6 - By Your Side (Part 2)

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Prompt by me
Am Morgen nachdem Luca betrunken bei Christina nach Trost gesucht hat, versucht er sich irgendwie bei ihr zu revanchieren. (Die Idee kam mir spontan und hat so gut zu dem bereits bestehenden Oneshot gepasst, dass ich ihm kurzerhand einen zweiten Teil verpasst habe. Den ersten Part müsst ihr nicht unbedingt nochmal gelesen haben aber es wäre wahrscheinschlich verständlicher wenn ihr es getan habt)

Luca

"Was um alles in der Welt..." Beim Klang vom Christinas verschlafener Stimme drehe ich mich um und ein leichtes Grinsen legt sich auf meine Lippen. Es fühlt sich ein wenig ungewohnt an, nach dem vielen Weinen gestern aber bei dem Anblick kann ich einfach nicht anders. Da steht eine halbwache Christina im Türrahmen zu ihrer Küche und starrt auf den Tisch, als könnte sie nicht glauben was sie da sieht. Sie ist so auf das Essen fixiert, das ich hergerichtet habe, dass sie mich im ersten Moment gar nicht richtig wahrnimmt, womit sie mir die Möglichkeit gibt sie genauer zu mustern. Mein Blick gleitet von ihren vom Schlaf verwuschelten Haare über die leichten Spuren des Kissens an ihrer Wange bis hin zu der losen Bambi-Schlafanzug-Kombi, die etwas schief an ihrem Körper hängt. Während ich sie ansehe, blinzelt sie ein paar Mal und reibt sich die Augen, als wolle sie sich selbst aufwecken. Dann dreht sie sich um, um mich anzusehen und schenkt mir ein halb benommenes Lächeln, das für den frühen Morgen schon wieder viel zu atemberaubend ist. Als ich vor einer Stunde aufgestanden bin, lag sie immer noch in meinen Armen und obwohl mein Herz immer noch schmerzt, weiß ich in dem Moment ganz genau, dass die Trennung von Michéle das Richtige war. "Luca..." Christinas Stimme ist sanft aber erstaunt und ich kann nicht verhindern, dass mein Herz ins Stolpern gerät. "Was ist das alles?" In der Hoffnung das merkwürdige Gefühl in meinem Magen vertreiben zu können, zucke die Schultern. "Ich bin früh aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen...-", setze ich an aber ich komme nicht weit. Scheinbar versteht Christina meine Aussage völlig falsch, denn sie beißt sich schuldbewusst auf die Unterlippe. "War die Couch zu unbequem für dich?"
"Nein, nein, die Couch war in Ordnung, keine Sorge", unterbreche ich sie schnell und sie entspannt sich sichtlich. Um ehrlich zu sein habe ich besser geschlafen als die ganzen letzten Monate, was zwar genauso gut an den eineinhalb Flaschen Wein liegen könnte, die ich gestern intus hatte, aber mir gefällt der Gedanke, dass es an Christina lag schlichtweg besser. Kurz bin ich versucht ihr genau das zu sagen, kriege aber gerade noch so die Kurve und sage stattdessen: "Ich hab tatsächlich sehr gut geschlafen." Einen Moment lang kneift sie misstrauisch die Augen zusammen, als sie versucht herauszufinden ob ich lüge oder nicht aber letztendlich scheint sie sich mit meiner Aussage zufrieden zu geben. "Du siehst wirklich besser aus", entscheidet sie schließlich und es kostet mich wirklich jede Menge Selbstbeherrschung, um bei der Vorlage keine blöden Witze zu reißen. "Naja, wie auch immer", fange ich stattdessen an und schiebe eine Schüssel zurecht, die etwas schief neben einem der Teller auf dem Tisch steht. "Auf jeden Fall bin ich dann in die Küche, um was zu trinken und dann dachte ich mir, wenn ich schon wach bin kann ich auch etwas Produktives machen. Also hab ich mit Müsli angefangen..." Ich deute auf die zwei Schachteln, die ich im Schrank gefunden habe und die jetzt noch auf Christinas Arbeitsplatte stehen. "Aber dann dachte ich, dass du vielleicht lieber etwas Warmes möchtest, also hab ich ein paar Pfannkuchen gebacken...aber während ich den Teig angerührt hab, hatte ich auf einmal Lust auf Toastbrot mit Ei, also hab ich das auch noch gemacht und natürlich passt beides gut zu Speck... Etwas verlegen stelle ich einen Teller Speck neben den hoch aufragenden Stapel Pfannkuchen - ja, vielleicht habe ich ein bisschen zu viel Teig gemacht - und gestikuliere dann mit einer ausladenden Handbewegung in Richtung des gedeckten Tischs. "Also ja...such dir was aus." Christina schüttelt den Kopf, dann blickt sie zu mir auf und ich blinzle überrascht, als ich merke, wie nahe sie auf einmal neben mir steht. Auch wenn ich den Streit mit Michéle gestern absolut unnötig fand, kann ich nicht anders als darüber nachzudenken, ob sie nicht doch recht gehabt haben könnte. Dass Christina und ich uns nahestehen kann ich nicht abstreiten und je mehr Zeit ich mit ihr verbringe, desto stärker wird das Gefühl, dass sie etwas in mir auslöst, das ich bei keiner anderen Person bisher gespürt habe. Christina bemerkt von meinem inneren Konflikt natürlich nichts. Stattdessen lässt sie ihren Blick über den Tisch schweifen, über all die Teller und Schüsseln und auf einmal bekomme ich Angst, dass ich vielleicht etwas vergessen haben könnte. Klar, ich weiß von den vielen morgendlichen Trainings was Christina normalerweise zum Frühstück isst, aber wir haben für gewöhnlich vor dem Tanzen nie Pfannkuchen oder Toast gegessen, sondern uns einfach auf die Schnelle etwas vom nächsten Bäcker geholt. Unsicher sehe ich sie an, aber auch jetzt sagt sie noch nichts. "Willst du vielleicht Rührei? Ich kann dir welches machen, ich glaube da sind noch Eier im Kühlschrank. Oder Joghurt. Ich könnte..." Ohne ihre Reaktion abzuwarten drehe ich mich schon um, bereit zurück zur Küchenzeile zu gehen, aber ich werde von Christinas leisem Lachen aufgehalten und von ihren Fingern, die sich sanft um mein Handgelenk schließen und mich zurückhalten. Ihre Hand ist warm und weich auf meiner Haut und fast automatisch halte ich den Atem an, während allein ihre Berührung schon ein Kribbeln von meinem Arm aus durch meinen ganzen Körper schickt. "Luca, ich will kein Rührei. Das ist mehr als genug, wirklich", versichert Christina und ihr Lächeln sorgt nicht gerade dafür, dass mein Herz langsamer schlägt. Sie schaut zurück zum Tisch und ich muss zugeben, dass wirklich genug darauf steht, um das gesamte Let's Dance Team zu versorgen, inklusive allen Angestellten und Zuschauern, die in die Halle passen. Christina schüttelt wieder den Kopf. "Du hättest das wirklich nicht tun müssen."
"Ich wollte aber. Ich meine, hey, du hast gestern Abend deinen betrunkenen Tanzpartner in deine Wohnung geschleppt, hast mir irgendein ekliges Gebräu gegeben - das übrigens sehr gut geholfen hat, danke dir - und dir mein wahrscheinlich ziemlich betrunkenes Geschnarche angehört", erinnere ich sie. Obwohl ich es seit gestern Abend erstaunlich gut geschafft habe meine Gedanken von dem gestrigen Tag und vor allem von Michéle fernzuhalten, kann ich nicht verhindern, dass die Erinnerungen meinen Kopf fluten und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Wer weiß, was ich getan hätte wenn Christina nicht für mich da gewesen wäre. "Ohne dich hätte ich vermutlich die Nacht auf deiner ziemlich ungemütlichen Eingangsstufe verbracht. Frühstück ist das Mindeste, das ich tun kann", füge ich etwas verspätet hinzu und lächle vorsichtig, während ich mich zwinge die unerwünschten Gedanken zurück in ihre Schublade zu drängen. Ihre Finger schließen sich noch fester um mein Handgelenk und sie blickt aus ihren großen, braunen Bambi-Augen mitfühlend zu mir auf. "Du hättest das Gleiche für mich getan, wenn ich bei dir aufgetaucht wäre." Sie klingt nicht so, als hätte sie den geringsten Zweifel an ihrer Aussage und die Tatsache, dass sie mir scheinbar genauso sehr vertraut wie ich ihr, bedeutet mir mehr als es eigentlich sollte. Sie hat Recht, ich würde alles für sie tun und ich weiß noch nicht einmal wirklich wieso. Vielleicht weil sie seit Wochen mein erster Gedanke nach dem Aufstehen und mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen ist. Oder weil ich einfach selten einen Menschen kennenlernen durfte, der so liebenswürdig, positiv und motivierend ist wie sie. Aber bevor ich etwas Dummes tun kann, wie zum Beispiel den Mund auf zu machen und genau diese Worte auszusprechen, beugt sie sich plötzlich zu mir und auf einmal zieht sie mich unendlich sanft in eine Umarmung. Im ersten Moment bin ich etwas überrascht, doch dann lege ich lächelnd ebenfalls meine Arme um sie, um sie näher zu mir zu ziehen. "Danke dir. Ehrlich." Die Worte sind so leise, dass ich sie beinahe überhört hätte aber ich bin mir sicher, dass ich mich nicht verhört habe. In einem Anflug von Mut fordere ich mein Glück ein wenig heraus und drehe ganz vorsichtig meinen Kopf, um einen sanften Kuss auf ihrem Haaransatz zu platzieren. Ich erwarte fast, dass sie sich bei der ungewohnten Geste zurückzieht, aber sie tut es nicht. Zumindest nicht sofort. Es dauert bestimmt noch eine weitere halbe Minute, bis sie sich langsam wieder von mir löst und als ihr Blick meinen trifft, könnte ich schwören, dass ihre Augen noch stärker Strahlen als noch vor ein paar Minuten. Beinahe versinke ich in dem tiefen Braun und ich schüttle rasch den Kopf, um mich aus meiner Trance zu wecken. "Komm, lass uns was essen, bevor alles kalt ist", sage ich und gestikuliere zum Tisch. Ich lächle sie an und Christina entspannt sich sichtlich, ehe sie mein Handgelenk loslässt, um sich zwei wirre Haarsträhnen hinter die Ohren zu schieben. "Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll", gesteht sie lachend und ich ziehe einen Stuhl für sie heraus, damit sie sich setzen kann. Schnell laufe ich nochmal zur Küchenzeile und nehme die Kaffeekanne aus der Maschine. Als ich zurück an den Tisch trete hat Christina sich bereits eine großzügige Portion Pfannkuchen, Speck und Nutella auf den Teller geladen und ich ziehe grinsend die Augenbraue hoch, als ich den Haufen Essen betrachte, der beinahe größer ist als sie selbst. "Was denn?", fragt sie herausfordernd, als sie meinen Blick bemerkt und spießt demonstrativ ein Stück Pfannkuchen auf ihre Gabel. "Nur weil ich normalerweise nicht viel esse, heißt das nicht, dass ich es nicht könnte. Warte nur, ich kann mindestens die Hälfte meines Körpergewichts verdrücken, wenn ich will." Ich lache leise, ehe ich nach meiner Tasse greife. Als sie allerdings den ersten Bissen Pfannkuchen nimmt, habe ich ein verdammtes Glück, dass ich mich nicht mit dem heißen Kaffee verbrühe, denn sie schließt die Augen, neigt den Kopf nach hinten und stöhnt, wobei sie mein Hirn an einen Ort schickt, an den es eigentlich gar nicht will. "Oh mein Gott", schwärmt sie, was mir in der Situation auch nicht wirklich hilft. "Die sind unglaublich!"
"Tja, was soll ich sagen. Ich bin eben ein fabelhafter Koch." Ich grinse sie über den Tisch hinweg an, stolz dass ich meine Stimme ruhiger klingt als ich mich gerade fühle. Dieses Mal schweigt Christina, aber der glückselige Blick bleibt, als sie sich ein weiteres Stück in den Mund schiebt. "Ich glaube ich lass dich nie wieder gehen, Luca Hänni", sagt sie und ich nehme schnell einen großen Schluck Kaffee, um damit die Worte runterzuschlucken, die mir auf der Zunge liegen. Nämlich, dass ich dagegen überhaupt nichts habe. 

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