Ich schniefe laut und kuschle mich tiefer in meine Decke. Seufzend zippe ich durch die verschiedenen Fernsehprogramme und suche nach einer Sendung, mit der ich den Nachmittag rumbringen kann.
In den letzten Tagen habe ich mir wohl eine Grippe eingefangen. Nachdem ich die ganze Nacht über der Toilette hing, darf ich heute von der Schule daheim bleiben. Jetzt steht ein Eimer neben dem Sofa und soll das Schlimmste verhindern.
Mama kam extra früher von der Arbeit nach Hause, um sich um mich zu kümmern. Ich habe ihr zwar gesagt, dass ich mit siebzehn Jahren auf mich selbst aufpassen kann, aber seit dem Unfall ist sie etwas übervorsichtig. Was ich ihr auf keinen Fall übel nehmen kann. Jetzt steht sie fröhlich pfeifend in der Küche und bereitet das Abendessen für meine Geschwister zu. Wenn mich nicht alles täuscht, breitet sich auch der Duft eines frisch gebackenen Kuchens im Haus aus. Miles und Zac sind beide in der Uni und Jackie ist bei einer Freundin.
Das Klingeln unserer Haustür übertönt einen gekünstelten Streit der Reality-Soap, die ich mir gerade anschaue. Ich atme tief durch und schließe für einen Moment die Augen, da ich merke, wie mir wieder leicht übel wird. Mama läuft zur Haustür und öffnet diese mit einer herzlichen Begrüßung. Wenn mich nicht alles täuscht, dann begrüßt sie gerade Valery und Lucas.
Ich seufze und stütze mich auf meine Unterarme. Vals rote Locken erscheinen im Türrahmen und ich erzwinge ein schwaches Lächeln. Die beiden stehen mit etwas Abstand zu mir und halten sich an der Hand, was unglaublich süß aussieht.
"Wie geht es dir?", will Val sofort besorgt wissen und setzt sich neben mich auf das Sofa. Lucas bleibt mit etwas Abstand zu uns stehen.
"War schon mal besser", nuschle ich und lache ironisch. "Geh nicht zu nahe her, sonst steckst du dich noch an."
Val verdreht die Augen und greift zu ihrer Tasche, und holt ihren Block hervor.
"Ich hab dir den verpassten Stoff der letzten Tage mitgenommen. Beziehungsweise von den Kursen, die wir zusammen haben." Fein säuberlich legt sie mir die Blätter auf den Tisch. Dabei hat sie penibel darauf geachtet, dass sie den Stoff, der zusammengehört mit einer Büroklammer fixiert hat.
"Danke", erwidere ich lächelnd und starre auf den riesigen Stapel, der nun auf dem Wohnzimmertisch liegt. Lucas steht noch immer im Türrahmen und sieht uns etwas verloren an.
Mein Handy kündigt den Eingang einer neuen Nachricht an. Es liegt mit dem Display nach unten neben den Blättern. Es ist nicht die erste Nachricht, die ich heute erhalten habe, aber nur bei dem Gedanken daran, auf das Display zu sehen, wird mir wieder schlecht. Val sieht mich stirnrunzelnd an, schnappt sich mein Handy und entsperrt den Bildschirm
Mit zusammengekniffenen Augen überfliegt sie die Benachrichtigungen, bevor sie mich breit angrinst.
"Du hast ungefähr tausend Nachrichten von Vincent bekommen", informiert sie mich. "Wo steckst du? Geht es dir gut? Ich wollte dich eigentlich in Ruhe lassen, aber langsam mache ich mir Sorgen. Moment. Judy? Die Nachrichten sind teilweise schon vier Tage alt!" Sie seufzt und sieht mich fragend an. "Was ist los?", will sie wissen.
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Kämpferherzen
General Fiction"Ich kann dir nicht versprechen, dass ich all deine Probleme lösen kann. Aber ich kann dir versprechen, dass du nicht alleine kämpfen musst." ___ Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube nicht daran, dass unser Leben vorprogrammiert wird, sobald wi...