Der Sanitäter war nun ebenfalls alarmiert und rief sofort den Notarzt hinzu, der sich bis eben noch um den Mann mit der allergischen Reaktion gekümmert hatte. Dieser war aber nun soweit stabil, weshalb die anderen Mitarbeiter des Rettungsdienstes ihn hinaus brachten und der Arzt sich nun um mich kümmern konnte.
Der Sanitäter schilderte ihm die Situation und es folgten einige Fragen an mich, ehe sie sich dafür entschieden, einen zweiten Rettungswagen anzufordern.
Ich wollte eigentlich nicht ins Krankenhaus, aber nachdem die Schmerzen in immer kürzeren Abständen und immer stärker auftraten, willigte ich schließlich doch ein.
Stephan und Alexander wichen beide nicht von meiner Seite, obwohl das bedeutete, dass sie nur unbeholfen daneben stehen konnten. Ich hoffte derweil, dass das gerade keine vorzeitigen Wehen waren und dass es meinem Baby gut ging. Um das herauszufinden, musste ich allerdings wohl oder übel tatsächlich in die Klinik.
Es dauerte nicht lange, da traf bereits der nachgeforderte zweite Krankenwagen ein. Die Besatzung übernahm dann sofort meine Versorgung, während der andere Krankenwagen und der Notarzt bereits voraus in die Klinik fuhren. Der Arzt hatte den Männern genaue Anweisungen gegeben und war dann gegangen, da er bei dem Allergiker dringender gebraucht wurde.
Ich wurde nun von den anderen Sanitätern versorgt und hinaus zum Krankenwagen gebracht. Ich war nicht mal mehr in der Lage diese paar Meter zu laufen, weshalb ich mit der Trage hinaus gefahren wurde. Stephan und Alexander folgten dem Team und somit auch mit nach draußen.
„Wer von ihnen ist denn der Lebensgefährte von Frau Novak?“, wollte der eine Sanitäter von den beiden wissen, doch antworten konnte diese Frage keiner von ihnen wirklich. „Keiner von uns.“, erwiderte Alexander schließlich. „Aber ich bin mit ihr hier, deshalb würde ich gerne mitfahren.“, fügte er hinzu.
Ich beobachtete das Geschehen aus dem Inneren des Krankenwagens, in den man mich bereits geschoben hatte. Hören konnte ich trotzdem alles, auch wenn mir meine Schmerzen mittlerweile ein wenig den Verstand vernebelten. Und ich konnte deshalb auch nichts sagen, da ich mich kurz darauf wieder vor Schmerzen krümmte.
Ich hörte lediglich nur noch, wie der Sanitäter den Männern erklärte, dass also keiner von ihnen mitfahren könnte da sie keine nahen Angehörigen waren, allerdings konnten sie mich ja im Krankenhaus besuchen beziehungsweise dem Krankenwagen dorthin folgen. „Wir bringen sie in die Klink am Südring.“, war die letzte Information, die der Sanitäter Stephan und Alexander gab, bevor er einstieg.
Ich blickte erst kurz Alexander an, der ziemlich besorgt aussah. Aber mein Blick blieb schließlich an Stephan hängen, dessen Anblick mich irgendwie mehr beruhigte.
Jedoch tauchte kurz darauf Melanie auf, die wieder begann Stephan eine Szene zu machen, von der ich allerdings nicht mehr so viel sah. Denn die Türen des Krankenwagens wurden zu gemacht und gleich darauf fuhren wir los.
„Wie geht es ihnen?“, erkundigte sich der Sanitäter, während er meine Vitalzeichen überprüfte. „Nicht sonderlich berauschend.“, gab ich zu und legte die Hände auf meinen Bauch, um sanft darüber zu streichen. Ich hoffte inständig, dass es meinem Baby gut ging und es nichts Ernstes war. Ich hatte verdammt große Angst und hätte gerne jemanden bei mir gehabt, der meine Hand hielt. Aber gleichzeitig war ich auch irgendwie froh, dass keiner dabei war, der mich so sah. Die Fahrt dauerte nur einige Minuten und in der Notaufnahme wurde ich schon von meinen Kollegen erwartet, die ziemlich erschrocken gewesen waren, als sie mich erkannt hatten.
Es folgte eine gründliche Untersuchung und nachdem der Befund soweit fest stand, gab man mir endlich ein geeignetes Medikament gegen die Schmerzen und Magnesium, um diese doch schon wehenartigen Erscheinungen gänzlich zu stoppen.
Es war wohl tatsächlich der Stress und nicht mein bereits angeschlagenes Herz gewesen, der bei mir diese Schmerzen verursacht hatte und mir wurde von allen Anwesenden nahe gelegt, mich nun erstmal zu schonen.
Auch wurde ich deshalb nicht gleich wieder entlassen, sondern auf ein Zimmer auf der gynäkologischen Station gebracht. So hatte man die Chance, mich und das Baby rund um die Uhr zu überwachen. Zunächst war mein Aufenthalt für mindestens drei Tage geplant und danach würde man weiter sehen.
Man machte auch kein Geheimnis daraus, dass es durchaus in einer Fehlgeburt hätte enden können, was ich daran hinderte gegen den Krankenhausaufenthalt zu protestieren. Alexander schaute gleich nachdem ich auf mein Zimmer gebracht worden war bei mir vorbei. Er war dem Krankenwagen wirklich gefolgt und hatte sich dazu bereit erklärt, mir ein paar Sachen von zu Hause zu holen.
Wenn ich nämlich hier bleiben musste, dann brauchte ich auch frische Klamotten und ein paar andere Dinge. Ich hatte Alex auch angemerkt, dass er sich wirklich Sorgen um mich machte und fragte mich, ob da tatsächlich mehr zwischen uns war und ob da vielleicht doch mehr aus uns werden könnte. Nicht jetzt, aber vielleicht irgendwann, wenn ich über alles was passiert war hinweg war. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich das jemals alles verkraften würde. Erst das mit meinem Ex und dann das mit Stephan, außerdem kam nun die Sorge um mein Baby hinzu und allgemein war mein Leben im Moment mehr als nur kompliziert. Und nachdem ich Stephan heute wieder gesehen und nun ein paar Stunden Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, war mir bewusst geworden, dass da noch etwas zwischen uns war und das ich ihn doch nicht so einfach vergessen konnte wie erhofft.
Nachdenklich starrte ich an die Zimmerdecke und versuchte irgendwie meine Rationalität zurück zu gewinnen, doch es klappte nicht.
Deshalb war ich froh, dass die Schmerzen inzwischen verschwunden waren und dass mich die Medikamente so schläfrig machten, dass ich schließlich einfach einschlief.