5 - Adventures in Babysitting (Part 4)

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Prompt und Ausarbeitung by me and dezemna:
Luca findet eine neue Herausforderung und Christina entdeckt, dass Versuchskaninchen spielen manchmal gar nicht so übel ist. 

Christina

"Lula Paale lechten." Mit großen Augen steht Sophia neben der Couch, auf der wir gerade sitzen, und schaut Luca auffordernd an. In den paar Monaten, die ich meinen Tanzpartner jetzt schon kenne, habe ich wahrscheinlich jede mögliche Emotion an ihm erlebt. Frustration, wenn etwas mal wieder nicht klappt. Angst, wenn wir zum ersten Mal eine schwere Hebefigur versuchen. Freude, wenn wir für die nächste Show trainieren dürfen (oder wenn es Essen gibt). Aber ich glaube ich habe ihn noch nie so überfordert gesehen wie in diesem Augenblick, als er sichtlich verwirrt auf Sophia herunterblickt und keinen blassen Schimmer hat, was zum Teufel sie von ihm will. "Paale lechten", wiederholt sie jetzt nochmal nachdrücklicher und greift diesmal nach seiner Hand, um daran zu ziehen. "Sie will, dass du ihr die Haare flechtest", erbarme ich mich schließlich und lache leise auf, als ich Lucas entgeisterten Gesichtsausdruck sehe. "Haare flechten?!", stößt er entsetzt hervor und schüttelt panisch den Kopf. "Ich hab noch nie in meinem Leben einen Zopf gemacht!"
"Okay, okay, schon gut." Schmunzelnd schüttle ich den Kopf, während Sophia immer noch ungeduldig an Lucas Hand zieht und nicht wirklich versteht, wieso er nicht reagiert. "Ich glaube Luca kann keine Haare flechten, Süße", erkläre ich ihr entschuldigend und sie schiebt bei meinen Worten traurig die Unterlippe nach vorne. "Du lechten, Tante Tina?", fragt sie hoffnungsvoll und ein gerührtes Lächeln legt sich auf mein Gesicht. "Okay, ich flechte euch noch die Haare. Aber danach geht's ins Bett, verstanden?" Ich sehe zwischen meinen Nichten hin und her, die beide brav nicken. Zwar bezweifle ich, dass ihnen bewusst ist was meine Bedingung bedeutet aber sie sind eh viel zu süß um ihnen was abzuschlagen. Also winke ich sie zu mir und beide Mädchen quietschen freudig auf, bevor sie sich schwungvoll in meine Arme werfen.. Suchend sehe ich mich um und hätte mir beinahe mit der Hand gegen die Stirn geschlagen. "Ich glaub du musst mir noch eine Bürste und ein paar Haargummis bringen. Machst du das für mich?", wende ich mich etwas kleinlaut an Emma aber zum Glück scheint ihr das gar nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil. Sie nickt sofort überschwänglich und rutscht wieder von meinem Schoß, happy darüber, dass sie ihrer Tante helfen darf. Während ich warte, drehe ich mich zu Luca herum, nur um zu bemerken, dass sein Blick schon längst auf mir liegt. Mit einem Ausdruck in seinen Augen, der mein Herz lächerlich stolpern lässt, sieht er uns zu, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Was ist?", frage ich und räuspere mich, als ich höre wie heiser meine Stimme auf einmal klingt. "Nichts. Ihr seht einfach nur wahnsinnig süß aus", entgegnet Luca ebenso leise und ich bin froh, dass in dem Moment Emma um die Ecke schießt, einen Haufen Haargummis und eine Bürste in den kleinen Händen, sodass ich schnell den Kopf senken und so meine roten Wangen verbergen kann. Ich hab keine Ahnung, wieso eine so simple Aussage von Luca eine solche Auswirkung auf mich hat, aber in letzter Zeit merke ich immer häufiger, dass meine Gefühle völlig verrückt spielen sobald Luca in meiner Nähe ist. Ehe mein Körper mich vollends betrügen und ich irgendwas sagen kann, das ich nachher bereue, wende ich mich schnell wieder Emma und Sophia zu. Erst als ich die Haare der Beiden in hübsche geflochtene Kränze verwandelt habe, wage ich es wieder aufzuschauen. "So", sage ich, während ich die letzte Strähne festmache. "Jetzt geht's aber ins Bett, ihr Zwei. Ich hab eurer Mama versprochen, dass ihr rechtzeitig schlafen geht." Trotz des lautstarken Protests scheuche ich die Beiden in Richtung Treppe, während Luca etwas unschlüssig auf der Couch sitzen bleibt. "Unter dem Fernseher sind DVDs, wenn du willst kannst du derweil einen Film raussuchen", schlage ich ihm vor. Froh, dass er etwas zu tun hat, nickt Luca eifrig und