Kapitel 16

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Unsanft wurde ich von meinem Handywecker aus dem Schlaf gerissen, so wie jeden Morgen. Jedoch hatte ich heute Nacht unheimlich schlecht geschlafen, weshalb ich den nervigen Ton erstmal abstellte und mich dann umdrehte, mit dem Hintergedanken das er in genau fünf Minuten nochmals losgehen würde. Aber die wollte ich unbedingt ausnutzen, wäre da nicht wieder dieses angenehme Kribbeln gewesen. Seit ein paar Tagen konnte ich mein Baby nämlich spüren, jedenfalls ganz leicht.
"Guten Morgen.", murmelte ich verschlafen und legte eine Hand auf meinen Bauch, um vielleicht doch etwas von außen zu spüren. Da es dafür aber noch zu früh war, genoss ich erstmal dieses leichte Flattern, wann immer es auftrat. Auch redete ich inzwischen mit dem Würmchen, als wäre es das  Normalste auf der Welt und für werdende Mütter wie mich war es das.
Ich wäre beinahe wieder eingeschlafen, als mein Wecker erneut klingelte und ich mich endlich geschlagen gab. Eigentlich hätte ich auch ausschlafen können, da ich mich nach dem Vorfall mit Stephan erstmal krank gemeldet hatte und mein Frauenarzt mich für eine Woche krank geschrieben hatte. Mir und dem Baby ging es zwar gut, aber ich hätte mich einfach nicht konzentrieren können, da ich gewusst hatte das Stephan bei Melanie war. Deshalb war ich zu Hause besser aufgehoben und ich konnte so wenigstens etwas in der Wohnung arbeiten.
Die letzten vier Tage habe ich so schon einiges geschafft, jedenfalls hatte ich inzwischen schon mal Möbel und die ein oder andere Fläche war gestrichen. Ich wusste schließlich nicht wie lange ich noch etwas tun konnte, denn die nächsten Monate würden bestimmt in null Komma nichts vergehen und dann würde das Baby kommen.
Bis dahin wollte ich fertig sein. Deshalb musste ich letztendlich doch aufstehen und mich wieder an die Arbeit machen. Ich kam ganz gut voran bis ich dann allerdings merkte, dass mir langsam die weiße Wandfarbe ausging. 'Hab ich wirklich schon so viel verbraucht?', fragte ich mich und bereute es, bei meinem letzten Einkauf im Baumarkt nicht doch einen Eimer mehr mitgenommen zu haben.
Denn jetzt musste ich wohl oder übel nochmal hinfahren, um neue Farbe zu besorgen. Ich zog mich also um und saß kurz darauf im Auto auf dem Weg zum Baumarkt.
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Das Gespräch mit Elena war bereits vier Tage her und Stephan hatte sie seitdem nicht mehr gesehen, obwohl er eigentlich ununterbrochen im Krankenhaus war. Er hatte sich erstmal ein paar Tage Urlaub genommen, um für Melanie da sein zu können, die nach wie vor in der Klinik war.
Jedoch sollte sie heute entlassen werden, allerdings durfte sie nur unter der Voraussetzung gehen, dass sie sich schonte. Darauf wollte Stephan achten, weshalb er vorerst wieder in die ehemals gemeinsame Wohnung zurück gekehrt war und dort auch bleiben würde. Seine Mutter hatte das für keine gute Idee gehalten, aber Stephan fühlte sich einfach verantwortlich für alles was passiert war und er wollte von jetzt an auf Melanie achten. Das er Elena jedoch nicht mehr gesehen hatte, machte dem Beamten zusätzlich sehr zu schaffen. Er wusste, dass er sie sehr verletzt hatte und es tat ihm unglaublich leid. Und das sie ihn erstmal nicht mehr sehen wollte und sich deshalb vermutlich krank gemeldet hatte, konnte Stephan verstehen.
Nur machte ihm die Vorstellung Angst, Elena könnte Köln verlassen haben, obwohl sie ihm versprochen hatte zu bleiben. Und er hatte keine Chance sie irgendwie zu erreichen. Allerdings durfte Melanie von seinen Gedanken über Elena nichts wissen. Sie war inzwischen der Meinung, Stephan hätte Elena in den Wind geschossen und würde sie auch nicht wieder treffen. Und da sie sich nicht aufregen durfte, wollte Stephan sie auch in diesem Glauben lassen.
Gerade saßen sie gemeinsam im Klinikzimmer und warteten darauf, dass die Entlassungspapiere für Melanie gebracht wurden. Als sie diese schließlich ausgehändigt bekommen hatten, verließen sie zusammen das Krankenhaus und Stephan fuhr Melanie nach Hause.
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Es dauerte nicht lange, bis ich alles im Einkaufswagen hatte, was ich brauchte. Die Mitarbeiter hier hatten mir zum Glück mit den schweren Farbeimern geholfen, denn zu schwer heben sollte ich in meinem Zustand definitiv nicht mehr, sofern es sich vermeiden ließ. Das letzte Mal hatte mir auch ein Nachbar beim Tragen geholfen und ich hoffte heute wieder jemanden anzutreffen, den ich um Hilfe bitten konnte. Denn unnötig gefährden wollte ich mein Baby definitiv nicht, es reichte schon das ich die Renovierung alleine machte.
Außer Farbe hatte ich noch ein paar neue Pinsel und schon ein bisschen Dekokram gefunden. Obwohl es dafür eigentlich noch zu früh war wollte ich die Sachen einfach schon mal mitnehmen, jetzt wo ich schon dabei war einzukaufen. Auch hatte ich endlich eine schöne Wandfarbe für das Kinderzimmer gefunden.
Ich bezahlte alles und ging mit meinem vollen Einkaufswagen zurück zum Auto. Die kleineren Errungenschaften waren schnell verstaut, aber mit den Eimern hatte ich dann zugegebenermaßen meine Probleme. Ich war gerade dabei den ersten von insgesamt drei in den Kofferraum zu hieven, als ich plötzlich eine Stimme neben mir vernahm. Diese kam mir ziemlich bekannt vor und als ich aufblickte, erkannte ich den Kellner, der mich letztens im Restaurant bedient hatte. An dem Abend, als ich eigentlich mit Stephan verabredet gewesen war, jedoch hatte er mich ja sitzen lassen.
"Kann ich ihnen vielleicht helfen?", fragte er mich und ich nickte nur. Alleine würde ich es wohl nicht schaffen, die Eimer in den Kofferraum zu bringen. Und ich musste mich schonen, zu schwer heben war da mit inbegriffen. Daraufhin nahm der man einen Eimer nach dem anderen aus dem Einkaufswagen und stellte sie mir in den Kofferraum. "Danke.", sagte ich, nachdem er diesen auch gleich geschlossen hatte. "Gerne. Es sah  so aus, als würden sie die Hilfe brauchen und da dachte ich, ich frag mal nach. Aber sagen sie mal.. sind sie nicht die Frau, die ich letztens bei mir im Restaurant mit Eis versorgen durfte?", fragte er mich nun. "Genau die bin ich.", bestätigte ich etwas peinlich berührt. "Zufälle gibt's.", meinte der Mann und lächelte.
"Ich habe mich ehrlich gesagt schon gefragt, wie es ihnen nach dem wohl eher nicht so tollen Abend ergangen ist. Konnten sie die Unannehmlichkeiten klären?", wollte er nun wissen. "Ich glaube nicht, dass sie das etwas angeht.", meinte ich daraufhin. "Entschuldigung, ich wollte keinesfalls aufdringlich wirken. Ich.. nur es ist so, dass sie an dem Abend einfach sehr traurig gewirkt haben und ich den Mann nicht verstehen kann, der sie da sitzen gelassen hat. Mich würde nur interessieren, ob er wenigstens versucht hat, es wieder gut zu machen.", erklärte mir der Mann, dessen Name mir unbekannt war.
"Das mit diesem besagten Mann und mir war nie etwas ernstes und das wird es nie sein. Wir gehen getrennte Wege.", gab ich schließlich zu. "Das tut mir leid.", antwortete der Mann. "Das muss es nicht, es sollte eben nicht sein.", erwiderte ich und tat somit so, als ob es mir gleichgültig wäre. Aber das war es ganz und gar nicht, weshalb mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich schluckte und versuchte mich zusammen zu reißen, um nicht wieder einen Gefühlsausbruch wegen Stephan zu bekommen. Allerdings war das einfach nicht so leicht, schließlich hatte ich mich in diesen Mann total verknallt und er hatte sich letztendlich doch für seine schwangere Ex entschieden. Wobei ich nicht mal wusste, ob man Melanie überhaupt noch als Stephans Ex-Freundin bezeichnen konnte, nun nachdem sie sich ja offenbar wieder angenähert hatten. Ich hatte absolut keine Ahnung mehr, was stimmte und was nicht. Was ich aber wusste war, dass Stephan für mich nicht der Richtige war, obwohl ich es kurzzeitig wirklich geglaubt hatte.
"Ist alles in Ordnung?", wollte der Mann nun wissen und holte mich so aus meinen Gedanken. "Natürlich.", erwiderte ich. "Aber wie heißen sie überhaupt? Nachdem sie das ja letztens mitbekommen und mir jetzt schon wieder geholfen haben, würde ich gerne ihren Namen erfahren.", fügte ich eilig hinzu, um das Thema zu wechseln. "Alexander.", lautete die Antwort. "Aber hübsche Frauen dürfen mich auch Alex nennen." Er hielt mir die Hand hin. "Elena.", sagte ich und wir gaben uns die Hand. Sein Kompliment gerade hatte irgendwie gut getan und ich fand ihn wirklich sehr freundlich.
Als Alex mich dann fragte, ob ich nicht mal Lust hätte mich demnächst mit ihm auf einen Kaffee zu treffen, lehnte ich nicht ab. Obwohl ich mir eigentlich geschworen hatte in nächster Zeit den Kontakt zu Männern zu meiden, gab ich Alex meine Nummer. Ich bezweifelte sowieso, dass er sich wirklich meldete.
Ich fuhr dann nach Hause. Glücklicherweise traf ich einen Nachbarn vor dem Haus, der so lieb war, mir mit den Farbeimern zu helfen. Nachdem alle in meiner Wohnung waren, bedankte ich mich bei ihm und war kurz darauf wieder alleine. Ich wünschte mir wirklich, dass ich hier nichts mehr machen brauchte, aber leider gab es noch einiges an Arbeit. Trotzdem war es besser, als wenn ich in dem alten Haus geblieben wäre, in das ich vor ein paar Monaten erst mit Kai bezogen hatte. Das war Vergangenheit und die Zukunft lag nun vor mir, die gemeinsame Zukunft mit meinem Kind. Vorsichtig strich ich mir über den Bauch und lächelte. Der Gedanke Mutter zu werden gefiel mir mit jedem Tag immer mehr und ich konnte es kaum erwarten, mein Baby das erste mal treten spüren zu können. Da es allerdings noch eine Weile dauern würde, stellte ich mir einfach vor, wie es sein konnte und machte mich gleich wieder an die Arbeit. Wenigstens dieses leichte Flattern bemerkte ich hin und wieder mal und das zeigte mir, dass es meinem Baby gut ging. Uns beiden ging es gut, körperlich jedenfalls. Das mit Stephan ging mir nach wie vor ziemlich an die Substanz, allerdings ließ sich an der Situation nun nichts mehr ändern. Er gehörte zu Melanie und seinem vermeintlichen Kind und nicht zu mir. Damit musste ich mich abfinden.
In zwei Stunden kam ich relativ weit voran und ich wurde auch nur unterbrochen, da mein Handy klingelte.
Ich unterbrach meine Arbeit um nachzusehen. Eine neue Nachricht von einer fremden Nummer zeigte es mir an. Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass sie von Alexander war. Ich hätte nie gedacht, dass er sich wirklich melden würde, doch nun fragte er mich doch tatsächlich ob ich nicht Lust hätte mich mit ihm Morgen auf einen Kaffee zu treffen.
Ich hatte lange gezögert, bis ich dem Treffen schließlich zugestimmt hatte.

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