•dreizehn•
❝ Ich glaube du verstehst mich nicht. Du hast genauso nur ein Leben, warum kümmerst du dich ständig darum was andere von dir halten? Spätestens in hundert Jahren wird sich niemand mehr an deine dummen Fehler erinnern. Wenn du nicht endlich mit diesem Verhalten aufhörst, wirst du nie glücklich sein. Sieh mich an, kümmert es mich, was andere von mir halten? ❞
SEUFZEND KLAPPTE ICH meinen Laptop zusammen und legte diesen seitlich von mir hin. Meinen Blick hatte ich starr auf das Bild an der Oberseite meines Laptops gerichtet, dass meine, noch vor zwei Jahren, glückliche Familie zeigte.
Finn hielt seinen Fußball in der Hand und grinste fröhlich in die Linse der Kamera, Dad hatte Mum im Arm und blickte sie an, als wäre sie alles, was seine Welt ausmachen würde. All die Jahre war ich froh eine solche Familie zu haben und hatte immer mit Stolz auf meine Eltern gezeigt, wenn sie mich von der Schule oder dem Sportverein abgeholt hatten und gesagt, das ist meine Familie.
"Mum ich hab dich auch lieb", murmelte ich leise und ließ den aufkommenden Tränen aus meinen Augen ihren freien Lauf. Der salzige Geschmack haftete an meinen Lippen, wie eine flüssige Schicht. "Dad warum musstest du gehen?", fragte ich und warf meinen dunkelblauen Cardigan über die Schutzhülle, da ich es nicht ertragen konnte in den Erinnerungen einer glücklichen Vergangenheit zu schweben, denn die Gegenwart war alles andere als schön. Vielleicht hätte ich mich damit abfinden müssen, dass nichts mehr so war, wie ich es mir gewünscht hätte.
'Lebe im Hier und Jetzt, blicke nicht zurück und auch nicht nach vorne', schrie Prudence durch die Theaterhalle und blickte starr auf die junge rothaarige Frau, die die Assistentin der Regisseurin war. 'Einen Deut lauter Prudence', sagte sie und schrieb etwas mit dem Kugelschreiber auf das weiße Blatt, dass auf ihren Oberschenkeln abgelegt hatte.
Prudence nickte und wiederholte die Strophe ein weiteres Mal, dieses Mal schrie sich noch lauter, doch es schien die richtige Lautstärke zu sein, denn die Frau nickte wie wild. Ein ohrenbetäubendes Geräusch koppelte von den Boxen in dieser Theaterhalle zurück und ließ einige der Zuseher aus ihrem Schlaf erwachen.
'Was war vor hundert Jahren, soll vergessen sein', Prudence drehte sich im Kreis und blickte in die Luft. 'Und nie wieder in Erinnerung gerufen werden', meinte sie und es schien, als wäre sie tief in ihre Rolle als verzauberte Müllerstochter versunken.
'Danach kommt der graue Rauch und die letzten Statisten', sagte die Assistentin ein weiteres Mal und machte sich erneute Notizen auf ihrem Blatt. 'Wir sehen uns morgen, Punkt fünfzehn Uhr', sagte die Rothaarige und erhob sich ebenfalls von ihrem Platz. 'Und Prudence? ', fragte sie und blickte meine beste Freundin an.
'Ich würde dir noch gerne etwas sagen', lachte sie leise und Prudence sprang von der Bühne auf den Parkettboden. 'Ja? ', fragte sie und drehte sich um, um nach ihrem Rucksack zu greifen und diesen über ihre rechte Schulter zu hängen. 'Am Ende wirst du nur die Chancen bereuen, die du nicht ergriffen hast', meinte sie ernst und zwinkerte Prudence zu, ohne auf eine Antwort oder Gegenfrage meiner besten Freundin zu warten. 'Wir sehen uns morgen', sagte sie und dämmte das Licht in der kleinen Halle.
Verwirrt blickte Prudence der Frau hinterher, wand sich jedoch sofort an mich und sah mich unter zusammengekniffenen Augen an. 'Was meint sie damit? ', fragte sie mich und ließ ihren Blick nicht von meinem schweifen.
'Das du für die Hauptrolle vorsprechen sollst morgen', lachte ich und zog meine beste Freundin ebenfalls aus der Halle. 'Nein', meinte Prudence dieses Mal ernst, 'ich war heute nur hier, da es Mrs. Hallows so wollte und da es ein Teil der Hausarbeit für dieses Halbjahr ist. '

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Prudence
Teen Fiction❝ Träume entstehen, damit sie Wirklichkeit werden.❞ Nach dem Tod ihrer besten Freundin bricht für Liah eine Welt zusammen, doch anstatt sich damit abzufinden, beschließt sie die Traumliste von Prudence abzuarbeiten und zwar Punkt für Punkt... doch...