Kapitel 75

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Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte es so, als würde Leia ihre Hand nach Keth ausstrecken wollen. Ganz so, als hätte sie das dringende Bedürfnis ihn zu berühren und so sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Fast zeitgleich rutschte Keth etwas näher zu mir und spannte sich merklich an. Leia hielt in ihrer Bewegung abrupt inne und strich sich in einer ruppig und abgehackt wirkenden Bewegung durch ihr Gesicht. Es hatte den Eindruck, als würde sie sich lediglich einige Haare nach hinten streifen, doch ich war mir sicher, dass sie dies nur tat, um uns über ihren ersten Reflex hinwegzutäuschen.

„Wir sollten zu Kylo gehen“, sagte Keth zu mir und stieß dabei die Luft in seinen Lungen einen Hauch zu stark aus. Verwundert sah ich zu ihm hoch, weil ich mir sicher war, dass er angespannt war. Er wirkte jedoch entspannt, ja fast schon merkwürdig desinteressiert und nüchtern, als ich ihn musternd ansah. Seine Mundwinkel zuckten kurz, als mein verwirrter Blick den seinen traf. Er schien zu ahnen, welche Fragen mir durch den Kopf gingen, denn er zuckte leicht mit den Schultern.

Ich wollte zu einer Frage ansetzen, doch Keth fixierte sofort Ria, als diese sich neben mich stellte. Die Blicke, welche die Beiden austauschten, schienen wie eine stumme Unterhaltung. Ria sah Keth mit einem leichten, ermutigenden Lächeln an, nickte ihm zu und nur einen Atemzug später lief Keth zu Kylo und blieb erhobenen Hauptes neben ihm stehen. Diese Situation war so verwirrend, dass ich krampfhaft versuchte darüber nachzudenken, welche Verbindung zwischen Keth und Leia bestehen konnte. Warum hatte Leia gedacht, dass Keth tot gewesen sei? Und warum war da so viel Erleichterung in ihrer Stimme gewesen, als ihr diese wenigen Worte entglitten waren? Feinde würde doch nie so übereinander denken, oder doch? Aber hätte Keth dann nicht anders reagieren sollen, wenn die beiden sich gekannt hatten?

Sanft legte Ria ihre Hand auf meinen unteren Rücken und befreite mich so aus meiner kurzen, nachdenklichen Starre. Mit zusammengekniffenen Augen und leicht schief geneigten Kopf sah ich zu Ria und flüsterte die Frage, welche ich Keth stellen wollte: „Was geht hier vor sich?".

„Ich denke, wir sollten zu den Beiden gehen, denkst du nicht auch?“, versuchte sie abzulenken. Wusste sie etwa was Leias Wort zu bedeuten hatten? War ich zu dumm, um zu begreifen, was hier vor ich ging? „Ria, du verheimlichst mir etwas. Das spüre ich“, sprach ich und fixierte sie mit meinem nach der Wahrheit drängenden Blick. „Ich sagte doch jeder hat seine Geheimnisse“, antwortet sie mir kryptisch und setzte sich in Bewegung.

Wie angestochen folgte ich ihr und trotz der kurzen Entfernung fühlte ich mich, als würde ich einen Marathon laufen, als wir Keth und Kylo erreichten. Angespannt und schwer atmend blieb ich neben Kylo stehen, während Ria sich neben Keth stellte. Leia stand erhaben wie immer vor uns und ließ mit gerunzelter Stirn ihren Blick über unsere kleine Gruppe schweifen.

Ihre Augen schien wie vom Anblick gefangen, als sie zwischen Keth und Kylo hin- und hersah. Kylo schnauft genervt unter dieser deutlichen Musterung auf, wand seinen Kopf ab und schien jemand anderen hinter Leia zu fixieren. Keth spannte sich erneut neben mir an und sofort richtete ich mein Augenmerk auf ihn. Er und Leia schienen sich ein Blickduell zu liefern. Zu gerne hätte ich gewusst was sie dachte, denn ihr Gesicht wurde plötzlich weich und Erkenntnis schien wie ein Blitz in ihren Augen aufzuleuchten, nur um einen Augenblick später schnell wieder zu verschwinden. Ertappt drehte Keth seinen Kopf zur Seite, als würde er verhindern wollen, dass ich sein Gesicht sah und eine gut behütetes Geheimnis darin erkennen könnte.

„Ich möchte nicht viele Worte verlieren, denn nach den Ereignissen der vergangenen Tage und dieser langen Reise seid ihr sicherlich erschöpft“, setzte Leia fort, als wären die letzten, verwirrenden Minuten nicht geschehen.

„Wie abgesprochen haben wir für euren Besuch geeignete Hütten vorbereitet“, erörtere sie und bei dem Wort Besuch zog sich mein Magen zusammen. Ich wollte nicht, dass es dabei blieb, sondern, dass diesem Pakt eine neue, gemeinsame Ordnung folgte.

You are more than your Darkness (Kylo Ren /Star Wars Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt