23 - Back to You

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Prompt by me and Dezemna: Von der Person getrennt zu sein, die man liebt, ist eines der frustrierendsten Gefühle der Welt. Umso schöner ist es, wenn man sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder in die Arme schließen kann. Oder: Christina kommt endlich nach Hause.

Christina

Ich persönlich liebe es, mit dem Zug zu fahren. Das gleichmäßige Rumpeln ist beruhigend, während die Landschaft draußen vorbeizieht und ich finde es viel entspannter als zu fliegen. Trotzdem bin ich heute mehr als genervt von dem gleichmäßigen Rumpeln, der Landschaft und generell allem um mich herum. Mit dem Flugzeug wäre ich schon längst in der Schweiz angekommen und dass der Zug so viel länger braucht, nagt gerade gehörig an meiner Geduld.  Ich kann es kaum erwarten, Luca endlich wiederzusehen. Nach der Veröffentlichung von Lucas neustem Song "Durch die Nacht" stand vor zwei Wochen eine ausgiebige Promo-Tour durch die Schweiz an, während ich in Köln mit Jans Training und Let's Dance beschäftigt war. Eine Aufgabe, über die ich mich gefreut habe wie ein Schnitzel, die aber gleichzeitig bedeutet, dass Luca und ich die bisher längste Trennung überstehen mussten, seit wir uns letztes Jahr kennengelernt haben. Umso ungeduldiger beobachte ich jetzt die Uhr auf dem kleinen Bildschirm über dem Gang des ICEs, aber die Zeit scheint heute wirklich im Schneckentempo zu vergehen. Seufzend wende ich den Blick wieder von der Uhr ab und lehne seufzend den Kopf an die Scheibe. Heute ist wirklich nicht mein bester Tag. In der Hoffnung mir damit ein bisschen die Zeit zu vertreiben, ziehe ich mein Handy aus der Tasche und sofort breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus, als mir Lucas Name vom Bildschirm entgegenleuchtet.

Luca
Ich kanns kaum erwarten, bis du endlich wieder bei mir bist. ❤️🥺

Alleine diese simple Nachricht reicht, um mein Herz aufgehen zu lassen. Ich muss absolut dämlich aussehen, wie ich da sitze und auf mein Handy starre, aber wenn es um Luca geht, ist bei mir sowieso jeder Zug abgefahren. Apropos Zug: Den wortwörtlichen Zug, in dem ich gerade sitze, scheint das nämlich nicht zu betreffen, denn der ist gerade mitten auf der Strecke stehengeblieben und macht auch keinerlei Anstalten mehr, sich in der nächsten Zeit noch zu bewegen. Verwirrt blicke ich mich in meinem Abteil um, aber die anderen Fahrgäste schauen mindestens genauso ratlos aus der Wäsche wie ich. Seufzend lehne ich mich in meinem Sitz zurück und blicke genervt aus dem Fenster. Also manchmal frage ich mich wirklich ob die Deutsche Bahn von Lamas oder sonst irgendwelchen Paarhufern organisiert wird, denn die Uhr lesen kann definitiv keiner von denen. Ein Knacken in den Lautsprechern lässt nicht nur mich aufblicken und schon ein paar Sekunden später hallt die näselnde Stimme des Zugführers durch das Abteil: "Sehr verehrte Passagiere, ich bitte die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen aber wir haben momentan nicht die Erlaubnis weiterzufahren. Ich bitte Sie, sich noch ein wenig zu gedulden, ich werde Sie umgehend informieren, sobald mir neue Informationen vorliegen." Damit knackt es wieder und die Durchsage wird durch ein allgemeines Gemurmel ersetzt, als sich einige Passagiere - mich inbegriffen - leise über die wiederholte Verspätung beschweren, ehe sie sich wieder ihren Beschäftigungen zuwenden. Auch ich lasse meinen Kopf wieder gegen den Sitz fallen und fahre damit fort, die unglaublich spannenden Bäume zu betrachten, die neben meinem Fenster am Rande der Zugstrecke stehen. Unglaublich spannend, wirklich. Es passiert absolut nichts, das höchste der Gefühle ist noch meine Entdeckung eines kleinen Eichhörnchens, das neben dem Gleis aus dem Wald springt, verwirrt den Zug ansieht und dann schleunigst wieder im Unterholz verschwindet. Das wars aber dann auch schon mit den spannenden Zwischenfällen und so versuche ich einfach meine Ungeduld im Zaum zu halten und auf das Beste zu hoffen.
Eine Weile lang stehen wir einfach mitten im Nirgendwo und langsam bricht Unruhe im Zug aus. Einige Fahrgäste beginnen mit ihren Angehörigen zu telefonieren und auch ich ziehe erneut mein Handy aus der Tasche und öffne Lucas Chat. Mittlerweile haben wir bereits eine halbe Stunde Verspätung und Luca schickt sonst noch einen Suchtrupp los, der die halbe Schweiz auf den Kopf stellt, wenn ich mich nicht bald melde. 

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