49. | Im Paradies (2/3)

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Hermines POV


Meine Kinnlade machte augenblicklich Bekanntschaft mit dem Boden, krachte durch diesen hindurch und stürzte anschließend mehrere tausend Meter in die Tiefe. Mein Herz hingegen setzte für einige Sekunden komplett aus, genau wie meine Lungen, die es mir unmöglich machten, nach Luft zu schnappen, weshalb meiner Kehle lediglich ein erstickter Laut entwich. Meine Augen, die eine überdimensionale Größe angenommen hatten, wollten zuerst gar nicht glauben, was sie zu sehen bekamen, weshalb ich vermehrt blinzelte und die Umgebung, in der Draco und ich den heutigen Abend verbringen würden, genauestens unter die Lupe nahm.

Wir befanden uns an einem Strand, von nichts als Sand und Wasser umgeben, das immer wieder kleine Wellen schlug und äußerst beruhigend rauschte. Die Meeresluft stieg stetig in meine Nase und ich nahm mehrere, tiefe Atemzüge, um diesen einzigartigen Geruch in mich einzusaugen.

Für ein paar Sekunden war ich wie versteinert und konnte mich keinen Millimeter bewegen, doch als ich diese Fähigkeit letztlich zurückerlangt hatte, blickte ich um mich und beäugte alles haargenau.

Ich entdeckte eine Art Pavillon, der nur ein paar Schritte von Draco und mir entfernt war und der einen ordentlich eingedeckten und dekorierten Tisch überdachte, an dem zwei mit Schleifen versehene Stühle standen. Zusätzlich befanden sich dort mehrere, kleine Laternen und viele, kleine Rosenblätter, die zusammen mit den kleinen Lampions, die an der Decke des Pavillons hingen, ein wunderschönes und unglaublich romantisches Ambiente schufen.

Nur ein paar Meter davon entfernt entdeckte ich eine überdimensional große Liegefläche, auf dem sich viele Kissen und eine Wolldecke befanden, und die so ausgerichtet war, dass man einen einzigartigen Blick auf das Meer hatte.

Die orangene Abendsonne stand bereits sehr tief und berührte schon fast die Wasseroberfläche, die endlos in die Ferne zu gehen schien und am Horizont mit dem rötlichen Himmel verschmolz. Dieses Panorama glich einem Wunder und war mit Abstand das schönste Naturschauspiel, das ich jemals mit eigenen Augen sehen durfte.

Ich hatte die Begeisterung für Sonnenuntergänge nie nachvollziehen und verstehen können und ich war auch nie ein Fan davon gewesen, doch dieser einzigartige Anblick warf all das über den Haufen und ich musste mir eingestehen, dass ich stundenlang hätte zusehen können, wie die Sonne von Sekunde zu Sekunde immer tiefer wanderte und immer mehr in dem glitzernden Wasser verschwand.

Mein Mund klappte immer wieder auf und ich versuchte, irgendetwas zu sagen oder irgendwie auf all das zu reagieren, doch mir fehlten um ehrlich zu sein die Worte. Mal wieder.

Ich konnte kaum fassen und mir kaum vorstellen, dass das in Wirklichkeit der Raum der Wünsche war, denn all das wirkte so real, dass ich mir einbildete, tatsächlich am Strand zu sein. Beziehungsweise im Paradies. Denn genau so hatte ich mir das Paradies immer vorgestellt. 

Es war weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Keine Menschen, keine Häuser, keine Straßen, kein Lärm, keine Hektik. Nur Draco und ich, der wunderschöne Pavillon, die gemütliche Liegefläche, das glitzernde Meer, der faszinierende Strand, der atemberaubende Sonnenuntergang.

„Wow...", war das Einzige, das ich nach einer gefühlten Ewigkeit über die Lippen bringen konnte, wusste jedoch, dass das nicht das war, was ich eigentlich hatte sagen und ausdrücken wollen. 

Kein Wort dieser Welt konnte nämlich auch nur ansatzweise beschreiben, was ich wirklich von diesem wundervollen und einzigartigen Ort hielt. 'Perfekt' traf es noch am besten, doch selbst das war noch maßlos untertrieben.

Eines wusste ich jedoch ganz genau. Ich war in diesem Moment einfach nur glücklich. Überglücklich. Wunschlos glücklich. Und das in einem Raum, der einem jeden Wunsch erfüllen könnte.

Look closer - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt