5- Adventures in Babysitting (Part 3)

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Prompt und Ausarbeitung by me and dezemna
Lucas Erziehung lässt sehr zu wünschen übrig, aber es gibt keine Situation, die ein gutes Essen nicht wieder richten würde. 

Luca

Irgendwann wird es zu kühl um draußen zu sitzen und wir gehen zurück ins Haus, um schön langsam das Abendessen herzurichten. Da Christina zwei linke Hände hat was das Kochen angeht, übernehme ich die Zubereitung, während sie auf die Mädchen aufpasst. Nach einer Weile gebe ich die letzte Zutat in den Soßentopf und betrachte zufrieden das Ergebnis. Es ist jetzt kein weltbewegendes Gericht aber immerhin etwas. Und Spagetti mag schließlich jeder, da kann man also nicht viel falsch machen. "Essen ist gleich fertig", rufe ich ins Wohnzimmer und es dauert nicht lange bis Christina ihren Kopf zur Tür herein streckt. Als wäre sie die meiste Zeit nicht sowieso schon süß genug, streckt sie jetzt die Nase in die Luft und schnuppert. "Hmm, das riecht wirklich gut", stellt sie mit leuchtenden Augen fest und ich schöpfe etwas von der Soße aus dem Topf, um ihr den Löffel anschließend zum testen hinzuhalten. Damit sie sich nicht gleich die Zunge daran verbrennt, puste leicht darauf, ehe ich sie vorsichtig probieren lasse. Kaum breitet sich der Geschmack in ihrem Mund aus, macht sich ein begeisterter Ausdruck auf ihrem Gesicht breit. "Oh mein Gott, Luca! Das ist fantastisch!", strahlt sie mich an und ich kann nicht anders als stolz zu lächeln. "Du musst mir unbedingt sagen wie du das gemacht hast!"
"Bist du sicher, dass du dabei nicht die Küche abfackelst?", ziehe ich sie frech auf, was ihr einen empörten Laut entlockt. "Ey, das sind Spagetti mit Tomatensoße, das werde ich ja wohl noch hinkriegen!", beschwert sie sich und holt aus, um mir einen Schubs zu geben, aber ich bin schneller und fange ihr Handgelenk auf halben Weg ab. "Na bei dir weiß man ja nie", entgegne ich leiser und grinse sie an. Unsere Blicke treffen sich und ein freches Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. "Dann zeig es mir halt", schlägt sie vor und klingt dabei irgendwie so suggestiv, dass ich fast glaube es mir einzubilden. Ich kann mir nicht erklären wie die Stimmung plötzlich so umschwenken konnte, aber auf einmal liegt eine solche Spannung in der Luft, dass ich fast automatisch die Luft anhalte. "Vielleicht mach ich das ja", entgegne ich leise, während wir uns immer noch in die Augen schauen. Ich weiß nicht wer von uns beiden sich zuerst bewegt hat, doch auf einmal ist das Einzige, das uns noch voneinander trennt meine Hand, die immer noch Christinas Arm umklammert hält. Ihr Gesicht ist so nah an meinem, dass sich unsere Nasen fast berühren und diesmal kann ich nicht verhindern, dass mein Blick von ihren Augen zu ihren Lippen huscht. Ich müsste mich nur ein kleines Stück nach vorne beugen und...Ein ohrenbetäubendes Geschrei lässt uns so ruckartig auseinanderfahren, dass der Löffel, den ich eben noch in der Hand hatte, mit einem leisen Klirren auf dem Boden landet. Wieder ertönt das Gequengel der Mädchen aus dem Esszimmer, die scheinbar schön langsam wirklich Hunger bekommen und ich räuspere mich verlegen. Wie als würde sie erst jetzt wieder in der Realität ankommen zuckt Christina leicht zusammen, ehe sie zurückweicht, weit genug um mich nicht mehr berühren zu können. Eine Sekunde lang blinzelt sie mich verwirrt an, dann schüttelt sie auf einmal den Kopf und lächelt wieder, als wäre nichts gewesen. "Magst du kurz rübergehen und die Zwei beruhigen? Dann richte ich derweil das Essen her." Etwas verdutzt sehe ich sie an aber dann schiebe ich das merkwürdige Gefühl in die hinterste Ecke meines Hirns und nicke. Der Löffel liegt immer noch