6 - By Your Side (Part 1)

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Prompt by me:
Luca trennt sich von seiner Freundin und Christina ist die einzige Person, die er sehen möchte. (Inspiriert von dem Song "By Your Side" von Tenth Avenue North) 

Christina

Wieso verwandeln sich Frauenhandtaschen immerzu in schwarze Löcher, sobald man mal was in ihnen sucht? Den Blick nach unten gerichtet laufe ich in Richtung meiner Wohnung, während ich auf der Suche nach meinem Hausschlüssel den Inhalt meiner Tasche umgrabe. Da heute Samstag ist und damit unser einziger trainingsfreier Tag der Woche, habe ich die Zeit genutzt und mich endlich mal wieder mit meiner Schwester getroffen, von der ich jetzt gerade komme. Allerdings muss ich es wohl in Betracht ziehen wieder umzukehren, sollte meine Tasche nicht bald meinen Schlüssel ausspucken. Endlich ertasten meine Finger etwas Kaltes, Metallisches und ich ziehe schließlich triumphierend den gesuchten Schlüsselbund aus den Tiefen meiner Handtasche. Zufrieden, dass ich diesmal weder meine Schwester belästigen noch bei den Nachbarn um Einlass betteln muss, hebe ich den Kopf...und bleibe wie angewurzelt stehen. Was ist das denn? Da sitzt Luca auf der Stufe vor meiner Eingangstür, den Kopf in die Hände gestützt und sieht aus wie ein Häufchen Elend. "Luca? Was machst du denn hier?", frage ich stirnrunzelnd, nachdem ich den ersten Schreck überwunden habe und langsam auf ihn zugehe. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass mein Tanzpartner mir nichts, dir nichts vor meiner Haustür rumlungert. Doch selbst als ich direkt vor ihm stehe, reagiert er kaum. Unschlüssig betrachte ich die Szene vor mir, dann lasse ich mich vorsichtig neben ihm auf der kalten Treppenstufe nieder und legt ihm sanft eine Hand auf den Oberschenkel. Endlich hebt er den Kopf und als mein Blick auf sein Gesicht fällt, ziehe ich zischend die Luft ein. Ach du meine Güte. Zum ersten Mal erkenne ich seine rot geweinten Augen, die mich traurig ansehen und im schalen Licht der Straßenlaterne wirkt seine Haut aschfahl. Seine Wangen sind gerötet und ich sehe ihm schnell an, dass er wohl versucht hat seine Sorgen mit Alkohol zu betäuben. Kurzum: Er sieht furchtbar aus. "Verflucht, Luca. Was machst du nur immer?", murmle ich entsetzt und ziehe ihn gleich darauf vorsichtig in meine Arme, soweit das in einer sitzenden Position eben möglich ist. Sofort spüre ich, wie die Anspannung in seinen Schultern ein wenig nachlässt und im nächsten Moment schlingt auch er seine Arme um meinen Körper und zieht mich an sich. Luca vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren und ich spüre, wie er hektisch ein und aus atmet. Wie als würde er sich endlich erlauben loszulassen, beginnt sein Körper zu zittern und ich drücke ihn instinktiv noch dichter an mich. Mein Herz bricht ein Stück, als ich höre wie er leise in den Stoff meiner Jacke schluchzt. Was ist nur passiert, das den immerzu fröhlichen, aufgedrehten Luca so aufgewühlt hat? Am liebsten würde ich direkt nachfragen aber ich bezweifle, dass er momentan in der Lage ist mir eine Antwort zu geben, also lasse ich es vorerst bleiben. Ein paar Minuten lang halte ich ihn einfach fest, dann treffe ich einen Entschluss. Ganz vorsichtig lehne ich mich ein Stück zurück und löse ich mich gerade so weit von ihm, dass ich ihn ansehen kann. "Komm schon, lass uns reingehen. So kann ich dich auf keinen Fall hier sitzen lassen", sage ich leise. Wenn er noch länger hier in T-Shirt und kurzer Hose auf meiner Eingangsstufe rumsitzt wird er sich noch den Tod holen und außerdem ist das Letzte, das wir jetzt gebrauchen können, eine Titelstory über einen heulenden Luca Hänni, der mitten in der Nacht bei seiner Tanzpartnerin vor der Tür campiert. Zu meiner Überraschung protestiert Luca nicht einmal, also strecke ich ihm  auffordernd meine Hand entgegen, helfe ihm auf und schlinge dann einen Arm um seine Taille, damit er mir nicht kopfüber in die Haustür stolpert. Zum Glück habe ich meinen Hausschlüssel ja vorher schon aus den Tiefen meiner Tasche gekramt, sodass es jetzt nicht lange dauert, bis ich meine Wohnungstür aufgesperrt und Luca ins Innere verfrachtet habe. Sofort umhüllt uns eine angenehme Wärme und ich stoße erleichtert die Luft aus. Hier kann ich wenigstens verhindern, dass er zu einem Eisklotz mutiert. Einen Moment lang überlege ich, ob es zu direkt wäre, ihn auf direktem Weg in mein Bett zu verfrachten, entscheide mich aber dann aber doch für die zurückhaltendere Option und steuere stattdessen die Couch an, auf der ich ihn schließlich ablade. So wie er aussieht ist es ihm gerade eh ziemlich egal, wo er sitzt. "Willst du einen Kaffee?", frage ich ihn, kaum dass er mit einem dumpfen Geräusch in den weichen Kissen versunken ist. "Ja bitte", nuschelt er leise und ich verzichte darauf ihn zu fragen, was er rein haben möchte. Bei seinem Zustand hilft nur noch pures Koffein, wenn überhaupt. 

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