Die Seiten des Magazins kleben aneinander, was mich angeekelt die Nase rümpfen lässt. Mit den Fingerspitzen blättere ich um und überfliege die nächsten grellen Überschriften, die wieder irgendwelche Skandale von Stars anpreisen, von denen ich noch nie in meinem Leben etwas gehört habe. Seufzend rutsche ich in dem weißen Plastikstuhl ein Stückchen nach unten, um es mir gemütlicher zu machen.
Ein Blick auf mein Handy bestätigt mir, dass es sich nur noch um Minuten handeln kann, bis Hayden endlich kommt. Sie wollte direkt nach der Schule vorbeischauen, wie an den meisten Tagen, wenn sie nicht ausgerechnet ein Cheerleader-Training im Anschluss an ihren Unterricht hat.
Heute ist es merkwürdig ruhig im Krankenhaus. Obwohl draußen die Sonne scheint und die letzten warmen Tage des Sommers sich langsam dem Ende zuneigen, tummeln sich nur wenige Patienten entweder alleine oder mit ihren Besuchern draußen. Es scheint mir fast so, als würde sich jeder auf seinem Zimmer verschanzen.
Auch hier in der Eingangshalle geht es bedeutend ruhiger zu als an den anderen Tagen. Tatsächlich genieße ich die Stille und Ruhe hier unten fast ein bisschen. Ich streiche mir meine Haare nach hinten, durch die heute Nacht gefühlt ein Tornado gefegt hat.
Seit ich aus dem Koma aufgewacht bin habe ich mir zwar meine Haare nie wirklich gestylt. Mich sehen sowieso nur Krankenschwestern oder Ärzte und East, Hayden und meinen Eltern ist es grundsätzlich egal, ob am Hinterkopf eine Strähne absteht oder nicht. Trotzdem nervt es mich, wenn mein Kopf aussieht wie eine explodierte Klobürste.
Ich seufze und überfliege die Seiten des Magazins, wobei ich bei gefühlt jedem zweiten Satz die Augen verdrehen muss. Für mich hat es noch nie Sinn gemacht, warum manche Menschen so verbissen darauf sind, jeden kleinen Fehler einer bekannten Person genau zu bemerken und dann der ganzen Welt anzupreisen. Interessiert es jemanden, wenn man mit der gleichen Hose zwei Wochen lang zur Schule geht? Nein, aber wenn Meghan Markle bei einem ihrer Auftritte ein Kleid zweimal trägt, dann gleicht das quasi einem Skandal.
Ich klappe das Magazin zu und lege es zur Seite. Mein Blick wandert durch die große, gläserne Eingangshalle. Dank der hohen Decke überschlägt sich das Stimmengewirr hier eigentlich, heute ist dem Gott sei Dank nicht so. Viele der weißen Plastikstühle sind unbesetzt, nur einen Tisch weiter neben mir sitzt ein junger Mann. Dem Anschein nach führt er ein hitziges Telefongespräch, da er sich immer wieder aufgeregt durch die Haare fährt und sich seine Nasenwurzel massiert.
Ich weiß, dass es unhöflich ist, bei den Gesprächen anderer Menschen zuzuhören und trotzdem erwische ich mich dabei, wie ich den ein oder anderen Gesprächsfetzen auffange.
"Sie war ganz schön niedergeschlagen ... diese Tussen haben sie nicht mal vortanzen lassen ... ja, wegen ihres Beins."
Ich überkreuze meine Beine und schnappe mir mein Handy. East hat mir in der Mittagspause geschrieben, dass er nach dem Training vorbeikommen möchte und wahrscheinlich Pizza von dem neuen Italiener in unserer Stadt mitbringen wird. Was ich ihm natürlich nicht abschlagen kann. Bei dem Gedanken an zerlaufenen Käse und einer hoffentlich würzigen Tomatensoße, läuft mir schon jetzt das Wasser im Mund zusammen.
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Kämpferherzen
General Fiction"Ich kann dir nicht versprechen, dass ich all deine Probleme lösen kann. Aber ich kann dir versprechen, dass du nicht alleine kämpfen musst." ___ Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube nicht daran, dass unser Leben vorprogrammiert wird, sobald wi...