Kapitel 7

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•sieben•

Eine starke Freundschaft braucht keine täglichen Gespräche. Ich denke solange unsere Freundschaft tief in unseren Herzen bleibt, werden wir uns als Freunde niemals trennen.

        ICH WARF EINEN  letzten Blick in den bodenlangen Spiegel und überprüfte mein Make-Up, ehe ich meine Hand am Türknopf auflegte und die Türe öffnete. Jason begrüßte mich mit seinem strahlenden Lächeln.  

        "Wow", lachte er und zeigte auf mein hellblaues Abendkleid, welches ich extra für besondere Anlässe eingepackt hatte. Ich senkte meinen Blick auf den Boden, da sich meine Wangen leicht errötet hatten. "Du siehst auch gut aus", murmelte ich und versuchte die peinliche Stille meinerseits zu durchbrechen.

        Es war mir schon immer unangenehm Komplimente von Jungs anzunehmen, vor allem wenn sie noch dazu attraktiv waren. "Mr. Tomlinson Senior und seine Familie erwarten dich bereits", lachte er und reichte mir seine Hand. Alleine aufgrund des Gedankens, begann sich mein Magen unwillkürlich zusammen zu ziehen.

        'Du siehst bezaubernd aus, Liah', sagte Prudence staunend als sie mein Zimmer betreten hatte und ging einmal um mich herum. Ehrlich gesagt hatte ich mich auch bezaubernd gefühlt, als ich in den Spiegel blickte. Ich liebte dieses Kleid. '

        Dieses Kleid ist wunderschön. Es erinnert mich an Cinderella', meinte Prudence, 'die anderen werden alle grün vor Neid werden', hatte sie gelacht und somit wieder einmal mein Zimmer mit ihrer Lebensfreude ausgehüllt. Nach langem hin und her hatte ich mich für ein Champagnerfarbendes Cocktailkleid mit eingenähtem Tüll entschieden. 'Cinderella hatte ein weißes Kleid an', lachte ich und schloss den Verschluss meiner Kette.

        Ob weißlich oder reinweiß ist doch egal, es ist ein Prinzessinnenkleid', lachte sie und setzte sich auf mein Bett. Prudence hatte ein bläuliches Kleid mit Glitzersteinen an. 'Deines ist aber auch wirklich wunderschön', sagte ich und drehte mich am Stand um, 'Würd' gerne diejenige kennenlernen, die es dir ausgesucht hat', lachte ich und Prudence stieg sofort darauf in mein Lachen ein. 'Ich hoffe sie sucht für meinen Abschlussball auch mein Prinzessinnenkleid aus.'

        "Liah?", fragte Jason plötzlich und zog leicht an meinem Arm. "Geht es dir nicht gut?" Seine besorgte Stimme war der Auslöser dafür, dass meine  Arme eine Gänsehaut bekamen. 

        "Alles ok", log ich und lächelte ihn falsch an. Natürlich war es falsch, doch ich konnte nicht ohne Prudence das Abenteuer meines Lebens leben. Es war ihr gegenüber in keinester Weise fair. Es war nicht fair, dass ich in wenigen Tagen, ein Praktikum in einer der renommiertesten Filmagenturen starten durfte und ihr zarter Körper nach und nach unter der Erde in diesem fürchterlichen Sarg verwesen wird. Es war nicht fair, dass sie nicht sehen konnte, wie schön dieses Land war. Es war nicht fair, dass sie niemals in ihrem Leben den Pazifik in echt sehen können wird. 

        "Du siehst so blass aus", stellte Jason fürsorglich fest und trat einen Schritt in mein Hotelzimmer. "Du trinkst jetzt erstmal einen Schluck von dem Wasser ...", er deute auf eine Plastikflasche, die ebenfalls auf der Kommode stand. "Jason", sagte ich leise, wobei meine Stimmer ehe einem nüchternen Krächzen ähnelte.

        Jason fokussierte seinen Blick sofort auf mein Gesicht. Ich kannte ihn erst seit einigen Stunden persönlich, jedoch schien er für mich ein einfühlsamer Mensch zu sein. Er kümmerte sich um mich, obwohl ich ihm mehr als fremd war. "Mir geht es wirklich gut", lachte ich schwach und griff nach der Wasserflasche. "Ich bin nur nervös."

PrudenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt