Kapitel 18

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"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Alexander sofort. "Sicher.", antwortete ich, da ich nicht zugeben wollte, dass mein Date das mich sitzen gelassen hatte nun hier gemeinsam mit seiner schwangeren Freundin saß. Und ausgerechnet an diesem Tisch mussten wir nun vorbei laufen, wobei Stephan mich natürlich ebenfalls sah.
"Elena?", fragte er und ich drehte mich nochmal um. Ansonsten hätte es wohl jeder, der es mitbekam, komisch gefunden wenn ich nicht reagiert hätte. "Hallo.", sagte ich deshalb knapp und lief weiter. Dabei spürte ich regelrecht, dass Stephan mir hinterher blickte. Das er und Melanie nun auch hier waren, passte mir gar nicht. Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, vielleicht mal auf andere Gedanken kommen zu können, aber das wollte mir das Schicksal wohl nicht gewähren.
"Kennst du die beiden?", fragte Alexander mich plötzlich und holte mich so zurück ins hier und jetzt. "Ja.", antwortete ich. "Alte Bekannte.", fügte ich hinzu. "Aber so alt können die noch nicht sein, oder? Du hast mir schließlich vorhin im Auto noch erzählt, dass du noch nicht so lange in Köln wohnst.", erinnerte Alex sich. "Genießen wir doch einfach den Abend, ja? Es gibt Dinge, über die möchte ich mich jetzt ungern unterhalten.", gab ich zu. "Natürlich, entschuldige.", erwiderte Alex verständnisvoll.
Wir waren inzwischen bei unserem Tisch angekommen und hilfsbereit zog Alexander mir den Stuhl zurück, damit ich mich setzen konnte. Er nahm gegenüber von mir Platz und dann bestellten wir uns gleich etwas zu trinken. Ich nahm ein stilles Wasser und Alexander bestellte sich eine Limonade.
Leider saßen wir an einem Tisch, den Stephan ohne Probleme sehen konnte und ich seinen somit auch. Ich versuchte das zu ignorieren.
"Das ist doch mal eine ganz andere Atmosphäre, als in der Kantine im Krankenhaus.", meinte Alexander und ich nickte. Wir hatten uns ja bereits das ein oder andere mal dort in meiner Mittagspause getroffen. "Allerdings.", bestätigte ich. "Was hat dich eigentlich dazu gebracht Ärztin zu werden? War das immer dein Traumberuf?", fragte meine Begleitung mich nun. Und somit erzählte ich Alexander, wie ich darauf gekommen war, Medizin zu studieren. Wahrscheinlich hatte er eine aufregende Geschichte erwartet, von einen Schlüsselmoment. Doch damit konnte ich nicht dienen. Bei mir war es einfach die Liebe zu den Menschen und das Interesse für den menschlichen Körper gewesen, die mich dazu gebracht hatten. Ich war als Kind also nie bei einem Unfall oder etwas dergleichen dabei gewesen, so wie manche behaupteten. Manchmal war ich mir wirklich nicht sicher, welche Geschichten von Kollegen wahr waren und welche nicht. Viele wirkten zu aufgesetzt und ausgedacht, schlichtweg unglaubwürdig. Es schien mir, als ob sie sich damit nur gegenseitig übertrumpfen wollten. Wie es in der Medizin eben Gang und Gebe war, leider. Ich konnte diesen Konkurrenzkampf nicht leiden und hielt mich dabei auch weitestgehend raus. Bis unser Essen schließlich kam, hatten wir uns schon über alles mögliche unterhalten.
Jedoch konnte ich mich nach wie vor nicht komplett auf das Gespräch mit Alexander konzentrieren, da Stephans Anwesenheit mich nervös machte. Dabei tat ich hier nichts verbotenes. Er hatte das Recht mit seiner Freundin hier zu sein, also durfte ich mit meinem Freund hier ebenfalls sitzen. 'Moment mal, Elena! Freund?! Hast du das gerade wirklich gedacht?!', fragte ich mich stumm. 'Kumpel.', dachte ich daraufhin. 'Ja, das trifft es eher.'
Und während ich mit meinen Unterbewusstsein darüber debattierte, was Alexander für eine Rolle in meinem Leben spielte, begann ein Mann ein paar Tische weiter heftig zu husten.
Ich wusste nicht warum, aber ich wurde hellhörig und als der Gast schließlich vom Stuhl fiel wusste ich auch warum. Er hatte sich nämlich nicht einfach nur verschluckt, wie sich herausstellen sollte. Und auch die Frau, die am Tisch des Mannes gesessen war, dachte wohl sofort dasselbe.
Sie war aufgesprungen und kniete nun neben dem Mann, der nach Luft rang. Ich war ebenfalls ohne großartig zu überlegen sofort aufgesprungen, schließlich musste ich helfen.
"Hilfe! Wir brauchen einen Arzt, mein Mann erstickt!", schrie die Frau verständlicherweise total panisch. Ich eilte zwischen den Garnituren aus Tischen und Stühlen umher, an denen die anderen Gäste saßen und alles neugierig beobachteten. Einige waren sogar aufgestanden, jedoch nicht um zu helfen, sondern um besser sehen zu können. "Aus dem Weg!", befahl ich einem Mann, der zwar mitbekommen hatte das ich durch wollte, aber trotzdem nicht zur Seite ging.
"Ich bin Ärztin!", stellte ich klar, als ich bei dem Ehepaar angekommen war. Außer mir war noch der Kellner zur Hilfe geeilt, außerdem war Alexander mir hierher gefolgt.
"Und das soll ich ihnen glauben?! Das kann ja jeder von sich behaupten!", unterstellte die Frau plötzlich, während ich nun ebenfalls in die Hocke ging. Ich konnte ihre Reaktion absolut nachvollziehen und wollte gerade antworten, als das auf einmal jemand für mich übernahm.
"Sie können ruhig glauben." Es war Stephan, der inzwischen ebenfalls da stand. "Das ist Doktor Elena Novak. Eine Freundin von mir und eine sehr gute Ärztin. Sie wird sich um ihren Mann kümmern, kommen sie erstmal mit mir." Die Frau zögerte, ließ sich dann aber doch von Stephan überreden, aufzustehen und mit ihm zu gehen.
Und egal was zwischen uns beiden vorgefallen war, gerade war ich ihm unglaublich dankbar. Denn so konnte ich mir einen ersten Überblick über den Zustand des Mannes verschaffen. Er schnappte noch immer nach Luft und lief mittlerweile schon zunehmend blau an. Sein Hals war geschwollen und für mich stand die Diagnose bereits fest. Inzwischen kehrte Stephan zu mir zurück und ging neben mir in die Knie. "Die Frau ist jetzt erstmal versorgt, eine Kellnerin kümmert sich um sie.", erklärte er mir. "Weißt du schon was?", wollte er nun von mir wissen. "Das sieht mir ganz nach einer allergischen Reaktion aus.", erklärte ich ihm. "Frag die Frau mal, ob ihr Mann auf irgendwas allergisch ist und ruf sofort einen Krankenwagen!", befahl ich ihm. "Das mit dem Krankenwagen hab ich schon erledigt.", meinte der Kellner. Ich war so konzentriert darauf gewesen, den Mann zu untersuchen, dass ich das gar nicht mitbekommen hatte.
Stephan verschwand wieder für einen kurzen Moment und kam schnell wieder zurück. "Sie meinte ihr Mann wäre auf Erdnüsse allergisch, aber darauf haben sie das Personal explizit hingewiesen.", teilte er mir mit. "Was hat er gegessen?", wollte ich nun vom Kellner wissen. "Ich glaube das war das Curry. Aber ich habe es an die Küche ausdrücklich weitergegeben, keine Erdnüsse zu verwenden!", stellte der Mann panisch klar.
Stephan erhob sich erneut, lief zum Tisch des Ehepaares und probierte das Essen des Mannes. "Da ist definitiv Erdnuss drin!", sagte er. Wahrscheinlich hatte die Küche vor lauter Stress vergessen, auf die Anweisungen zu achten.
Das Essen sah auch nicht wirklich angerührt aus. Ein Bissen hatte ausgereicht, um bei dem Mann eine allergische Reaktion auszulösen. Und diese wurde von Sekunde zu Sekunde heftiger. Ich bezweifelte deshalb, dass er es schaffen würde, bis der Rettungsdienst eintraf.
Während Stephan nun auch seine Kollegen verständigte, überlegte ich, wie ich dem Mann ganz ohne irgendwelche medizinischen Utensilien helfen konnte. Nach seinem Telefonat, kehrte Stephan wieder zurück.
"Kann ich noch irgendwas tun?", fragte er mich und ich nickte. "Ja, allerdings.", sagte ich. "Ich brauche einen Verbandskasten, ein Messer und einen Kugelschreiber.", erklärte ich Stephan. "Was?!", fragte er mich verwirrt. "Ich meine das ernst, Stephan!", stellte ich klar. "Wenn ich nichts unternehme, dann stirbt er!", fügte ich hinzu und Stephan leitete sofort alles in die Wege.

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