auf dem Boden, als ich mich - etwas benebelt von der Situation gerade eben - der Tür zuwende. In Gedanken weiter bei Christina, die in der Küche bleibt und zwei Kinderteller mit Nudeln füllt, betrete ich das Esszimmer, wo die Zwillinge schon in ihren Hochstühlen sitzen und mir aufgeregt entgegenschauen. "Ihr habt ein verflucht mieses Timing, wisst ihr das?", murre ich vor mich hin, während ich an den Tisch trete. "Huner", quäkt Sophia unbeeindruckt und patscht ungeduldig mit der Hand auf den Tisch. "Ist ja gut, ihr bekommt ja gleich was", versuche ich sie zu besänftigen aber die Kleine scheint viel zu viel Gefallen an dem Geräusch gefunden zu haben, das ihre Hand auf der Tischplatte macht. Es dauert nicht lange, bis Emma ihre Schwester kopiert und ebenfalls anfängt, einen unglaublichen Krach zu machen, während ich stöhnend den Kopf in den Händen vergrabe. Wenn Annina und ich als Kinder auch so schlimm waren, muss ich meiner Mutter unbedingt danken, dass sie uns nicht in einer Kirche abgegeben oder irgendwo ausgesetzt hat. "Alles klar da drüben?", ertönt Christinas gedämpfte Stimme aus der Küche und fast automatisch antworte ich mit einem gehetzten "Jaja, ich hab alles im Griff." Aber wie wir ja schon gesehen haben, ist dieser Ausdruck "Alles im Griff" eher ein Geheimwort für "absolutes Chaos". Frustriert blicke ich auf die Mädchen herunter, die aufgedreht in ihren Hochstühlen herumhüpfen, während sie mit den Fäustchen auf den Tisch hämmern und immer wieder eine fantasievolle Version von "Hunger! Hunger!" durchs Wohnzimmer schreien. Es kann doch nicht sein, dass ich es nicht schaffe zwei kleine Kinder zu beruhigen! Einen kurzen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken wirklich Christina zu Hilfe zu holen, verwerfe die Idee aber schleunigst wieder. Nein, die Blöße werde ich mir definitiv nicht geben. Schließlich soll sie sehen, dass ich mehr kann als nur singen oder tanzen, auch wenn es nur darum geht auf kleine Kinder aufzupassen. Entschlossen sehe ich mich um und atme erleichtert auf, als mein Blick auf die zwei vollen Flaschen Kakao fällt, die wir vorher als Nachtisch hergerichtet haben. In der Hoffnung, dass die beiden aufhören zu quengeln wenn sie beschäftigt sind, nehme ich die Flaschen und drücke sie den Mädchen in die Hand. Für einen Moment hören die Zwei tatsächlich auf herum zu hampeln und nuckeln stattdessen zufrieden an ihren Flaschen. Ich will gerade einen kleinen Freudentanz vollführen, als Emma mir einen Strich durch die Rechnung macht. Und zwar einen ganz gewaltigen, inklusive großem Geschrei und einer riesen Sauerei. Einen klitzekleinen Augenblick lang schaue ich nicht hin und keine zwei Sekunden später hat Emma die Flasche auch schon schwungvoll über den Tisch geschossen. Schneller als ich reagieren kann verteilt sich der Kakao über den ganzen Tisch, tropft von der Kante und bildet einen hellen, braunen See auf dem schicken Parkettboden. "Scheiße!", fluche ich laut, während ich entsetzt nach dem nächstbesten Tuch greife, das zum Glück zufällig über der Stuhllehne hängt, und versuche zu retten was zu retten ist. Aus großen, unschuldigen Augen sieht Emma mir zu wie ich den Kakao vom Tisch wische. Dann grinst sie breit. "Seiße!", quäkt sie nach und mir wäre vor lauter Schreck beinahe gleich das nächste Schimpfwort herausgerutscht. "Nein, nein, nein, nein", murmle ich panisch vor mich hin und gehe vor Emma ein Stück in die Knie, bevor ich sie eindringlich ansehe. "Du darfst das nie wieder sagen, okay?", erkläre ich ihr in einem möglichst ruhigen Ton. "Das ist ein ganz, ganz, ganz böses Wort." Eine Weile sieht sie mich nur an, dann gluckst sie und nickt. Überrascht blinzle ich sie an. Okay...damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Forschend kneife ich die Augen zusammen und sehe Emma skeptisch an, aber tatsächlich bleibt es still. "Na, hast du immer noch alles im Griff?" Vor Schreck zucke ich so heftig zusammen, dass diesmal ich derjenige bin, der die (mittlerweile zum Glück leere) Kakaoflasche über den Tisch schießt. Mit rasendem Herzen drehe ich mich zu Christina um, die sichtlich amüsiert mit zwei vollen Kindertellern in der Tür steht. Ich öffne den Mund, aber ehe ich überhaupt die Chance habe etwas zu erwidern, werde ich von einer fröhlichen Kinderstimme unterbrochen. "Seiße!", meldet sich diesmal Sophia zu Wort und mir rutscht das Herz in die Hose. Entsetzt reiße ich die Augen auf und beiße mir kräftig auf die Zunge, in er Hoffnung mir das Ganze nur eingebildet zu haben, aber keine Chance. "Seiße", wiederholt Sophia ein weiteres Mal vergnügt und baumelt mit den Beinchen, während ich Christina nur aus riesigen Augen entsetzt anschaue. "Das...ich...Tut mir leid, das wollt ich nicht, das ist mir einfach so rausgerutscht und sie haben es sich gemerkt und ich weiß nicht wie ich's wieder rückgängig machen kann, die Zwei haben ja nicht mal ne Reset-Taste!", brabble ich so hastig drauf los, dass ich beinahe über meine eigenen Worte gestolpert wäre. Beschämt senke ich den Blick und hätte mich am liebsten hinter meinen Händen versteckt. Natalia hätte mich wirklich besser nicht in die Nähe ihrer Töchter lassen sollen. Da verbringe ich gerade mal fünf Stunden mit ihnen und schon bringe ich ihnen das erste Schimpfwort bei. Super Luca, wirklich super. Zu meiner Überraschung bleibt das Donnerwetter aber genauso aus wie alle anderen Reaktionen, die ich mir ausgemalt habe. Stattdessen lässt mich Christinas helles Lachen verwundert aufblicken. „Mach dir nichts draus", beruhigt sie mich grinsend und zuckt mit den Schultern. „Irgendwann hätten sie es sowieso irgendwo aufgeschnappt. Jetzt sind sie eben die ersten Dreijährigen, die das S-Wort kennen." Ungläubig blicke ich sie an, aber Christina lässt mich gar nicht zu Wort kommen. "Und jetzt lass uns endlich essen, bevor hier gleich die nächste hungerbedingte Kakao-Überschwemmung stattfindet."
"Huner!", beschwert sich Emma auch prompt wieder und scheinbar ist das Thema damit für Christina beendet, denn sie stellt den Mädchen lächelnd die Teller hin, bevor sie sich wieder zu mir herumdreht. "Na los, hinsetzen", befielt sie kurzerhand und verschwindet in der Küche, um gleich darauf mit zwei weiteren Tellern zurückzukommen. "Hier, ich hab dir auch schon was hergerichtet", lächelt sie und streckt mir den Teller mit der größeren Portion entgegen, bevor sie sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen lässt. Sofort ist das Schimpfwort-Desaster vergessen und ich bemerke erst, wie hungrig ich eigentlich bin. "Oh Mann, danke, du bist echt die Beste!" Mit leuchtenden Augen schnappe ich mir das Besteck und schiebe mir gleich die erste Gabel in den Mund, nur um kurz danach genüsslich aufzustöhnen. "Dieses ganze Rumgerenne macht echt einen furchtbaren Hunger", schmatze ich und stocke, als ich Christinas belustigten Blick bemerkte. Verwundert lasse ich die Gabel sinken und runzle die Stirn. "Was ist denn? Schmecken dir die Nudeln doch nicht?", frage ich und sehe zwischen ihr und dem immer noch unangetasteten Teller hin und her. "Du musst doch auch was essen." Christina lacht leise. "Schon gut, schon gut. Ich ess ja schon." Wie als will sie ihre Aussage damit unterstreichen, versenkt sie ihre Gabel demonstrativ in den Nudeln, bevor sie sich eine große Portion in den Mund schiebt. Kurz sehe ich ihr noch zu wie sie kaut - nur um ganz sicher zu gehen - dann widme ich mich zufrieden wieder meinem eigenen Essen. 

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