18 - Happy Birthday, Christina

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Prompt: Christina hat Geburtstag und Luca möchte den Anlass nutzen und ihr zeigen, wie sehr er sie liebt. Nur leider ist sein Geschenke-Findungs-Talent ein wenig eingerostet und so muss Luca kreativ werden, um Christina letztendlich hoffentlich doch noch einen unvergesslichen Geburtstag zu bescheren. (Kleiner Tipp: Vielleicht kommt euch ein Teil des Oneshots leicht bekannt vor. Bin gespannt, ob jemand drauf kommt. 😉🙈 Info für später: Fettkursiv ist Luca, kursiv ist Christina.)

Luca

Verzweiflung. Das ist das einzige Gefühl, das ich gerade verspüre. Pure. und ehrliche. Verzweiflung. Ich stehe vor einer Wand von Karten, alle Rosa und Rot und Gold, bedeckt mit einer übertriebenen Menge an Herzen und so viel Glitzer, dass wohl jedes Einhorn daran erstickt wäre. Ich hab absolut keine Erfahrung mit dem Kauf von Geburtstagskarten. Natürlich hatte ich schonmal eine Freundin, zwei sogar, aber Michéle hielt nicht viel von kitschigen Karten und als ich mit Tamara zusammen war, war ich noch so jung, dass meine Mutter das Geschenk für mich besorgt hat. Dementsprechend hilflos starre ich die schier unendliche Auswahl an Karten an, von der ich ehrlich gesagt nicht erwartet habe, dass sie so groß ausfallen würde. Es gibt Karten für Eltern, Geschwister, Ehepartner, Cousins, Dates und sogar für Haustiere, obwohl mir absolut schleierhaft ist, wer eine Karte für seinen Hund kaufen würde aber gut. Es hat ganze fünf Minuten gedauert, bis ich den Bereich für "Freundin" gefunden habe und selbst jetzt habe ich dutzende Möglichkeiten, die alle gleichermaßen unpassend scheinen. Keine von denen passt zu dem, was ich Christina gegenüber ausdrücken will. Sie sind entweder viel zu kitschig, zu albern oder schlichtweg peinlich. Ich will etwas Echtes, etwas das nicht zu übertrieben ist aber einfach ausdrückt, was ich Christina gegenüber empfinde, ohne sie gleich zu verschrecken, weil ihr ein dicker, halbnackter Comic-Mann mit Partyhut alles Gute zum Geburtstag wünscht. Es ist nichts falsch an solchen Karten, aber es ist einfach nicht das, wonach ich suche. Seufzend lasse ich meinen Blick zum wiederholten Mal an der Auslage vorbeigleiten. Der Typ neben mir ist schon länger hier als ich und er hat auch noch keine Karte. Also vielleicht liegt es gar nicht an mir. Aber wie soll man bei den vielen Möglichkeiten auch die richtige Karte finden? Ich will einfach, dass ihr erster Geburtstag mit mir perfekt wird (genau genommen der zweite, aber letztes Jahr hatte sie ja einen tollen Tanzpartner als Geschenk) aber ich kriege es nicht mal auf die Reihe eine anständige Karte zu kaufen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich immer noch kein persönliches Geschenk habe, außer einen neuen Anhänger für die Kette, die ich ihr während der Let's Dance Zeit als Glücksbringer geschenkt habe. Wahrscheinlich wartet sie jetzt gerade zuhause auf mich und macht sich schon Sorgen, weil ihr Freund immer noch nicht wieder zurück ist. Männer und Einkaufen eben. Dabei sollte ich offiziell nur schnell ein bisschen Butter und Eier für den Kuchen mitbringen, den sie unbedingt noch Backen wollte bevor ihre Eltern morgen Nachmittag zu Besuch kommen. 

Eine ganze Weile stehe ich noch vor dem Regal, starre all den Glitzer und die bunten Schriftzüge an, bis ich letztendlich seufzend entscheide es aufzugeben und zu gehen...ohne Karte. Der Weg nach draußen fühlt sich ein bisschen an wie ein Walk-of-Shame und zwischendurch denke ich, dass sogar die Kassiererin mich mitleidig ansieht, als ich mich ohne einen Einkauf an den anstehenden Menschen vorbei nach draußen drücke. Ich gehe davon aus, dass ich auch ungefähr genauso miserabel aussehe wie ich mich fühle und die trüben Regenwolken, die heute schon den ganzen Vormittag lang den Himmel bedecken, heben meine Laune auch nicht gerade an. Aber hey, immerhin passen sie zu meiner Stimmung. Grummelnd schiebe ich meine Hände tiefer in die Taschen meines Mantels und kicke missmutig einen Stein vor mir her, während ich das Einkaufszentrum verlasse und wieder in die Kölner Innenstadt trete. Ein toller Freund bin ich. Vielleicht denkt ihr euch jetzt, ich soll mich nicht so anstellen, schließlich habe ich ja ein Geschenk für sie. Aber ein kleiner Anhänger, der kaum größer ist als der Nagel meines kleinen Fingers reicht nicht einmal annähernd, um ihr etwas zurückzugeben. Im Kopf gehe ich gerade sämtliche Kuchenrezepte durch, in der Hoffnung ihr wenigstens noch eine dreistöckige 3D-Torte mit lebensechter Christina-Figur backen zu können, als mein Blick auf einen kleinen Laden fällt, an dem ich auf meinem Weg nach Hause vorbeikomme. Normalerweise hätte ich der Papeterie gerade keine Sekunde meiner Aufmerksamkeit gewidmet, doch dieses Mal hängt ein Plakat im Schaufenster, direkt neben ein paar der angebotenen Produkte, das mich aufschauen lässt. Mit immer größer werdenden Augen überfliege ich die Werbeanzeige und noch bevor ich das letzte Wort erreicht habe, hat sich in meinem Kopf eine Idee gebildet, die mein Herz aufgeregt gegen meinen Brustkorb schlagen lässt. Es ist persönlich und auch ein bisschen riskant, aber innerlich spüre ich, dass es perfekt ist. Ohne Karte aber mit wesentlich besserer Laune mache ich auf dem Absatz kehrt und steuere die richtige Richtung an, den 1a Einfall für Christinas Geburtstagsgeschenk im Gepäck. 

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