macht sich sofort daran, Natalias Filmsammlung zu durchforsten. Derweil bringe ich Emma und Sophia ins Bad, helfe ihnen beim Zähneputzen und Umziehen, bis die Zwei endlich fix und fertig in ihren Betten liegen. "Was möchtet ihr denn für eine Gute-Nacht-Geschichte hören?" Suchend drehe ich mich zu dem riesigen Bücherregal um, das Natalia mit unzähligen Kinderbüchern gefüllt hat. Die Wahl fällt letztendlich auf eine meiner absoluten Lieblingsgeschichten, die meine Mutter mir als Kind unzählige Male vorlesen musste und es hat tatsächlich etwas Nostalgisches, als ich jetzt eben dieses Buch aus dem Schrank ziehe und mich damit zu den Mädchen umdrehe. Es ist an den Rändern schon total ausgefranst und ich muss höllisch aufpassen, dass ich keine Seite verliere, während ich das Buch zu Emma und Sophia ans Bett bringe. Ganz vorsichtig will ich gerade den Buchdeckel aufklappen, als Emma hektisch den Kopf schüttelt. Verwirrt sehe ich meine Nichte an. "Wollt ihr jetzt doch eine andere Geschichte lesen?", frage ich aber Emma schüttelt weiterhin den Kopf. "Nich du. Lula." Langsam geht mir ein Licht auf. "Ihr wollt, dass Luca euch vorliest?" Jetzt nickt Emma eifrig und auch Sophia quietscht begeistert. Mein Herz schmilzt beinahe dahin. Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen rufe ich also nach Luca, der kurze Zeit später schüchtern den Kopf ins Zimmer streckt. "Ist alles okay bei euch? Brauchst du Hilfe?", fragt er sofort gewohnt fürsorglich und sein Blick huscht besorgt durch den Raum. "Keine Sorge, es ist alles okay. Aber sie wollen ihre Gute-Nacht-Geschichte von dir hören", erkläre ich mit einem schiefen Grinsen und strecke ihm gleichzeitig das auserwählte Buch der Zwillinge entgegen. "Von mir?" Bei seiner Stimme, die plötzlich vier Oktaven höher ist als normal, muss ich leise lachen und stehe auf, um ihm kurzerhand die Geschichte in die Hand zu drücken. "Hier, du musst es ihnen nur vorlesen." Etwas verloren schaut Luca auf das Buch in seiner Hand und sieht dabei so niedlich aus, dass mein Herz einen albernen Satz macht. Dann nickt er langsam und lässt sich schließlich zaghaft auf Emmas Bettkante nieder. Wie automatisch huscht sein Blick wieder zu mir und ich lächle ihm nochmal ermutigend zu, bevor er zögerlich anfängt zu lesen. Allerdings kommt er gerade mal bis zum Ende der ersten Seite, ehe ihn Emma unterbricht. "Andre Schimme", nuschelt sie leise und Luca stockt verunsichert. "Was?"
"Natalia und ich lesen ihnen die Geschichten immer mit den Tierstimmen vor. Also eine dunklere Stimme für die Eule und so weiter", erkläre ich ihm lächelnd und er nickt langsam. "Oh...ähm, okay." Immer noch etwas unsicher räuspert er sich leise, dann fängt er neu an, diesmal mit tieferer Stimme. Still bleibe ich im Türrahmen stehen und lausche Lucas Geschichte über den kleinen Hasen, der seinen Geburtstag feiern möchte. Irgendwann kuschelt Emma sich seitlich gegen seinen Schoß, doch entgegen meiner Erwartung wirkt Luca keineswegs beunruhigt, ganz im Gegenteil. Trotz seiner anfänglichen Zurückhaltung zieht er jetzt mit einem glücklichen Lächeln ihre Decke wieder über sie und streicht ihr nochmal sanft über den Kopf, ehe er umblättert und weiterliest als wäre nichts gewesen. Ich schlucke trocken und kann Luca nur anstarren. Wie liebevoll er mit meinen Nichten umgeht, obwohl er sich so unsicher ist...es ist einfach so rührend und echt. Der Anblick macht Dinge mit meinem Herzen, die ich nicht beschreiben kann. Bisher habe ich dieses merkwürdige Kribbeln, wenn er mich berührt oder nur in meiner Nähe ist, auf den Fakt geschoben, dass Luca nun mal ein attraktiver Mann ist und ich schon viel zu lange Single. Aber je länger ich ihm dabei zusehe wie er auf Emmas Bettkante sitzt und liest, während die Mädchen mit großen Augen an seinen Lippen hängen, desto klarer wird mir, dass ich am Punkt der simplen, körperlichen Anziehung schon lange vorbei bin. Ich kann meinen Blick nicht von ihm nehmen und so stehe ich da, die Schulter gegen den Türrahmen gelehnt, und lausche Lucas Stimme, bis der kleine Hase seine Party gefeiert hat und die Mädchen endlich eingeschlafen sind.

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