Jeder hat diesen Menschen im Himmel, den man als Stern leuchten sieht, wenn man hochschaut.
Bei mir ist es Colleen. Am liebsten würde ich auch jetzt in den Himmel hinaufschauen. Ihren Stern funkeln sehen und die Kraft in mich aufsaugen, die meine Zwillingsschwester hoffentlich zu mir zur Erde schickt.
Es geht aus zwei Gründen nicht.
Erstens strahlt draußen die Sonne, sodass kein einziger Stern zu sehen ist.
Und zweitens stehe ich gerade im überfüllten Schulflur der Highschool in meiner Stadt und bete innerlich nicht von den hungrigen Mitschülern erdrückt zu werden.
Mein Blick wandert trotzdem nach oben, in der Hoffnung dort meine Zwillingsschwester zu sehen.
Stattdessen sehe ich nur die mausgraue Betondecke meiner Highschool. Kein Himmel. Keine Sterne. Und schon gar nicht Colleen.
Mit einem leisen Seufzen verstaue ich die letzten Bücher in meinem Spind und schließe die Tür ab. Dicht drängen sich fröhlich plappernde Schüler an mir vorbei in Richtung der Ausgänge, um wenigstens in der Mittagspause einige der letzten Sonnenstrahlen in dieses Sommers zu erwischen. Ich presse meine Augen zusammen und atme langsam aus. Vorsichtig entlaste ich mein linkes Bein und beiße meine Zähne fest aufeinander, als ein weiterer stechender Schmerz durch meinen Oberschenkel schießt.
"Alles okay?" Ich zucke zusammen und sehe als erstes die wilden, roten Locken, die zu meiner besten Freundin Val gehören.
"Oh, hey", erwidere ich schnell und lächle gezwungen. Val sieht mich besorgt an.
"Tut es wieder weh?"
"Es geht", antworte ich schulterzuckend und seufze. "Ich denke, ich habe einfach zu viel gestanden, dann ist es immer etwas schlimmer. Aber geht schon." Meine beste Freundin nickt langsam und sieht mich nachdenklich an.
"Okay", meint sie langgezogen und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Ihr Blick durchbohrt mich, sodass ich mir ein erzwungenes Lächeln abkämpfe. Sie weiß ganz genau, dass ich nicht gerne darüber rede, wenn mir mein Bein wieder Probleme macht. Wie eben jetzt gerade.
Im selben Moment erhasche ich einen Blick auf die beiden Tüten unserer Lieblingsbäckerei in ihren Händen. Val merkt dies sichtlich, denn sie grinst plötzlich breit und streckt mir eine der Tüten entgegen.
"Hier, ein frischer Blaubeer-Muffin, mit extra vielen Beeren und Zuckerguss." Bei ihrer Aufzählung läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Wenn ich für ein Gebäck auf dieser Welt morden würde, dann sind das Blaubeer-Muffins. Vor allem, wenn sie aus den Zauberhänden von Woody James, dem besten Bäcker unserer Stadt, stammen. Umso mehr freue ich mich deshalb, als ich die kostbare Tüte entgegennehme.
"Du bist ein Schatz, danke."
Val grinst, zuckt mit den Schultern und hakt sich bei mir ein. Sie zieht mich Richtung Ausgang. Ich halte die Luft an, als bei jedem Schritt ein neuer, stechender Schmerz durch mein Bein schießt. Ich merke, wie ich immer mehr zu humpeln anfange und ich die Blicke der anderen förmlich auf mich ziehe.
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Kämpferherzen
Ficción General"Ich kann dir nicht versprechen, dass ich all deine Probleme lösen kann. Aber ich kann dir versprechen, dass du nicht alleine kämpfen musst." ___ Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube nicht daran, dass unser Leben vorprogrammiert wird, sobald wi...