Kapitel 24

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•vierundzwanzig•

Was verstehst du daran nicht? Wir alle, auch du Liah, haben diese eine Person, für diese wir immer Gefühle haben werden. Nur ein Blick genügt und die schönen Erinnerungen kommen zurück. Hast du mich jetzt verstanden?

AUCH EIN ZWEITER gedämpfter Schlag wurde auf die Zimmertüre ausgelöst, bevor diese endgültig geöffnet wurde und mich wunderte es, dass sich Louis diesen Code gemerkt hatte. "Soll ich dir helfen?", murmelte Louis und deutete auf den Lockenstab, den ich Sekunden zuvor auf der Kommode abgelegt hatte. Seit dem frühen Nachmittag waren wir uns aus dem Weg gegangen. Louis hatte sein Mittagessen auf das Zimmer bestellt, während ich zusammen mit anderen Gästen mein Essen im Speisesaal genossen hatte, danach war er plötzlich verschwunden.

Ehrlich gesagt war ich für einen kurzen Augenblick traurig gewesen. Ich hatte tatsächlich gehofft, dass seine Worte ihm etwas bedeutet hatten und Louis alles, was er sagte, ernst gemeint hatte. Ich könnte dich nie hassen, hatte er noch vor Stunden in meine Ohren geflüstert. Für einen Augenblick hatte ich wirklich daran gedacht, dass wir so etwas wie Freunde werden könnten, doch im nächsten Augenblick erschien mir dieser Gedanke so unmöglich. Louis Tomlinson und Liah Brixton könnten nie Freunde sein, das war das traurige Ende, das ich wieder einmal akzeptieren musste und auch seine Abwesenheit verstärkte diesen Gedanken stärker als je zu vor.

Verwirrt blickte ich den braunhaarigen jungen Mann an, der noch immer im Türrahmen stand und sich verlegen am Hinterkopf kratze. Dieses Verhalten passte einfach nicht zu Louis. Doch, dann fragte ich mich, welches Verhalten zu Louis passte: nett und freundlich, skrupellos und gemein oder eine Mischung aus allem. Unbewusst schüttelte ich meinen Kopf.

"Kein Grund mich auszulachen", stellte er fest und trat endgültig in unser gemeinsames Hotelzimmer ein.

Louis war bereits mit einem schwarzen Schackett und einer eleganten dunklen Hose gekleidet. Für einen kurzen Augenblick betrachtete ich emotionslos seine Anwesenheit: Louis gefiel mir in seinem Anzug, sehr sogar.

Ich hätte gerne gewusst, wo er sich umgezogen hatte, doch am meisten interessierte es mich, wo er die ganzen Stunden über gesteckt hatte. Ich schwor mir immer wieder, dass ich mich nicht um Louis sorgen würde, wenn er wieder verschwunden war, doch aus irgendeinem Grund konnte ich mein Vorhaben nie in die Tat umsetzen.

"Kannst du sowas?", fragte ich leicht verwundert. Wolltest du ihn nicht fragen, wo er war, Liah? Plötzlich begann mein Herz unkontrolliert schnell zu schlagen, so schnell war es noch nie gewesen. Louis zog die Türe hinter sich zu und näherte sich dem Bett, welches hinter der Kommode stand.

"Denke schon?", meinte er leise, jedoch klang seine Feststellung nicht wirklich überzeugend. "Lotte wollte auch immer Locken haben, genauso wie ihre Lieblingspuppe", sagte er plötzlich und griff nach dem runden Eisen. "Groß oder klein?", fragte Louis plötzlich. Sein warmer Atem streifte mein Ohr und löste einen Schauer über meinen Körper aus.

"W-was?", stotterte ich leise und versuchte meine Gedanken erneut zu sammeln. Ich hasste es, welche Auswirkung Louis auf mich hatte.

"Ob deine Locken klein werden sollen oder groß, so wie du sie damals bei der Feier meines Vaters getragen hast?" Louis klang in diesem Moment wie ein professioneller Styling Berater und nicht wie der junge Mann, mit dem ich seit Stunden kein Wort mehr gewechselt hatte oder wie der zerbrechliche Junge, der mich vor einigen Stunden noch fest in seinen Armen gehalten hatte.

Menschen sind wandelbar, hatte meine Großmutter immer gesagt und gelächelt. Sie hatte mir oft erzählt, dass mein Großvater in seinen jüngeren Jahren ebenfalls mehrere Seiten hatte und sie sich damals in jede einzelne verliebt hatte.

PrudenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt