Während Stephan bereits eingeschlafen war, lag Melanie auch Stunden später noch wach im Bett. Sie schmiedete Pläne, wie sie sich Elena entledigen konnte und je länger sie nach dachte, desto boshafter und konkreter wurden ihre Ideen. Diese Frau war für Melanie ein Dorn im Auge und je schneller sie Elena los wurde, desto besser.
Aus diesem Grund griff die werdende Mutter nach ihrem Handy, das auf dem Nachttisch lag und suchte in den Kontakten nach Manuel, Stephans Bruder. An diesen schrieb sie folgende Nachricht: 'Wir müssen reden, sofort! Treffen in einer halben Stunde am üblichen Ort!' Und es dauerte nicht lange, bis Manuel antwortete. 'Es ist Mitten in der Nacht.'
Melanie verdrehte die Augen. 'Du schläfst ja offensichtlich noch nicht. Du hast die Wahl: Entweder du kommst oder ich zerstöre dein Leben!' Und es war eine Tatsache, dass Melanie dazu durchaus im Stande war, weshalb Manuel gar keine andere Möglichkeit hatte, als auf ihre Forderung einzugehen.
Die Frau löschte die Konversation sofort von ihrem Handy und später würde sie Manuel befehlen, dies ebenfalls zu tun. Nun aber stand sie erstmal auf und zog sich um. Danach schlich sie hinaus auf den Flur und als sie sich vergewissert hatte, dass Stephan tief und fest schlief, entwendete sie die Autoschlüssel aus dem Schlüsselkasten und nahm noch ihre Jacke, ehe sie leise die Wohnung verließ.
Während sie die Treppen hinunter lief, zog sie sich ihre Jacke an und verschwand dann endgültig aus dem Wohnhaus. Stephans Auto stand nicht weit entfernt, weshalb sie kurz darauf einstieg und los fuhr. Der Treffpunkt, den Melanie ansteuerte, hatten Manuel und sie immer für heimliche Treffen benutzt, als ihre Affäre noch aktuell gewesen war. Es war ein abgelegener Park, in dessen Nähe sich eine kleine Pension befand, in der die Beiden die ein oder andere Nacht verbracht hatten.
Melanie parkte den Wagen und wartete ab, ob etwas geschah. Um diese Uhrzeit waren hier keine Menschen mehr unterwegs, was perfekt war für das, was Melanie vor hatte. Für dieses Treffen durfte es keine Zeugen geben.
Es vergingen ungefähr fünf Minuten, bis ein anderes Auto angefahren kam und direkt hinter ihr hielt. Melanie warf einen Blick in den Rückspiegel und erkannte Manuel. Daraufhin stieg sie aus und lief nach hinten zu dem anderen Auto, um die Beifahrer Tür zu öffnen. Anschließend ließ sie sich wortlos auf dem Sitz neben Manuel nieder.
Stephans Bruder war schließlich derjenige, der das anfängliche Schweigen brach. "Ich bin hier, genau wie du verlangt hast. Was genau ist so wichtig, dass wir uns unbedingt jetzt treffen mussten?", wollte Manuel wissen. Melanie musste lachen. Sie legte eine Hand auf Manuels Oberschenkel und fuhr damit aufreizend nach oben. "Oh, bitte.. jetzt sag mir nicht, dass dir das etwas ausmacht. Schließlich haben wir uns vor ein paar Monaten regelmäßig hier getroffen, um..." Noch bevor Melanie den Satz beenden und mit ihrer Hand weiter nach oben gelangen konnte. griff Manuel danach und nahm sie dort weg, wobei er ihr gleichzeitig ins Wort fiel.
"Diese Zeiten sind vorbei!", stellte er klar. "Ich lasse mich mit dir auf nichts mehr ein! Ich bin nicht so ein Mensch, der seinen Bruder betrügt!", stellte Manuel klar. Melanie lachte daraufhin spöttisch. "Ach, auf ein Mal? Du hast Stephan schon betrogen, Manuel. Und wenn er herausfindet, dass das Baby eventuell.. unter Umständen.. auch von dir sein könnte, wird er dich hassen."
Melanie wusste, dass das Manuels größte Angst war. Schließlich sah er zu seinem Bruder auf, auch wenn er das nie zugeben würde. "Dich genauso!", gab Manuel zurück. "Er würde uns beide hassen und ich weiß, dass du es ihm deshalb nie sagen wirst!", fügte der Mann hinzu. "Sag niemals nie, mein Lieber.", entgegnete Melanie ruhig, was Manuel nervös machte. "Ich brauche nur einen guten Grund und im Gegensatz zu dir, würde ich nur Stephan verlieren. Du hingegen würdest deine ganze Familie verlieren. Stephan, Sabine und sogar die kleine Luisa würden dich für Abschaum halten, denn immerhin hast du mit der Freundin deines Bruders geschlafen."
Manuel wusste, dass Melanie wohl recht hatte. Seine Familie würde ihn hassen, wenn das heraus kam. Aber so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben. "Wenn Stephan dich sitzen lässt, hast du auch nichts mehr!", erinnerte Manuel Melanie nun. "Stimmt. Aber das nehme ich gerne in Kauf, nur um dich leiden zu sehen. Zahlende Männer gibt es viele auf der Welt, dazu brauche ich deinen Bruder tatsächlich nicht unbedingt. Jedoch.. Er hat schon irgendwas an sich, das für mich nützlich ist. Deshalb hast du Glück, dass ich ihm nach wie vor nichts erzählen werde, es sei denn, du weigerst dich zu tun, was ich nun von dir verlange.", offenbarte Melanie Stephans Bruder nun und dieser lachte spöttisch auf. "Ich wusste, dass das jetzt kommt.", sagte er.
"Warum auch sonst trifft man sich Mitten in der Nacht an so einem abgelegenen Ort wie diesem?", fragte Melanie unschuldig, wobei sie die Antwort darauf genau wusste. Immerhin hatte es mehrere Treffen mit Manuel hier gegeben, weshalb sie wusste, dass Manuel dasselbe in den Sinn kam, wie ihr. Aber darauf würde es heute nicht hinauslaufen, das stand für beide fest.
"Ich möchte, dass du mir mit einem Problem hilfst, das ich habe. Ich muss es loswerden, bevor dieses Problem all meine Pläne durchkreuzt.", begann Melanie nun damit, zum Wesentlichen zu kommen. "Es handelt sich um ein weibliches Problem, das schlimmer an Stephan klebt, als eine blutsaugende Zecke.", sprach Melanie weiter. "Redest du zufällig von dir selbst?", fragte Manuel, der sich diesen Kommentar nicht hatte verkneifen können und über diesen lachen musste.
Melanie hingegen fand das überhaupt nicht witzig, weshalb Manuel einen Schlag auf den Hinterkopf kassierte. "Pass auf, was du sagst, du dämlicher Idiot!", herrschte Melanie den Mann neben sich an. "Es geht um dieses Flittchen Elena!", stellte sie nun klar. "Konnte ich mir bereits denken.", antwortete Manuel. "Aber die Vorlage war einfach zu gut!" Erneut musste Manuel lachen und bekam erneut einen Schlag von Melanie verpasst. "Du kapierst den Ernst der Lage nicht, oder?!", fragte diese aufgebracht.
"Doch, allerdings. Ich weiß nämlich, dass Stephan bis über beide Ohren in Elena verliebt ist und nur aus Mitleid bei dir bleibt. Wüsste er, dass er nicht der Vater deines Kindes ist, dann wäre er längst nicht mehr bei dir!"
Das war Melanie absolut klar, aber bisher war die Vaterschaft noch nicht sicher festgestellt und Melanie wollte auch dafür sorgen, dass es nie so weit kam. "Ich weiß.", meinte Melanie nun. "Und deshalb wirst du mir helfen, Elena los zu werden. Du wirst ihr Vertrauen für dich gewinnen und sie davon überzeugen, wieder aus Köln zu verschwinden.", offenbarte die Blondine Manuel nun. "Und warum genau sollte ich das tun?", verlangte dieser zu wissen. "Aus dem vorhin genannten Grund und auch deshalb, weil ich sonst selbst dafür sorgen werde, dass Elena aus Stephans Leben verschwindet. Jedoch wird sie dann nicht nur die Stadt verlassen, sondern komplett diese Welt, wenn du verstehst, was ich meine."
Und Manuel verstand. Er verstand sogar sehr gut. "Du bist irre!", herrschte er Melanie an. "Du kannst Elena nicht umbringen, das wäre... du bist doch krank!"
Manuel konnte nicht fassen, was Melanie von sich gegeben hatte. Doch er sah an ihrem Blick, dass es ihr ernst war. "Ich kann und ich werde, solltest du dich weigern, mir diesen kleinen Gefallen zu tun. Also wäre es besser, du kümmerst dich darum, bevor Elena.. sagen wir mal.. Opfer eines tragischen Unfalls wird."
Und daraufhin öffnete Melanie die Autotür und stieg aus. "Ich gebe dir genau 14 Tage Zeit, Elena davon zu überzeugen, Köln und damit Stephan hinter sich zu lassen. Ansonsten stelle dich schon mal darauf ein, demnächst ihre Todesanzeige in der Zeitung zu lesen. Und solltest du es erwägen, irgendjemandem von diesem Gespräch zu erzählen, wirst auch du mich richtig kennenlernen. Also leg es besser nicht darauf an und vergiss nicht, unsere Konversation vom Handy zu löschen, andernfalls erfährt Stephan alles."
Nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, knallte Melanie die Tür zu und kehrte zu ihrem Wagen zurück. Manuel sah ihr hinterher und kurz darauf fuhr der Wagen vor ihm weg. Wenig später war Melanie verschwunden.
Manuel hingegen blieb noch lange regungslos im Auto sitzen. Er wusste sich nicht zu helfen. Entweder sorgte er dafür, dass Elena die Stadt verließ oder andernfalls würde Melanie sich doch selbst um das besagte Problem kümmern. Ihm blieb demnach nichts anderes übrig, als Elena so schnell wie möglich davon zu überzeugen, zu verschwinden. Daran zur Polizei zu gehen oder mit Stephan zu reden dachte Manuel nicht. Dafür hatte er einfach zu viel Angst, das Melanie sein Leben komplett zerstörte.------------------------------------------------------
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