SECHSUNDZWANZIG - Vince

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*Triggerwarnung. Dieses Kapitel enthält Spuren von Selbstverletzung. Bitte überspringt es, wenn es euch triggern könnte. Ihr verpasst keinen Inhalt, ohne den ihr nicht mehr weiterlesen könnt. Ich möchte euch keinesfalls mit meinen Worten triggern. Deshalb überspringt dieses Kapitel lieber, wenn ihr euch nicht ganz sicher seid. Danke <3*

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Judy sieht mich mit großen Augen an

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Judy sieht mich mit großen Augen an. Sie atmet hörbar aus und wendet dann ihren Blick von mir ab. Sie sieht verschreckt aus, was ich verstehen kann. 

Dummkopf, warum musst du gleich mit der Tür ins Haus fallen?

"Ich erwarte keine Antwort darauf", sage ich leise und sehe das Mädchen mir gegenüber an. Ihre langen dunklen Haarsträhnen verdecken ihr Gesicht. Sie gibt sich einen Ruck und sieht mich von der Seite an. Tränen glitzern in ihren Augen. Sie hebt ihren Kopf und beugt sich langsam nach vorne. Ich halte den Atem an und warte nur, bis ihre Lippen endlich meine treffen. 

Ich warte. Schließe halb die Augen. Warte. Und warte. 

Judy stoppt plötzlich und schüttelt schnell den Kopf. 

"Das ist keine gute Idee", flüstert sie und atmet tief ein und aus. Enttäuschung macht sich in mir breit. Ich merke, wie meine Mundwinkel nach unten rutschen. Aber ich nicke. Schlucke und starre auf meine Hände. Judy räuspert sich. 

"Es war lieb von dir, dass du extra vorbeigekommen bist." 

Sie streicht sich eine dunkelbraune Strähne hinter ihr Ohr, sodass ich ihr wunderschönes Gesicht besser sehen kann. Ein leichtes Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht. 

"Das war das Mindeste, was ich machen konnte." Ich presse meine Lippen aufeinander. Judy hat noch immer Tränen in den Augen. Ich beuge mich nach vorne und umarme sie fest. Drücke sie an mich und atme ihren blumigen Duft ein. Schließe die Augen. Und genieße den Moment.

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An Thanksgiving kommt bei uns traditionell die ganze Familie zu uns nach Hause. Meine Familie lebt sehr weit verbreitet auf der ganzen Welt, weshalb dieser Feiertag immer etwas besonderes ist. Vor allem dieses Jahr. Seit ich aus dem Koma aufgewacht bin, habe ich die meisten nur per Videochat gesehen, deshalb freue ich mich umso mehr darauf, meine Familienmitglieder wiederzusehen. Ich sitze neben Papa auf dem Sofa und warte aufgeregt, bis es an der Tür klingelt. 

Papa neben mir räuspert sich und wendet sich mir zu. Ich sehe ihn an und erschrecke, als ich seine feuchten Augen sehe. Papa und weinen?

"Letztes Jahr hatten wir alle nur einen Wunsch. Wir haben alle gebetet und gehofft, dass du wieder aufwachst und zwischen uns sitzen wirst." Er atmet tief durch und starrt auf seine Hände in seinem Schoß. "Tante Millie meinte, dass, wenn es einen Gott gibt, er dich aufwachen lassen soll."

Ich merke, wie meine Unterlippe bebt und mein Blickfeld immer verschwommener wird. Ich sehe Papa an. Der streckt seinen Arm aus und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich spüre ein leichtes Schluchzen, das er sofort mit einem Husten zu überspielen versucht. Ich kuschle mich an seine Brust und atme tief durch. Einmal. Zweimal. 

KämpferherzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt