SIEBENUNDZWANZIG - Judy

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Ich zupfe an der Decke, um ebenfalls ein kleines Stückchen davon zu ergattern

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Ich zupfe an der Decke, um ebenfalls ein kleines Stückchen davon zu ergattern. Miles hat diese schlechte Angewohnheit, sich auf dem Sofa wie eine Sushirolle in die Decke einzuhüllen, sodass nur er etwas von der Wärme abbekommt - unabsichtlich, natürlich.

Mein Bruder grummelt etwas unverständliches und rutscht ein Stück zur Seite, sodass ich mich ebenfalls einkuscheln kann. Zufrieden starre ich wieder zum laufenden Fernseher, wo wir uns gerade die Wiederholung einer Talk-Show ansehen.

"Miles, das passt nicht!", meckert Jackie und sieht meinen großen Bruder entrüstet an. Meine kleine Schwester ist schwer damit beschäftigt ein Disney-Prinzessinnen-Puzzle zu bauen. Ab und zu hilft ihr Miles, wenn sie gar nicht mehr weiterkommt, so wie jetzt gerade. Entrüstet hält sie ihm ein Eckteil hin und deutet dann auf den Platz, wo sie es hinbauen wollte.

Ich grinse und Miles lacht auf.

"Du kannst kein Eckteil in die Mitte deines Puzzles bauen", erklärt mein großer Bruder. Er setzt sich auf und zieht mir dabei die Decke wieder weg. Ich versuche zu protestieren, doch er bringt mich mit kurzen Handbewegung zu schweigen.

"Schau, das Eckstück muss am Rand sein", sagt Miles und zeigt meiner Schwester den eckigen Teil des Stücks, die es mit großen Augen beäugt.

"Du bist schlau", stellt Jackie fest und nickt eifrig, als sie sich das nächste Puzzleteil aussucht und meinem Bruder hinhält. Miles lächelt sie an und rutscht noch ein Stückchen näher zu ihr, um zusammen das Kleid von Schneewittchen fertig zu bauen. Ich angle nach dem Fernsehschalter und zippe durch die verschiedenen Programme. Ist das eine Strategie der Sender, dass Sonntag nachmittags nur Mist kommt?

"Ist hier noch Platz für mich?", ertönt plötzlich Mamas Stimme hinter mir. Ich lächle und rutsche ein Stück zur Seite. Mama kuschelt sich neben mich und seufzt leise. Sie sieht müde aus, wie sie jetzt auf der Couch liegt und die Augen schließt. Ich lasse ihr ihre kleine Ruhepause und suche weiter nach einer Sendung, die mir den Nachmittag vertreibt.

Es kommt selten vor, dass unsere Familie alle zusammen in einem Raum versammelt sind und so friedlich Zeit miteinander verbringt. Wobei auch das nicht stimmt. Zac fehlt. Er verabschiedete sich vor ungefähr einer Stunde, um in der Bibliothek für die anstehenden Prüfungen zu lerne. Ich schlucke bei dem Gedanken an meinen großen Bruder und daran, wie schlecht es ihm in der letzten Zeit offensichtlich ging. Er aß kaum etwas, kam immer erst spät abends nach Hause, hat immer rot unterlaufene Augen und eine blasse Haut. Er könnte glatt als Vampir durchgehen. Es tut mir weh ihn so zu sehen und doch weiß ich nicht, wie ich ihm helfen soll.

Plötzlich quietscht Jackie laut auf. Ich zucke zusammen und werfe meiner kleinen Schwester einen misstrauischen Blick zu.

"Mama guck mal, ich hab Cinderella fertig, das hab ich ganz allein geschafft!" Stolz deutet sie auf das Puzzle vor ihr und sucht sich sofort das nächste Teil, das sie verbauen möchte. Miles wirft mir einen Blick zu, sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln. Ich grinse ebenfalls und sehe Judy dabei zu, wie sie eifrig weiterbaut.

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