76. | Hirngespinst (2/2)

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Hermines POV


„Guten Morgen.", hallte es mal wieder viel zu fröhlich und gut gelaunt aus Madam Pomfreys Mund, als sie eintrat und den kleinen Wagen mit unserem Frühstück und den Heiltränken zielsicher durch das Zimmer schob.

Das genervte Schnauben, das Draco daraufhin verlauten ließ und auch absolut nicht zu unterdrücken versuchte, entging ihr dabei nicht und sorgte dafür, dass sie fragend und etwas perplex die Stirn runzelte, bevor sich ein gespieltes, fast schon übertriebenes Grinsen auf ihre Züge schlich.

„Ich freue mich auch Sie zu sehen, Mr. Malfoy.", spottete sie belustigt und füllte anschließend einen der Becher mit einer bräunlichen Flüssigkeit, dessen Farbe und Konsistenz genügte, um einen Würgereiz in mir auszulösen. 

Ich betete inständig, dass Draco derjenige war, der dieses Gesöff trinken musste, denn mir graute jetzt schon davor und meiner Meinung nach brauchte ich ohnehin keine Heiltränke mehr. Es ging mir den Umständen entsprechend gut, oder besser gesagt okay... na gut, es ging mir ganz und gar nicht gut, aber... keine Medizin der Welt könnte jemals heilen, was innerhalb der letzten Woche in mir kaputtgegangen war.

Ein gebrochenes Herz konnte man ja bekanntlich nicht heilen, oder?

„Wie fühlen Sie sich heute?", katapultierte mich die Medihexe in die Gegenwart zurück, wobei sie immer wieder zwischen mir und Draco hin und herblickte, der als Erster seine Stimme wiederfand.

„Ganz okay, denke ich. Oder?" Fürsorglich lenkte er seine grauen Augen auf mich, die mich kurzzeitig vergessen ließen, was er überhaupt gesagt hatte, weshalb ich ihm mit einem zaghaften Nicken einfach zustimmte. Solange ich diesen Anblick genießen durfte, war ja irgendwie auch alles gut.

„Haben Sie einigermaßen ruhig schlafen können oder-", setzte sie erneut zum Sprechen an, verstummte allerdings schlagartig und schnappte empört nach Luft, als sie die umgefallene Infusionsstange entdeckte, die immer noch auf dem Boden lag.

Shit...

„Was-" Nun war sie diejenige, die schnaubte und höchst genervt die Augen verdrehte, mit denen sie uns unheilvoll taxierte. Ihre Laune war binnen Sekunden kilometerweit in die Tiefe gestürzt. „Ich traue mich schon gar nicht mehr zu fragen, aber was um alles in der Welt haben Sie jetzt schon wieder angestellt?"

Peinlich berührt wandte ich meinen Blick von ihr ab und lenkte ihn auf die weiße Bettdecke, die ich mir am liebsten über den Kopf ziehen wollte. Ich hoffte einfach, sie würde nicht allzu genau auf dieses Thema eingehen wollen, denn abgesehen davon, dass es sie eigentlich nichts anging, würde ich sowieso kein Wort herausbringen. Allein Draco davon zu erzählen würde mich schon eine extreme Überwindung kosten.

Dieser verkniff sich, wie ich aus dem Augenwinkel erkennen konnte, ein Lachen, das Madam Pomfrey mit großer Wahrscheinlichkeit die Wände hochgehen ließe, wenn er dieses denn von sich geben würde, doch als wäre die Situation nicht schon unangenehm genug gewesen, schaffte es dieser Idiot doch tatsächlich, mein Gesicht gänzlich in eine Tomate zu verwandeln.

„Meine Bettgesellin ist ziemlich wild.", grinste er für meinen Geschmack viel zu anrüchig, zuckte aber vergleichsweise unbeeindruckt mit den Schultern und erfreute sich merklich an der Reaktion der Medihexe, die schlagartig kreidebleich wurde vor Schock. 

Ich wollte endgültig nur noch im Erdboden versinken, noch dazu, weil ich auf dieses Thema gerade generell nicht gut zu sprechen war, und stieß ihm für diese dämliche Aussage meinen Ellbogen in die Seite, was ihn aber nur bedingt einbremste.

Tatsächlich war es Madam Pomfrey, die es schaffte, seinem Gesicht dieses durchtriebene Grinsen zu entziehen, indem sie - nachdem sie sich wieder gefasst hatte - auf uns zuging und dem Blonden mit eiserner Miene den Becher mit dieser ekelhaften, braunen Flüssigkeit vor die Nase hielt.

Look closer - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt