10 - Luca, Christina und die Geschichte mit den Muffins

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Prompt by me
Christina hat eine Backphase. Das lässt Luca sich natürlich nicht entgehen. (Luca und Christina sind hier schon zusammen. Sehr kurz und nichts Besonderes aber besser als nichts. Außerdem ist mir absolut kein besserer Titel dafür eingefallen also sorry for that 🙈)

Luca

Meine Gitarre auf dem Schoß sitze ich auf meinem Bett und klimpere ein bisschen auf den Saiten herum. Die Veröffentlichung meines neuen Albums liegt mittlerweile schon ein paar Wochen zurück und bald darf ich meine neuen Songs zum ersten Mal auf der Promo-Tour durch sämtliche Radiosender spielen. Das einzige Problem dabei ist, dass ich für diese Mini-Auftritte immer noch keine Akustik-Versionen vorbereitet habe, die dafür aber Standard sind. Aber was kann ich denn dafür, dass ich in der letzten Zeit total abgelenkt war? Zu meiner Verteidigung muss ich nämlich sagen, dass Christina kurzfristig entschieden hat mich noch für ein paar weitere Wochen in die Schweiz zu begleiten. Nicht, dass es mich nicht freuen würde sie bei mir zu haben aber ich denke sowieso schon den ganzen Tag nur an sie und Cyril ist auch schon kurz davor mir den Kopf abzureißen. Da Christina aber genauso wenig Lust auf einen kopflosen Luca hat wie ich, habe ich beschlossen mich zumindest für ein paar Stunden in unser Schlafzimmer zurückzuziehen und ein bisschen an den Songs zu arbeiten. Ich habe gerade eins meiner neuen Lieder für einen Auftritt auf der Gitarre umgeschrieben, als mir ein süßer Geruch in die Nase steigt, der sich langsam seinen Weg in den Raum bahnt. Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, als ich das leise Klappern von Schüsseln und Christinas schiefes Gesumme vernehme, das unverkennbar aus der Küche kommt. Neugierig - und auch ein bisschen ängstlich - was sie da fabriziert beschließe ich, dass es langsam Zeit für eine Pause wird und lege meine Gitarre neben mir auf dem Bett ab, bevor ich mich gespannt auf den Weg in den Nebenraum mache. Kaum biege ich um die Ecke, finden meine Augen Christina sofort. Die Haare zu einem wirren Zopf geflochten tanzt sie fröhlich durch die Küche, hantiert mit Schüsseln und Rührstäben, während sie ohne jeglichen Rhythmus irgendeine Melodie vor sich hin summt. Der Anblick lässt mein Herz automatisch schneller schlagen und ich lehne mich mit einem verliebten Lächeln gegen den Türstock, um sie zu beobachten. Vor ein paar Monaten hätte ich noch gelacht, wenn mir jemand gesagt hätte, dass Christina bald in meiner Wohnung ein und aus gehen und in Schlafshorts durch meine Küche tanzen würde und auch heute muss ich mich noch manchmal kneifen, nur um sicherzugehen, dass ich nicht träume. Christina scheint ein ähnliches Prinzip zu verfolgen, allerdings scheint sie dabei Hitze zu bevorzugen. Begleitet von ein paar sehr kreativen Flüchen zieht sie jetzt nämlich ein heißes Blech mit Muffins aus dem Ofen und verfrachtet es schwungvoll auf die Arbeitsplatte. In dem Moment, in dem sie die fertige Charge auf den Topfuntersetzern platziert hat, fällt ihr Blick auf mich und ein strahlendes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. "Luca!", freut sie sich und wirft schwungvoll das Handtuch auf die Theke, mit dem sie zuvor das Backblech angefasst hat. "Wie lange stehst du schon da?"
"Ein paar Minuten", antworte ich und gehe auf sie zu, während mein Blick über die unzähligen verschiedenen Mini-Kuchen wandern, die überall auf der Arbeitsplatte verteilt auskühlen. "Was sollen die ganzen Muffins?", frage ich lachend, während ich meine Arme um sie schließe und Christina sich zufrieden seufzend der Länge nach an meine Brust drückt. "Mir war gerade nach Backen zumute", entgegnet sie schulterzuckend, wobei ich die Hälfte des Satzes nur erraten kann, weil mein Pullover die Hälfte ihrer Worte verschluckt. "Ich konnte mich nicht entscheiden, welche Art von Muffins ich will also hab ich einfach alle gebacken, die mir eingefallen sind." Grinsend mustere ich die verschiedenen Sorten. "Ja, das kann ich sehen." Ertappt hebt Christina den Kopf und grinst schief. "Ich schätze wir müssen unseren Familien wohl einen Besuch abstatten, um die alle loszuwerden, was?" Ich schnaube empört und drücke Christina ein Stück von mir weg, um sie mit hochgezogenen Augenbrauen anzusehen. "Da kennst du deinen Freund aber schlecht." Grinsend löse ich mich ganz von ihr und werfe einen Blick auf die vielen lecker duftenden Muffins. "Wir werden ja sehen, wie viel du am Ende noch verschenken kannst!" 

