60. | Zwischen Illusion und Wirklichkeit (1/2)

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Hermines POV


Ich wachte auf und öffnete vorsichtig die Augen, die fürchterlich brannten und sich nur langsam an diese intensive, stechende Helligkeit gewöhnen konnten.

Ich hatte mal wieder nicht die geringste Ahnung wo ich war und hatte auch keinerlei Zeitgefühl mehr, nachdem ich für mehrere Minuten, Stunden oder gar Tage erneut von nichts als Dunkelheit umgeben gewesen war. 

Im ersten Moment war ich völlig überrumpelt und total überfordert, da meine Sinne gerade verrücktspielten und alles Mögliche auf einmal wahrnahmen, sodass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.

Mein Kopf lag auf etwas Hartem, Unnachgiebigem, das sich stetig und regelmäßig hob und senkte, mein Körper hingegen ruhte auf etwas Weichem, das meine Haut kitzelte und mir eine angenehme Gänsehaut bescherte. 

Ich hörte einmal mehr dieses Piepsen in meinen Ohren, das so ziemlich das einzige gewesen war, das ich während dieser Dunkelheit vernommen hatte, doch nun vermischte es sich mit einem anderen Geräusch. Mit etwas, das wie das Zirpen einer Grille klang.

Es roch nach Gras. Nach blühendem, sommerlichem, frisch gemähtem Gras.

Ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel war über mir und die Sonne schien mir sanft aufs Gesicht, das ich zur Hälfte in etwas vergraben hatte.

Ich hob den Kopf, schickte meine Augen auf die Suche und hielt schließlich inne, als sie bei einem blonden Schopf und zwei eisgrauen Augen hängenblieben, die mich liebevoll musterten. 

Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, wer neben mir lag, doch als ich mir endgültig darüber bewusst wurde, schlich sich ein erleichtertes Lächeln auf meine Lippen.

Es war Draco. Mein Draco.

Wir kuschelten eng umschlungen auf einer riesengroßen Blumenwiese, die sich bis zum Horizont erstreckte und von der sommerlichen Nachmittagssonne bestrahlt wurde. Ich hatte keine Ahnung, wie wir dort gelandet waren, geschweige denn wo wir überhaupt waren, doch es war wunderschön und ich fühlte mich so wohl und geborgen wie schon lange nicht mehr.

Er legte seine weichen Lippen an meine Stirn, bedeckte sie mit sanften Küssen, die mir Sicherheit und Schutz versprachen und ein Kribbeln in meinem Bauch auslösten, das sich in meinem gesamten Inneren ausbreitete. Ein zufriedenes Seufzen verließ meinen Mund und ich schloss genießerisch die Augen, als er sich über meine Schläfe zu meiner Wange weiterarbeitete, bis er schließlich kurz vor meinen Lippen haltmachte.

Ich liebe dich, mein kleiner Bücherwurm, vernahm ich sein sanftes Flüstern, doch es war viel mehr wie ein Echo, das immer wieder dumpf in meinen Ohren widerhallte.

Dieses Gefühl von Geborgenheit verließ mich allmählich, je länger ich diesen Worten lauschte, da sie mir zunehmend einen Stich ins Herz versetzten und mir die Kehle zuschnürten, die sich dadurch immer schwerer tat, Sauerstoff in meine Lungen zu befördern.

Ich öffnete meine Augen wieder, musste mich vergewissern, dass ich noch immer in Dracos Armen lag und an seiner Brust kuschelte - und tatsächlich - das Bild war unverändert und er blickte noch immer liebevoll auf mich herab. Ich atmete erleichtert auf, der Druck in meinem Inneren ließ augenblicklich wieder etwas nach und machte stattdessen Platz für tiefe Zufriedenheit, die ich sofort zum Ausdruck bringen wollte, indem ich mich ein kleines Stück nach oben hievte und meine Lippen auf Dracos legte, um ihn zu küssen.

In diesem Moment schien ein Feuerwerk in mir zu explodieren, denn dieses Gefühl, das dieser eine Kuss in mir auslöste, war so stark, dass ich meinte in Flammen zu stehen und innerlich zu verbrennen. Mein Magen schlug mehrere Saltos und Purzelbäume, mein Herz setzte zu neuen Höchstleistungen an und mein Denkvermögen verabschiedete sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr.

Look closer - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt