19 - Coming Home (Part 1)

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Prompt by me
Christina bekommt eine Einladung von ihrer alten Tanzschule, mit der sie allerdings keine guten Erinnerungen verbindet. Luca überredet sie trotzdem hinzugehen und weil sie gerade dabei ist, kann sie ihn auch gleich mitnehmen. Ob das wohl gut geht? (Christina und Luca sind hier noch nicht zusammen, der Oneshot spielt nach Let's Dance, im Zeitraum des Diamant-Drehs -> hiervon wird es vier Teile geben, die heute und morgen gepostet werden 🥰)

Christina

"Jetzt mach das Ganze mal ein bisschen romantisch bei ihr, das kann doch wohl nicht so schwer sein!", hallt Indias genervte Stimme schon zum hundertsten Mal heute durch den Raum. Luca lacht sichtlich verlegen auf - auch zum hundertsten Mal heute - und lässt überfordert seine Hände fallen, die gerade noch auf meinem Körper platziert waren. "Okay, Pause Leute, sonst explodiere ich gleich", verkündet India daraufhin verzweifelt und wirft ergeben die Hände in die Luft. Am liebsten hätte ich vor Erleichterung laut aufgeseufzt und steuere schon die Couch an, noch bevor sie den Satz überhaupt zu Ende gesprochen hat. Als Luca mich nach dem Ende von Let's Dance gefragt hat, ob ich in seinem Musikvideo mittanzen möchte, habe ich nicht einen Moment gezögert. Die Chance ihn weiterhin sehen und mit ihm arbeiten zu können, wenn auch nur für eine kurze Zeit, konnte und wollte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Allerdings habe ich da offensichtlich nicht den geringsten Gedanken daran verschwendet, wie verflucht anstrengend das werden könnte. Aber wer kann schon ahnen, dass India genau einen Tag eingeplant hat, um uns eine komplette Choreo beizubringen, bei der Luca sich auch noch anstellt wie ein schüchterner Schuljunge, wenn er mich auch nur annähernd romantisch berühren soll. Kurz gesagt: Nicht nur India ist mit ihren Nerven so ziemlich am Ende. 

Tief seufzend lasse ich mich auf das Sofa fallen und hätte beinahe laut gejubelt, als ich die Kaffeebecher entdecke, die höchstwahrscheinlich Cyril in der Zwischenzeit für uns besorgt hat. Gedanklich mache ich mir eine große, leuchtend rote Notiz ihm nachher dafür zu danken, aber jetzt suche ich erstmal meinen Becher und nehme einen großen Schluck der dunklen Flüssigkeit. Ich hab mich gerade tiefer in die Kissen der Couch gekuschelt, als mich mein Benachrichtigungston innehalten lässt. Verwirrt darüber, wer mir um die Uhrzeit eine Nachricht schicken könnte, rapple ich mich mühselig wieder auf und ziehe neugierig mein Handy hervor. Nachdem ich einen schnellen Blick auf den Bildschirm geworfen habe, bin ich allerdings nur noch verwirrter als vorher. Mein Handy zeigt mir eine neue E-Mail in meinem Postfach an, von einem Namen, der mir merkwürdig bekannt vorkommt aber der definitiv nicht in meiner Kontaktliste ist. Stirnrunzelnd klicke ich auf die Mail mit dem Betreff "Reunion Time!" und überfliege mit immer schneller schlagendem Herzen den Inhalt der Nachricht, der mit den unheilvollen Worten "Ich freue mich sehr auf eure zahlreichen Zusagen" endet. Augenblicklich vergeht mir der Appetit, während ich einfach auf den Bildschirm starre, ohne wirklich etwas zu lesen. "Christina? Alles okay?" Mit den Gedanken immer noch bei der Einladung, hebe ich den Kopf und blicke etwas überfordert in Lucas Gesicht, der sich mittlerweile neben mich hat fallen lassen und mich jetzt zwar schmunzelnd, aber mit einem besorgten Ausdruck in den Augen ansieht. "Du schaust aus als hättest du ein Gespenst gesehen."
"Ich wurde gerade zu einem Klassentreffen meiner alten Tanzschule eingeladen", murmle ich tonlos, was Luca nur verwirrt die Stirn runzeln lässt. "Halt mich für blöd aber wieso schaust du dann so trübselig aus der Wäsche? Ist das nichts Gutes?" Ich schüttle nur den Kopf. Im nächsten Moment kneife ich die Augen zusammen, als mich die Erinnerungen an die Zeit damals zu überrollen drohen. "Christina? Hey, tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen", reißt mich Lucas erschrockene Stimme glücklicherweise aus meiner Zeitreise, während mein Tanzpartner besorgt näher zu mir rückt. Im nächsten Moment legt er mir vorsichtig einen Arm um die Schulter. Fast automatisch bewegt sich mein Körper zu ihm und ich drücke mich seitlich an ihn. Sofort beruhigt sich mein Herzschlag wieder ein wenig und trotz der Situation bin ich wieder mal erstaunt, was für eine Wirkung seine Nähe auf mich hat. Aber obwohl meine Gefühle für Luca normalerweise grundsätzlich einen furchtbaren Wirbelwind aus Emotionen in mir hervorrufen, hängen meine Gedanken diesmal weiterhin in der Vergangenheit fest. "Kannst du mir erzählen was los ist? Ich mach mir Sorgen um dich", bittet Luca mich jetzt leise, während er unbewusst mit seiner Hand immer wieder über meine Schulter streicht. In Kombination mit seinen besorgten Worten löst das nicht nur eine wahnsinnige Gänsehaut aus, sondern sorgt auch dafür, dass sich ein allesumfassendes Gefühl der Ruhe in mir ausbreitet. Alleine Lucas Ausstrahlung ist es zu verdanken, dass ich es schaffe zaghaft zu nicken und schließlich nach ein paar tiefen Atemzügen anfangen kann zu erzählen. "Ich war in etwa elf Jahre alt, als ich in die Tanzschule gewechselt hab. Meine Schwester war schon eine Klasse weiter als ich, deshalb hatten wir nicht gemeinsam Training. Ich war schon immer die Kleinste, aber in dieser Gruppe waren nur ältere, hübsche Mädchen, die ungefähr jedes Model-Gen in sich getragen haben, das man sich vorstellen kann. Und weil ich eben die Einzige war, die nicht aussah wie dem Cover eines Modemagazins entsprungen, hatte ich automatisch eine Zielscheibe auf dem Rücken." Ich zucke die Schultern. "Ich entspreche eben nicht der Norm der Tänzerinnen. Ich habe kurze Arme und kurze Beine, das hatte ich schon immer, und das haben die mich auch nicht vergessen lassen und..."
"Stopp", unterbricht Luca mich so forsch, dass ich unwillkürlich zusammenzucke. Sofort wird seine Stimme weicher und er sieht mich kopfschüttelnd von der Seite an. "Du sagst das gerade so als würde das den Fakt rechtfertigen, dass sie dich gemobbt haben", bringt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ehe sein Gesichtsausdruck fast etwas liebevolles annimmt. "Und bitte hör auf damit dich als irgendetwas anderes als hübsch zu beschreiben, du bist perfekt so wie du bist." Obwohl das Thema mich immer noch mehr belastet als ich es zugeben will, breitet sich bei Lucas Worten ein wohliges Kribbeln in meinem Körper aus und lässt meine Wangen warm werden. "Danke", flüstere ich verlegen und ich kann gar nicht so schnell schauen, da hat Luca schon die letzten Zentimeter zwischen uns überbrückt und zieht mich unendlich sanft in seine Arme. Fast automatisch drücke ich mich gegen seinen Brustkorb und atme seinen typischen Geruch ein, an den ich mich in den letzten Wochen so sehr gewöhnt habe. "Das ist nur die Wahrheit, das weißt du, oder?", flüstert er neben meinem Ohr, während seine Hand immer wieder ruhig über meinen Rücken streicht und ich nicke zaghaft. Ich bin nicht unfehlbar, auch ich habe häufig mit meinem Selbstbewusstsein zu kämpfen. Auch ich finde meinen Körper manchmal furchtbar. So furchtbar, dass ich mich nicht im Spiegel ansehen möchte. Ich bin unzufrieden mit mir oder denke an all die gemeinen Sachen, die Andere im Laufe meines Lebens zu mir gesagt haben. Aber manchmal, in solchen Momenten wie diesen, wenn Luca so süße Sachen zu mir sagt und mich einfach festhält, rücken all die Gedanken weit in den Hintergrund.

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