Dracos POV
Ich konnte mich an keinen Moment in meinem Leben erinnern, in dem es jemals derartig ruhig um mich herum geworden war, wie in den bedrückenden, qualvollen und endlos erscheinenden Sekunden nach Potters Wutausbruch.
Wobei ruhig noch maßlos übertrieben war.
Ich zitterte am ganzen Körper und wartete darauf, dass irgendetwas passieren oder irgendjemand etwas sagen würde, doch abgesehen von leisem Getuschel und Geraune war es in der großen Halle totenstill geworden. Es war, als hätte die ganze Welt den Atem angehalten.
Nicht einmal während der Beerdigung von Cedric Diggory am Ende des vierten Schuljahres war es in der großen Halle derartig still geworden, wie jetzt. Was wirklich etwas heißen musste.
Ich hatte meine Augen auf Hermine gerichtet, die meinen Blick zutiefst schockiert erwiderte und so aussah, als wäre sie geistig komplett weggetreten. Was ich ihr noch nicht einmal übelnehmen konnte, denn mir ging es gerade nicht anders. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, der sich zunehmend zusammenzog und mir langsam aber sicher die Luft zum Atmen nahm, während ich mein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören konnte.
Die Zeit schien still zu stehen und nur am Rande hatte ich mitbekommen, dass Potter inzwischen aus der großen Halle gestürmt und verschwunden war, was auch besser so war. Ich hätte ihm ansonsten vermutlich den Kopf abgerissen oder ihn mit einem Fluch außer Gefecht gesetzt, denn seine Worte hatten Hermine und mich nur noch tiefer in die Scheiße geritten.
Und das, obwohl wir bereits zuvor bis zum Hals in jener Scheiße gesteckt hatten.
Ich hatte keine Ahnung, wie viele Sekunden, Minuten oder gar Stunden inzwischen vergangen waren, doch das war ohnehin Nebensache. Und wenn die Zeit rückwärts gelaufen wäre, wäre mir das ebenfalls scheißegal gewesen.
Wie gebannt starrte ich immer noch in Hermines Augen, die vermehrt zu schimmern begannen, und man sah ihr sehr deutlich an, dass sie sich in diesem Moment stark zusammenreißen musste, nicht in Tränen auszubrechen.
Ich wollte zu ihr gehen, sie in die Arme schließen und trösten, doch ich war wie erstarrt und konnte mich keinen Millimeter rühren. Es war, als wäre ich auf meinem Stuhl festgefroren, umgeben von einer Eiseskälte, die es mir unmöglich machte, aufzutauen und mich zu bewegen.
Umso erleichterter und vor allem dankbarer war ich, als die Weaslette diesen Part für mich übernahm und einen Arm um meine kleine Hexe schlang, um sie zu beruhigen. Sie streichelte behutsam über ihren Rücken und redete ihr allem Anschein nach gut zu, ehe sich die Weasley-Tochter von ihrem Platz erhob und Hermine dabei mit sich zog, was dazu führte, dass sie ihre Augen von mir abwandte. Und in eben dem Moment, in dem sie unseren Blickkontakt abbrach, klinkte sich irgendein Teil meines Gehirns wieder ein, der mich aus meiner Trance und meiner Schockstarre erwachen ließ.
Ich sah zu, wie die beiden ehemaligen Gryffindors den Ausgang der großen Halle ansteuerten, wobei Hermine sichtlich damit zu kämpfen hatte, nicht auf der Stelle umzukippen, doch die Weaslette gab ihr glücklicherweise Halt und führte sie - unter den Blicken aller Anwesenden - aus dem Raum.
Das Getuschel wurde daraufhin immer lauter und verursachte ein äußerst unangenehmes Rauschen in meinen Ohren, sodass ich mit jeder weiteren Sekunde zunehmend das Gefühl hatte, gleich durchzudrehen.
Ich wollte lauthals schreien und jedem einzelnen das Maul stopfen, doch ich schaffte es, mich zu zügeln und vergleichsweise ruhig zu bleiben, denn es gab in diesem Moment viel, viel Wichtigeres zu erledigen. Nämlich aufzustehen, aus der großen Halle zu verschwinden und Hermine zu suchen, doch gerade als ich den ersten Punkt meines Vorhabens ausgeführt hatte, packte mich jemand gewaltsam am Arm und hielt mich zurück.
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Look closer - Dramione
FanfictionDramione Fanfiction | Als Hermine nach Hogwarts zurückkehrt, um das versäumte Schuljahr nachzuholen, läuft erstmal alles schief, was schieflaufen kann. Ein Projekt für Zaubertränke, bei dem sie ausgerechnet mit Draco Malfoy zusammenarbeiten muss, gi...