10. | Ein Brief mit Folgen (2/3)

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Hermines POV


„RON?", platzte es geschockt aus mir heraus. 

„Hey." „Wa...Was machst DU denn hier?"

Mir war in diesem Moment nur noch nach heulen zumute, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum er plötzlich hier war und was er von mir wollte.

Zudem war der Zeitpunkt wirklich mehr als ungünstig, immerhin würde Malfoy jeden Moment auftauchen, um mit mir zu reden, oder nicht? ...oder....nicht?

„Du hast doch meinen Brief bekommen. Ich... wollte wie gesagt mit dir reden."

...Oh Merlin, bitte sag mir, dass das alles nur ein schlechter Scherz ist... 

Mir wurde erneut schwarz vor Augen und ich hoffte inständig, tatsächlich einfach umzukippen und bewusstlos zu werden, um mich irgendwie aus dieser Lage retten zu können, doch diesen Gefallen wollte mir mein Körper bedauerlicherweise nicht tun.

„Warum? Worüber?", hakte ich energisch nach, um meine innere Verzweiflung zu überspielen.

„Über uns, Hermine. Ich weiß, dass dich die Trennung sehr mitgenommen hat und du sehr traurig darüber bist, also möchte ich einige Sachen klarstellen und dir erklären, warum ich mich von dir getrennt hab. Außerdem hab ich nachgedacht und möchte uns noch eine Chance geben.", erklärte der Rothaarige schließlich, was mich erneut vollkommen aus der Bahn warf.

Ich wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als er mich fragend musterte und schließlich ein weiteres Mal das Wort ergriff.

„Aber sag mal, warum bist du so verwundert darüber? Hast du etwa jemand anderen erwartet?"

„Allerdings!", stieß ich verzweifelt aus.

„Was? Aber... wen denn?"

Draco Malfoy!, rief ich in Gedanken, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf und sah zu Boden.

„Ist doch egal. Jedenfalls nicht dich. Du hättest ja auch kurz erwähnen können, dass dieser verdammte Brief von dir ist!"

„Ich dachte eigentlich, dass das klar wäre, weil... naja, du und ich, aber... ehm...naja, jetzt weißt du's ja...und...egal... also...jedenfalls hab ich mit Harry geredet und er meinte, dass du in den letzten Tagen und Wochen so abwesend und schlecht gelaunt warst, kaum gegessen hast, ständig abgehauen bist, also hab ich beschlossen, dich zu besuchen. Ich hab viel über uns nachgedacht und ich vermisse dich wirklich sehr."

„Fällt dir ja früh ein!", warf ich angesäuert dazwischen, doch er ging nicht näher auf meinen Kommentar ein, sondern sprach einfach weiter.

„Im Nachhinein bereue ich das alles, aber weißt du, ich dachte während unserer Beziehung irgendwie, dass du langweilig bist, aber jetzt merke ich, dass ich dich brauche und es nochmal versuchen möchte!"

Ich und langweilig?...

Jetzt will er es nochmal versuchen? Ausgerechnet...JETZT?

Merlin bewahre, was habe ich der Welt eigentlich angetan, dass sie mich dermaßen bestrafen muss?

„Ich bin also langweilig?", hakte ich völlig emotionslos nach, während sich in meinem Inneren eine unglaubliche Wut breitmachte.

Wie konnte er nach all den Jahren so etwas behaupten? Wir hatten verdammt nochmal die Welt vor Voldemort gerettet und jedes einzelne Schuljahr unser Leben aufs Spiel gesetzt, was definitiv alles andere als langweilig war!

„Nein! Also, doch, ja, du warst irgendwie langweilig, hast nur gelesen und... naja, ich wollte Spaß mit dir haben. Aber du hast mich abgewiesen und-"

„Abgewiesen?", fiel ich ihm scharf ins Wort. „Ich weiß ja nicht, an welchen Wahnvorstellungen du leidest, aber du hast MICH abgewiesen und dich von mir getrennt, nicht ich!"

„Lass mich doch erklären, Hermine! Ich... naja, ich wollte nicht immer nur lesen, spazieren gehen, hier ein Kuss, da ein Kuss, ich wollte eine richtige Beziehung, etwas Ernstes. Das, was Harry und Ginny haben, etwas...ehm...naja... das, was Paare eben...machen...wenn sie eine Weile zusammen sind, also...etwas... Intimeres, wenn du weißt, was ich meine..", stotterte er mit hochrotem Kopf und als ich verstand, was er damit sagen wollte, war meine Wut kaum noch zu bremsen.

Ich erinnerte mich nun böse an seine unzähligen Annäherungsversuche, mich zu 'etwas Intimerem' zu drängen und auf einmal machte alles Sinn.

Damals hatte ich mir nicht viel dabei gedacht, ihn diesbezüglich abzuweisen, immerhin hatte ich mich noch nicht bereit gefühlt, doch dass ausgerechnet das der Grund für die Trennung seinerseits gewesen war, verletzte mich ungemein und ich musste mich stark zusammenreißen, ihm nicht eine zu verpassen.

„Ist das dein verdammter Ernst, Ron? Du hast Schluss gemacht, weil ich nicht mit dir schlafen wollte?", sprach ich die banale Tatsache aus, die mir der Rotschopf zuvor in einem beinahe nicht enden wollenden Gestotter hatte klarmachen wollen.

„Ich... oh man, so sollte das jetzt gar nicht rüberkommen, aber...ich...ich...bin eben auch nur ein Mann."

„DU BIST AUCH NUR EIN MANN? Was ist das denn für eine dumme Entschuldigung? Du bist kein Mann, du bist ein... ein egoistischer und respektloser Arsch, wenn du das so siehst! Ich... ich kann das einfach nicht glauben, so kenne ich dich nicht!"

„Ich werde mich ändern, versprochen! Du brauchst keine Angst haben, Mine! Ich lass dir alle Zeit der Welt und ich werde dir der liebevollste und beste Partner sein, den du dir nur vorstellen kannst.", versuchte er sich zu verteidigen, doch das half ihm jetzt auch nicht mehr weiter.

Er hatte mich mit seinen Worten unendlich verletzt und dieser Ron vor mir war definitiv nicht der, in den ich mich damals verliebt hatte.

Er nahm meine Hände in seine und lächelte mich an, doch ich riss mich sofort wieder von ihm los, ging einen Schritt zurück und knallte mit meinem Rücken gegen das große Fenster.

„Mine, was...? Warum machst du das? Das wolltest du doch die ganze Zeit. Dass ich dir erkläre, was los ist und wir wieder zusammenkommen, oder?", fragte er und ging einen Schritt auf mich zu, sodass ich nun zwischen ihm und dem Fenster gefangen war und nicht mehr zurückweichen konnte.

Ich wusste, ich war geliefert und seine Nähe machte mich unheimlich nervös. Nicht so, wie mich Malfoys Nähe nervös machte, oh nein, ich hatte Angst vor Ron und seine Aussagen widerten mich einfach nur an.

Ich schüttelte den Kopf, doch er ignorierte das gekonnt, legte stattdessen seine Hände an meine Wangen und beugte sich zu mir herunter.

„Tu das nie wieder!", fuhr ich ihn an und stieß ihn mit all meiner letzten Kraft von mir weg.

„Aber Hermine, ich-"

„Nichts 'aber Hermine'! Denkst du wirklich, dass ich nach allem, was du mir gerade gesagt hast, auch nur eine Sekunde darüber nachdenke, zu dir zurück zu gehen? Du hast mich maßlos enttäuscht und verletzt, Ron!", schrie ich ihn an und versuchte, mich an ihm vorbeizudrängeln, um anschließend aus der Bibliothek zu flüchten.

„Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir.", ließ er sich jedoch nicht abwimmeln und hielt mich ein weiteres Mal zurück, indem er seine Hände an meine Taille legte und mich zu sich zog.

„Hör auf! Lass mich gehen! Bitte!"

„Ich werde dich nie wieder gehen lassen!", raunte er, als er sich erneut zu mir herunterbeugte und mir bewusst wurde, dass ich ihm schutzlos ausgeliefert war, denn ich hatte keine Kraft mehr, um mich gegen ihn zu wehren.


Sein Gesicht war nur noch Millimeter von meinem entfernt, als er plötzlich grob von mir weggezerrt und nach hinten geschleudert wurde...


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Look closer - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt