Kapitel 42

3.5K 137 170
                                    


TW: selbstverletzendes Verhalten

Sunja

Tap, Tap.

Es hatte begonnen zu regnen. Von dem Schnee, der den Wald in eine wunderschöne, weiße Landschaft verwandelt hatte, war nicht mehr viel geblieben. Überall, wohin man sah, hatte sich der Schnee in braun-grauen Matsch verwandelt.

Ich saß, in der von mir über alles geliebten Sitzecke, lehnte meinen Kopf seitlich an die Scheibe und starrte hinaus. Entspannt beobachtete ich, wie Sturmtruppler um die Basis herum patrouillierten. Trotz des ungemütlich wirkenden Wetters tummelten sich auch einige Besatzungsmitglieder draußen herum. Sie schienen allesamt ausgelassen und hüpfen geradezu durch die Pfützen, die sich bereits im Matsch gebildet hatten. Wie ich sie um ihre Ausgelassenheit beneidete.

Das regelmäßige Geräusch der Regentropfen, die prasselnd auf die Scheibe trafen, machte mich langsam müde. Mit aller Kraft versuchte ich meine Augen offenzuhalten, doch es gelang mir nicht wirklich, fast automatisch schlossen sich diese immer wieder.

Ich spürte einen Windhauch, eine weiche Decke, die sich an meinen Körper schmiegte. Seine starken Hände, welche mir über den Kopf strichen, bevor er einen Kuss auf meinen Scheitel hauchte.

„Ruh dich aus, Sunja. Seit über einer Woche geht das nun schon. Wie lange will er das eigentlich noch durchziehen?
Er handelt ohne Sinn und Verstand.
Anstatt dich so lange Runden laufen zu lassen, bis du fast umkippst, sollte er lieber damit beginnen dich richtig zu trainieren", wetterte Armitage und setzte sich an seinen Schreibtisch, um zu arbeiten.

Ich hielt meine Augen geschlossen, dachte an Kylo, und an diesen einen besonderen Abend. Allein bei der Erinnerung daran, was geschehen war, wurde ich rot und hätte mich am liebsten komplett unter der Decke verkrochen.
Dieses Gefühl zwischen uns, war so einmalig gewesen, dass ich es immer noch nicht in Worte fassen konnte. Selbst mit Ria hatte ich nicht darüber geredet.

Vielleicht auch, weil ich mich für meine Naivität schämte. Ich hatte ernsthaft angenommen, es hätte sich etwas zwischen uns geändert, dass er sich mir endlich geöffnet hatte.
Immer wieder begann mein Herz zu rasen und Glühwürmchen in meinem Bauch zu tanzen, als ich daran dachte wie Kylo mich angesehen hatte, bevor er mich nah an sich gezogen hatte.
Wie wir eng umschlungen eingeschlafen waren.
Weit nach Sonnenaufgang hatte er mich erst wieder verlassen. Doch seitdem er gegangen war, hatte er sich geändert. Seitdem war er still, merkwürdig trotzig und wirkte noch distanzierter als vorher.

In den letzten Tagen hatte er es auffällig vermieden  viel Zeit mit mir zu verbringen, oder mir nahezukommen und ich fragte mich warum.

Unser Training war lachhaft, da hatte Armitage recht. Jedes Mal trafen wir uns in der Halle. Jedes Mal sagte er nur „Lauf" zu mir und ich begann stoisch meine geforderten Runden zu absolvieren.
Während dieser Zeit saß er, mit einem verkniffen Ausdruck im Gesicht, auf einer Bank, am anderen Ende der Halle und versuchte jeden direkten Blickkontakt zu umgehen.
Sobald ich vor Erschöpfung stehen blieb, ging er, ohne ein Wort.

Verdammt, vielleicht hatte er genug von mir, vielleicht war das wieder nur einer seiner Ausrutscher gewesen.

Was wollte er ausgerechnet von mir? Es gab genug Frauen an Board und wahrscheinlich auch in der gesamten Galaxis, die alles dafür tun würden, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„An was denkst du, Sunja? Du bist rot wie eine Tomate. Geht es dir nicht gut?", hakte Armitage nach. „Nichts", log ich wenig überzeugend, doch er fragte nicht weiter. So wie jeden Abend, an dem ich deprimiert in sein Quartier getrottet kam und meinen Gedanken nach hing.

You are more than your Darkness (Kylo Ren /Star Wars Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt