1 - Sleeping in Cars

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Prompt by dezemna:
Sie wollen irgendwo hin fahren mit dem Auto und haben eine Panne mitten im Nirgendwo und schlafen zusammen hinten auf der Rückbank😂 (das könnte man auch nehmen bevor sie ein Paar waren und dann wollen sie erst nicht zusammen schlafen)🙈

Christina

Ratlos stehe ich vor der aufgeklappten Motorhaube meines geliebten feuerroten Mini Coopers und fahre mir erschöpft mit einer Hand übers Gesicht. Eigentlich sollten Luca und ich einfach nur von Köln nach Berlin fahren, um dort eine exklusive Zusatzshow für Lets Dance aufzunehmen, aber schon seit ich heute morgen einen Zeh aus meinem Bett gestreckt habe, geht alles schief was nur schief gehen kann. Erst wurde unser Zug in letzter Minute gecancelt, was auch der Grund war wieso wir überhaupt erst mein Auto genommen haben, denn die Produktion hat es natürlich nicht geschafft während der Osterferien kurzfristig ein Shuttle zu besorgen. Dann hatten wir Probleme unser Gepäck in meinem Auto unterzubringen und letztendlich standen wir auch noch im Stau und mussten nur mit Google Maps bewaffnet einen riesen Umweg fahren.
Was uns zu der aktuellen Situation führt. Gerade stehen wir auf irgendeiner gottverlassenen Straße mitten im Nirgendwo, weil mein Auto nämlich gemeint hat, es müsste mitten unter der Fahrt einfach die weiße Fahne schwenken und stotternd den Geist aufgeben. Und ich hab keinen blassen Schimmer wieso, und das obwohl ich schon seit geschlagenen fünf Minuten in den Motorraum starre. "Siehst du wo das Problem liegt?", dringt Lucas gedämpfte Stimme aus dem Innenraum zu mir und ich schnaube laut. "Mann Luca, ich hab keinen Plan von Autos! Woher soll ich denn wissen wieso das dumme Ding nicht mehr fährt?" Genervt werfe ich einen Blick auf die vielen verschiedenen Autoteile und füge sarkastisch hinzu: "Der Motor ist auf jeden Fall noch da, soviel kann ich dir sagen." Zu behaupten, dass ich schlecht gelaunt bin, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. "So ein verdammter Bockmist", fluche ich leise vor mich hin und trete frustriert gegen den Reifen meines Wagens. Wäre ich doch nur letzte Woche in die Werkstatt gefahren, dann hätte ich mir den Schlamassel hier wahrscheinlich sparen können. Auf einmal schiebt sich eine Hand in mein Blickfeld und mit ihr eine rot-weiße Schachtel, aus der mehrere Kinderriegel herausschauen. Erstaunt hebe ich den Kopf und blicke direkt in Lucas braune Augen. Für einen Moment verliere ich mich darin, bis mich ein leises Klappern aus meiner Traumwelt reißt. Auffordernd schüttelt Luca die Box. "Komm schon, nimm einen." Ein schiefes Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Ein weiser Mann hat mal gesagt, dass du nicht du bist wenn du hungrig bist." Er streckt mir die Riegel noch weiter entgegen, bis ich fast glaube den leichten Schokoladengeruch wahrnehmen zu können. "Also iss. Ich will meine süße, liebe Christina zurück aber momentan erinnerst du mich eher an einen kleinen Ninja in der Ausbildung, der wütend gegen Autoreifen tritt. Und das müssen wir echt ändern."
"Ein kleiner Ninja, also?", wiederhole ich grinsend, nehme mir aber trotzdem eine Kinderschokolade und wickle den Schokoriegel aus dem Papier, ohne den Blickkontakt mit Luca zu unterbrechen. "Ein kleiner Bambi-Ninja", bestätigt er. Mit den Fingern macht er eine Geste an seinem Kopf, die wohl Hörner darstellen sollen und ich fange leise an zu lachen. "Du bist so ein Spinner, Luca", sage ich kopfschüttelnd aber er zuckt nur die Schultern, die Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen. "Solang es dich wieder zum Lachen bringt, ist mir das Recht." Bei seinen Worten macht mein Herz einen Satz aber ich ignoriere es gekonnt, denn Luca redet schon wieder weiter. Mit einem Blick auf die immer noch offene Motorhaube schlägt er vor, den Abschleppdienst zu rufen und sich dann mit der Produktion auseinanderzusetzen, um vielleicht einen alternativen Weg zu finden um uns - und hoffentlich auch mein Auto - heil und rechtzeitig nach Berlin zu verfrachten. Während ich mich also ins Auto setze und meinen Kinderriegel esse, telefoniert Luca in einiger Entfernung mit dem ADAC. Mein Blick folgt ihm, während er immer wieder ins Handy spricht und dabei auf dem schmalen Grünstreifen am Straßenrand auf und ab läuft. Er trägt ein helles Hemd mit Blumen darauf, das an jedem anderen Kerl wohl schrecklich ausgesehen hätte aber ihm verboten gut steht, und eine knielange Jeans mit weißen Chucks. Sein Oberteil hat er während der Fahrt zur Hälfte aufgeknöpft, weswegen ich beinahe einen Unfall gebaut hätte, und ich kann die Muskeln unter dem Stoff hervorblitzen sehen. Vorher musste ich mich zwingen mich nicht ablenken zu lassen aber da ich jetzt weder 105 PS unter mir, noch einen 60 Tonnen schweren Lastwagen vor mir habe, hält mich nichts mehr davon ab ihn in Ruhe in Augenschein zu nehmen. "Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht", ertönt auf einmal Lucas Stimme über mir. Verflixt, vor lauter Schwärmerei hab ich gar nicht bemerkt, dass er das Telefonat mittlerweile beendet hat und jetzt vor mir steht. Ertappt reiße ich den Blick von seinem Körper los und sehe ihn an. "Die gute zuerst, bitte."
"Also der Abschleppdienst meint, dass es wohl nur eine lockere Zündkerze ist und der Schaden mit dem richtigen Werkzeug relativ schnell behoben werden kann." Bei dem Gedanken, dass mir keine Reparatur bevorsteht, die mich mehr kosten wird als mein Auto überhaupt wert ist, seufze ich erleichtert auf. "Und was ist die schlechte Nachricht?", frage ich dann und diesmal ist Luca der, der seufzt. Er lässt sich mir gegenüber auf den Boden fallen und stützt sich mit den Händen hinter sich im Gras ab. Für einen Moment huschen meine Augen zu den Muskeln in seinen Armen, die sich bei jeder Bewegung zusammenziehen, aber Luca sorgt schnell wieder für die nötige Abkühlung. "Die schlechte Nachricht ist, dass momentan jeder in den Urlaub fährt und die Werkstätten dementsprechend viel zu tun haben. Die können erst morgen früh jemanden vorbeischicken." Beinahe wäre mir mein halb gegessener Kinderriegel aus der Hand gerutscht. "Morgen früh erst?!" Entsetzt blicke ich Luca an. "Und was sollen wir in der Zwischenzeit machen? Das Auto schieben oder was?" Mittlerweile vollends verzweifelt springe ich auf und fange an wie Luca vorher hin und her zu laufen, während ich mir den Kopf darüber zerbreche, wie wir nach Berlin kommen sollen. "Wir können auf der Rückbank schlafen und morgen schauen wir, dass wir den Abschleppdienst erreichen und dann irgendwie nach Berlin kommen." Abrupt bleibe ich stehen und schüttle sofort den Kopf. "Auf der Rückbank? Luca, das ist ein Mini, kein Pick-Up mit Ladefläche!" Hektisch gestikuliere ich mit den Händen in Richtung meines Autos. "Wie sollen wir denn da reinpassen?" Auf Lucas Gesicht breitet sich ein freches Grinsen aus, das mir sofort die Hitze in die Wangen schießen lässt. "Tja, ich schätze das wird wohl sehr kuschelig heute Nacht." 

Luca

Zwei Stunden später liegen wir, umgeben von unserem Gepäck, nebeneinander auf den umgeklappten Vordersitzen in Christinas Auto, die Beine auf der Rückbank ausgestreckt. Es ist wirklich furchtbar eng aber trotzdem bemüht Christina sich, so viel Abstand wie möglich zwischen unseren Körpern zu lassen, auch wenn das bedeutet, dass sie sich wie eine Ölsadine gegen eine der Taschen am Rand drücken muss. Es ist fast niedlich, wie sie versucht mir möglichst nicht zu nahe zu kommen, vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns bei unseren bisherigen Tänzen schon weitaus näher gekommen sind. "Du kannst meinen Arm als Kissen benutzen", biete ich an, als ich sehe wie sie vergeblich versucht eine einigermaßen angenehme Schlafposition zu finden. "Danke", murmelt sie. "Aber ich will nicht, dass dir der Arm einschläft und ich kann auch meine Jacke benutzen." Wie aufs Stichwort knüllt sie das Kleidungsstück unter ihrem Kopf zusammen und kuschelt sich wieder an den Koffer an der Seitenwand. Zwar scheint ihr improvisiertes Kissen guten Dienst zu tun, allerdings hat sie jetzt nichts mehr, das sie vor der Kälte schützt, die langsam aber sicher in den Wagen dringt. Obwohl es tagsüber mittlerweile schon wieder recht warm wird, fällt die Temperatur über Nacht immer noch weit ab. Das bekommt auch Christina zu spüren. Ich bin schon fast eingedöst, als ich neben mir ein leises Geräusch wahrnehme. Verwundert schlage ich die Augen auf und runzle die Stirn, als ich Christinas Position sehe. So nah wie möglich an die Wand gepresst hat sie sich in Embryonalstellung zusammengekauert, die Knie an die Brust gezogen und versucht sich so gut wie möglich warm zu halten. "Hey, du kannst mit unter meine Jacke wenn du willst", flüstere ich in die Dunkelheit, aber wie schon zuvor lehnt sie mein Angebot ab und bleibt lieber mit gebührendem Abstand liegen. Eine Weile lang versuche ich wieder einzuschlafen aber ohne Erfolg. Ich kann es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, sie so schlafen zu lassen. "Christina", sage ich, als ich es nicht mehr aushalte ihr beim frieren zuzusehen. "Rück einfach ein Stück näher zu mir, das ist viel wärmer und meine Jacke ist groß genug für uns beide."
"Mir geht's gut", entgegnet sie fast schon trotzig und obwohl sie leise spricht, höre ich wie ihre Zähne klappern. Seufzend suche ich in der Dunkelheit nach ihrem Gesicht. Wenn ich etwas über sie gelernt habe in den letzten Wochen, dann, dass Christina es hasst, Schwäche zu zeigen. Deshalb lasse ich auch jetzt nicht locker, obwohl sie sich alle Mühe gibt, mich nicht anzusehen. "Meine Güte, Christina. Du zitterst und kannst kaum reden. Komm einfach her, bitte." Ich hebe ein Ende der Jacke hoch, die ich über meine Schultern gelegt habe und Christina wimmert leise, als sie schließlich doch zu mir rutscht. Ich stoße ein leichtes Grunzen aus, als sie sich beeilt zu mir zu kommen und ihr zierlicher Körper dabei mit meinem kollidiert. "Tschuldigung", nuschelt sie, während ich die Jacke über ihren Körper ziehe. "Alles gut, nichts passiert", murmle ich und schlinge meine Arme um ihren zitternden Körper. Im selben Moment zucke ich zusammen, als ich spüre wie eiskalt sie ist und fange an mit meiner Hand über ihren Arm zu fahren, in der Hoffnung sie so schneller aufzuwärmen. Christina seufzt zufrieden und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust, während sie versucht so viel Wärme wie möglich abzubekommen. Ich erstarre eine Sekunde lang, als sie sich noch näher an mich kuschelt und ihr Körper auf einmal komplett an meinen gedrückt wird. Okay, vielleicht habe ich das nicht komplett durchdacht. Ich schlucke hart und hoffe inständig, dass mein Körper mich jetzt nicht betrügt. Zum Glück bleibt all mein Blut da wo es hingehört und ich fahre damit fort, aus dem kleinen Eiszapfen in meinen Armen wieder einen Menschen zu machen. "Es ist echt unglaublich, wie warm du bist", murmelt Christina nach einer Weile. Beinahe hätte ich vor Erleichterung geseufzt, als ich höre, dass sie wieder normal spricht. Ich kann mich nicht dazu durchringen zu antworten. Stattdessen fange ich unterbewusst an, meine Hand über ihren Rücken wandern zu lassen. Als ich bemerke, dass ich womöglich gerade eine Grenze überschreite, will ich meine Hand fast schon zurückziehen aber dann höre ich ein leises Geräusch und lasse meine Hand genau da wo sie ist. Christina hat nämlich praktisch angefangen wie eine verdammte Katze zu schnurren, was ich definitiv niedlicher finde als ich sollte. Schnell beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange, um nicht zu lachen. Wie kann ein Mensch nur so bezaubernd sein?, schießt es mir durch den Kopf und ich verziehe im selben Moment das Gesicht. Oh Mann, mich hats ja ganz schön erwischt, jetzt benutze ich schon das Wort bezaubernd. "Luca?", reißt mich Christinas mittlerweile schlaftrunkene Stimme aus den Gedanken. "Alles in Ordnung? Du guckst so komisch." Aus großen unschuldigen Bambi-Augen blickt sie zu mir hoch und unwillkürlich breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Mit der Hand streiche ihr eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und lasse meine Finger vielleicht etwas länger an ihrer Schläfe verharren als es für Freunde angebracht wäre. "Alles gut", flüstere ich. "Ruh dich aus, okay?" Sie bekommt gerade noch ein gemurmeltes "Okay" zustande, dann ist sie auch schon eingeschlafen. Lächelnd blicke ich auf sie hinunter. Ja, bezaubernd trifft es ziemlich genau.

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