DREIZEHN - Judy

641 61 28
                                    

Ich zupfe nervös an meinem Zeigefinger und versuche, mein pochendes Herz zu ignorieren

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich zupfe nervös an meinem Zeigefinger und versuche, mein pochendes Herz zu ignorieren. Die Stimmen um mich herum summen, als wäre ich in einem Bienenstock. Hinten links in der Ecke sitzt ein knutschendes Pärchen, das sich fast auszieht. Rechts daneben sitzt ein älteres Ehepaar. Die Frau davon, anscheinend schon schwer krank, wird von ihrem Mann mit Erdbeertorte gefüttert und lächelt ihren Ehemann so liebevoll an, dass ich beinahe eine Gänsehaut bekomme. Im anderen Eck brüllt ein Kleinkind, den Mund verschmiert mit Schokoladencreme von der Torte vor ihm, seine Mutter sichtlich hilflos, bei den Versuchen, es zu beruhigen.

Das alles hilft mir dennoch nicht, mich abzulenken. Warum hast du Dummkopf Vincent alles erzählt? Noch immer zupfe ich an meinem Zeigefinger. Wenn ich so weiter mache, wird es anfangen zu bluten. Ich schüttle schnell den Kopf und atme tief durch. Haydens Ansage heute Mittag war mehr als deutlich. Finger weg von meinem Freund. Natürlich kann ich sie verstehen. Wäre Vincent mein Freund, würde ich vermutlich ähnlich reagieren. Vielleicht einen Ticken sanfter. Ich meine, es wäre nie meine Absicht, Hayden Vincent auszuspannen. Was nicht heißt, dass er nicht hübsch ist, ganz im Gegenteil...aber er ist nun mal der Freund von Hayden und damit für mich sowieso so etwas wie unerreichbar.

Ich atme tief durch und versuche, meine Gedanken zu sortieren. Hätte ich nur meinen Mund gehalten. Und hätte mir diese blöde Tussi, die immer ganz verpennt an der Rezeption der Physio sitzt, mir nur andere Termine gegeben, damit ich Vincent nie getroffen hätte. Vielleicht hätte ich dann zu den vielen Neunt- und Zehntklässlerinnen gehört, die ihm vergangene Woche hinterhergestarrt hatten und ganz unauffällig "ist er das?" gewispert haben. Was er bestimmt nicht gemerkt hat. Ich hole zitternd Luft und schüttle meine Hände aus. Es liegt nicht an Vincent, warum ich so nervös bin. Viel eher ist der Grund seine Freundin, die mich wahrscheinlich in der Luft zerfetzen wird, wenn sie herausfindet, dass wir beide uns hier treffen.

Falls Vincent überhaupt kommen sollte.

Meine Gedanken wandern zurück zu dem Augenblick, als ich Vincent auf das Koma angesprochen hat. Seine Gesichtsfarbe nahm binnen Sekunden die Farbe der weißen Wand hinter ihm an. Warum hat es ihn so getroffen, dass ich über ihn Bescheid wusste? Ist es nicht wahrscheinlich, dass in der Schule über ihn geredet wird und seine Vergangenheit ins Scheinwerferlicht gerückt wird? Oder lag es gar nicht daran, dass ich davon wusste, sondern daran, dass ich es ansprach?

Dummerchen, du würdest es auch nicht wollen, wenn er dich einfach fragen würde, ob es stimmt, dass du nur noch ein Bein hast.

Ich runzle konzentriert die Stirn und kaue auf meiner Unterlippe. Das Stimmengewirr um mich herum brummt noch immer und ich sehne mich nach etwas Frischluft. Trotzdem bleibe ich hier auf den harten und unbequemen Plastikstühlen sitzen und warte, ob Vincent hier tatsächlich aufkreuzt, oder ob er es sich doch anders überlegt hat. Was, wenn Hayden ihn abholt? Bei dem Gedanken beschleunigt sich mein Puls und mir wird noch heißer, als mir ohnehin schon ist. Allein bei den Gedanken an Haydens makellosem Lächeln und ihren weichen, blonden Locken wird mir übel und auf meinen Armen breitet sich eine Gänsehaut aus.

KämpferherzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt