22 - A Stop and a Start? (Part 3)

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Prompt: Eine halbwegs freiwillige Übernachtung und Christinas Wärmebedürfnis fördert lange unterdrückte Gefühle zu Tage. 

Christina

Das ganze Badezimmer ist erfüllt mit Lucas Geruch, als ich eine halbe Stunde später wieder aus der Dusche trete. Mit einem leisen Seufzen atme ich tief ein, während ich meinen Körper in ein weiches, großes Handtuch wickle. Das heiße Wasser hat meine vom vielen Training verspannten Muskeln ein wenig gelockert und mithilfe von einem Haufen Duschgel und einer Bürste schaffe ich es sogar, dass ich nicht mehr aussehe wie ein übermüdeter Pandabär mit Vogelnest auf dem Kopf. Nachdem ich mich ordentlich abgetrocknet und meine Haare zu einem lockeren Zopf geflochten habe, schlüpfe ich wieder in mein Leggins und in mein Top von zuvor, ehe ich mich zurück auf den Weg in den Wohnbereich mache. Kaum habe ich die Tür geöffnet, breitet sich ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen aus. Luca liegt seitlich auf dem großen Bett, die Beine angewinkelt und schläft tief und fest. Ein Anblick, der unwillkürlich ein Flattern in meiner Brust auslöst, doch erst einmal dränge ich das Gefühl zurück in die hinterste Ecke meines Herzens und konzentriere mich auf ein anderes Problem. Die warme Dusche hat mich zwar entspannt, allerdings hat sie ebenfalls dafür gesorgt, dass mir die Temperatur in dem Raum auf einmal viel geringer vorkommt als noch vor einer halben Stunde und so fange ich langsam aber sicher an zu frösteln. Etwas unschlüssig sehe ich mich in dem Raum um, in der Hoffnung irgendwas zu finden, mit dem ich mich warm halten könnte, allerdings beschlagnahmt Luca auf äußerst niedliche Weise die Bettdecke und ich bringe es einfach nicht übers Herz, ihn deshalb zu wecken. Ein valider Grund, der allerdings auch dafür sorgt, dass ich mich nach einer anderen Möglichkeit umschauen muss, um nicht zu einem laufenden Eiszapfen zu mutieren. So leise es nur irgendwie geht sehe ich mich im Zimmer und in den Schränken um, aber ich finde keine weitere Decke mehr. Stattdessen fällt mein Blick allerdings auf einen anderen Gegenstand, der mich zögern lässt. Über dem Stuhl, der vor dem kleinen Schreibtisch steht, hängt Lucas hellgrauer Pullover - den, den ich sowieso am liebsten an ihm mag. Ich könnte ihn einfach anziehen und...Nein. Das kann ich nicht machen. Andererseits ist mir kalt und Luca blockiert die Decke, also wäre es doch eine absolut logische Entscheidung, auf seinen Pulli zurückzugreifen, oder nicht? Ich muss mir sowieso einen Wecker stellen und dann ziehe ich ihn einfach wieder aus, bevor Luca morgen früh aufwacht. Eine Sekunde lang zögere ich noch, dann greife ich nach dem Stück Stoff und ziehe mir den Pulli kurzerhand über den Kopf. Sofort umhüllt mich wieder Lucas bekannter Geruch und für einen Augenblick erlaube ich es mir, die Augen zu schließen und einfach tief einzuatmen. Ich kann ehrlich nicht sagen was es ist, aber irgendwas an Luca vermittelt mir das Gefühl von zuhause. Von Wärme, Geborgenheit und auch ein bisschen von Liebe, obwohl das in Anbetracht der kurzen Zeit, die wir uns kennen, total unrealistisch ist. Langsam wird mir auch wieder wärmer und damit macht sich auch eine allumfassende Müdigkeit in mir breit. Noch während ich den immer noch laufenden Fernseher ausschalte, das Licht runterdrehe und zum Bett tapse, spüre ich wie mir immer wieder die Augen zufallen und ich weiß genau, dass es nicht lange dauern wird, bis ich auch ins Traumland verschwinde. Eingekuschelt in Lucas großen Pulli lasse ich mich auf der Bettkante nieder und blicke zu ihm hinüber. Es ist eine seltene Gelegenheit, Luca beim Schlafen zuzusehen oder ihn einfach mal ansehen zu können, ohne dass eine Kamera jede meiner Emotionen für jeden sichtbar aufzeichnet. Er sieht so friedlich aus, wie er da liegt und mein Herz macht einen gerührten Satz, als ich sehe wie sich seine Lippen im Schlaf zu einem kaum sichtbaren Lächeln verzieht und er ein leises Brummen von sich gibt. Unwillkürlich frage ich mich, was er wohl gerade denkt. Oder wovon er träumt. Ob wir vielleicht sogar von der gleichen Sache träumen? Ich wach und er schlafend...könnte es sein, dass wir beide von einer gemeinsamen Welt träumen? Einer Zukunft, in der wir vielleicht, nur ganz vielleicht, mehr sein könnten, als nur Tanzpartner? Meine ehrliche Antwort: Ich weiß es nicht. Je mehr Zeit wir miteinander verbringen, je mehr wir flirten und Späße machen, desto mehr verschwimmen die Grenzen in meinem Kopf und ich finde mich immer öfter in einem Gefühlschaos wieder, das mein Herz einfach nicht zur Ruhe kommen lässt. Ich hab schön langsam wirklich keine Lust mehr auf diese Ungewissheit, aber andererseits traue ich mich auch schlichtweg nicht, einen weiteren Schritt auf ihn zuzumachen und dass unser Timing anscheinend nicht wirklich das beste ist, hab ich heute ja oft genug gesehen. Und zu allem Überfluss ist da auch noch Lucas kürzliche Trennung, die Klatschmagazine, die sich wie die Geier auf jeden Fetzen unseres Privatlebens stürzen und den kleinen, unbedeutende Fakt, dass ich keine Ahnung habe, ob Luca auch nur annähernd das Gleiche empfindet wie ich, gibt es auch noch. Alles in Allem eine ziemlich vertrackte Situation. 

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