachricht schließlich ab. Danach legte ich das Handy beiseite und frühstückte zu Ende. Von Stephan würde bestimmt keine Antwort mehr erhalten, da er ja im Dienst war und da sicherlich nicht aufs Handy schaute. Jedoch kam prompt eine neue Nachricht herein und ich nahm mein Handy wieder an mich. Stephan hatte mir tatsächlich geantwortet.
'Das einzige, worüber du dir Gedanken machen solltest, ist deine Gesundheit. Es ist wichtig, dass du schnell wieder auf die Beine kommst. Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich alles regeln werde und das habe ich. Falls dir doch noch etwas einfallen sollte, was du brauchen könntest, sag einfach Bescheid. Ich tue alles für dich.'
Als ich diese Zeilen las, traten mir sofort Tränen in die Augen. Vor Rührung, jedoch gleichzeitig auch aus Wut und Verzweiflung. Denn ich wusste, dass er nicht wirklich alles für mich tun konnte. Und zwar die Mutter seines ungeborenen Kindes zu verlassen und insgeheim wusste ich, dass ich das nicht von ihm verlangen durfte, doch ich tat es. Jedenfalls stellte ich mir erneut vor, wie es wohl sein würde und hasste mich selbst dafür. Die Fronten waren geklärt und damit musste ich leben. Egal, wie sehr es auch schmerzte.
Ich blinzelte den Tränenschleier weg und atmete tief durch, ehe ich meine Finger über den Display schnellen ließ, um Stephan zurück zu schreiben.
'Ich weiß, dass du fast alles für mich tun würdest.' Das 'fast' schrieb ich extra davor. 'Es reicht mir aber im Moment, dass ich überhaupt auf dich zählen kann. Als guten Freund.' Erneut zögerte ich, jedoch schickte ich die Message genau so ab und legte erneut mein Handy aus der Hand, nachdem ich es auf lautlos gestellt hatte. Es war sowieso Zeit, dass ich mich fertig machte, da mich mein zuständiger Arzt heute nochmal ordentlich durch checken wollte. Also trank ich noch meinen Tee aus und begab mich ins Bad, um mich wenigstens ein bisschen frisch zu machen.
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Zur gleichen Zeit saß Stephan mit seinem Kollegen Paul im Streifenwagen. Sie hatten gerade Pause und Stephan hatte die Zeit genutzt, um nachzusehen, ob Elena sich gemeldet hatte. Tatsächlich war wenige Minuten zuvor eine Nachricht von ihr eingegangen, auf die er sofort antwortete.
Paul beobachtete seinen Kollegen und Freund unauffällig von der Seite und als er das Lächeln in seinem Gesicht sah, war für ihn klar, mit wem er da schrieb.
"Wie geht's Elena?", fragte der Polizist. "Woher willst du wissen, dass es Elena ist?", stellte Stephan ihm eine Gegenfrage. "Reine Intuition.", erwiderte Paul und Stephan lachte.
"Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Ich besuche sie heute Nachmittag wieder." Paul zog daraufhin die Augenbraue hoch. "Und Melanie macht da mit?", erkundigte er sich. "Mit Melanie sind die Fronten geklärt. Ich habe ihr gestern begreiflich gemacht, dass Elena ab jetzt ein Teil meines Lebens ist und auch bleiben wird. Da kann sie sich auf den Kopf stellen von mir aus, daran wird sich nichts mehr ändern.", stellte Stephan klar.
Paul konnte sich das nicht so recht vorstellen, gab das aber nicht zu.
Erneut gab Stephans Handy Töne von sich und sofort öffnete der Polizist die Nachricht, die wieder von Elena war. Und bei diesen Worten wich ihm das Lächeln aus dem Gesicht.
'Ich weiß, dass du fast alles für mich tun würdest. Es reicht mir aber im Moment, dass ich überhaupt auf dich zählen kann. Als guten Freund.'
Paul merkte, dass Stephans gehobene Laune schlagartig nachgelassen hatte, jedoch sprach er ihn darauf nicht an. Die Situation war so kompliziert und sie hatten schon häufig darüber debattiert. Paul wusste, dass Stephan es mit Elena auf freundschaftliche Basis versuchen wollte. Allerdings hatte er die Beiden zusammen erlebt und ihm war klar, dass da mehr als Freundschaft im Spiel war. Diese Gefühle konnte man nicht einfach weg sperren, auch wenn Stephan sich das noch so sehr wünschte. Und Paul befürchtete, dass das alles kein gutes Ende nehmen würde, wenn das so weiter ging. Diese momentane Lösung half keinem weiter, so sah er das.---------------------------------------------------------------------
So, nach sehr langer Pause mal wieder ein neues Kapitel. Es tut mir so leid, allerdings hatte ich so eine Schreibblockade und kam hier ewig nicht weiter. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das. Solltet ihr Wünsche oder Anregungen haben, was die Story betrifft, immer gern her damit. Liebe Grüße :)