Christina

"Ich glaub ich platze gleich", stöhnt Luca eine knappe Stunde später und lässt sich erschöpft gegen die Lehne der Couch fallen. Lachend lege ich mein leeres Muffin-Papier zu den anderen auf den Tisch und sehe meinen Freund kopfschüttelnd an. "Kein Wunder. Du hast schließlich fast zwanzig Muffins gegessen und das in weniger als einer Stunde." 
"Die waren aber auch so lecker!", jammert er während er sich mit verzerrtem Gesicht den Bauch hält, in dem gerade fast zwei Blech Muffins ihren Tod gefunden haben. Manchmal frage ich mich wirklich wo Luca das ganze Zeug hin isst. Jeder andere muss 24 Stunden am Tag Sport machen - oder in meinem Fall fasten-, um bei Lucas Essgewohnheiten nicht aufzugehen wie ein Brötchen und er futtert abends um halb neun mehr als eine ganze Elefantenherde in einem Jahr verdrücken könnte. Eine Weile sitzen wir einfach nur nebeneinander und warten - ich darauf, dass der Timer am Ofen abläuft und Luca darauf, dass sein Magen endlich aufhört zu grummeln. Irgendwann rapple ich mich aber dann doch innerlich auf und greife nach meinem Handy, das bisher geduldig auf dem Wohnzimmertisch gewartet hat. "Dann rufe ich mal deine Schwester an und frag sie ob sie uns zumindest den Kuchen abnimmt, der noch im Ofen ist, sonst-..." Weiter komm ich gar nicht, denn da hat sich Luca schon so ruckartig aufgesetzt, dass ich beinahe von der Couch gerutscht wäre. "Hast du gerade Kuchen gesagt?!" Mit vereinten Kräften kämpfe ich mich wieder in eine sitzende Position und zucke die Schultern. "Ich hatte noch Teig übrig und da hab ich einfach einen Kirschkuchen daraus gemacht." Stöhnend lässt Luca seinen Kopf in den Nacken fallen und sieht mich im nächsten Moment verzweifelt an. "Wieso hast du mir denn nicht gesagt, dass du Kuchen machst? Dann hätte ich doch nicht so viele Muffins gegessen!"
"Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht so viel essen sollst, aber du hörst ja nicht."
"Weil ich nicht wusste, dass es noch Kirschkuchen gibt!", wiederholt er empört und schiebt sichtlich beleidigt die Unterlippe nach vorne. "Außerdem willst du bloß nicht, dass ich mein Sixpack verliere und du dann mit einem zweiten Olli Pocher zusammenleben musst", fügt er frech hinzu und erntet dafür prompt einen Schlag gegen den Oberarm von mir, der ihn aber nicht im Geringsten stört. Denn dazu ist er viel zu fixiert auf den Timer, der gerade mit einem leisen Piepsen seinen Kopf so schnell herumfliegen hat lassen, dass er davon bestimmt eine Gehirnerschütterung davongetragen hat. Im nächsten Moment springt er wie von der Tarantel gestochen von der Couch, sodass ich erstmal ordentlich zusammenzucke. "Was machst du denn jetzt?", frage ich ihn verwirrt, als ich den Schreck einigermaßen verdaut habe und Luca wirft mir einen aufgeregten Blick über die Schulter zu. "Ich muss doch jetzt zumindest noch ein Stück Kuchen probieren!" Und schon ist er wie der Blitz in Richtung Küche verschwunden. "Wenn dir schlecht wird, ist das aber nicht meine Schuld!", rufe ich ihm noch hinterher, aber Luca ist schon längst über alle Berge. Kopfschüttelnd lasse ich mich auf die Couch zurücksinken. Dieser Kerl und seine Liebe zu Essen ist wahrhaftig eine Geschichte für sich. 

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