•achtzehn•
❝ Sie ist wunderschön, nicht so wie diese ganzen Mädchen in den Zeitschriften, sondern auf dem Weg wie sie denkt. Das Glitzern in ihren Augen macht sie aber noch schöner, wenn sie über Dinge spricht, die sie liebt. Sie ist wunderschön für die Fähigkeit, wie sie Andere zum Lachen bringt, auch wenn sie selbst traurig ist. Nein, sie ist nicht wunderschön für ihr Aussehen. Sie trägt die Schönheit tief in ihrer Seele. ❞
'Du warst bei ihm, stimmt's?' Prudence begrüßte mich mit aufgerissenen Augen und wackelnden Augenbrauen, als sie die Türe endgültig geöffnet hatte. Für gewöhnlich war sie zu dieser frühen Stunde nur halb so fit, wie sie in diesem Moment erschien, sie sprühte nur förmlich von Energie. Bis auf ihren auffälligen Plüsch-Pyjama trug sie nichts weiter und lehnte sich am Rahmen der Eingangstüre an. Prudence' Blick glitt abwechselnd zwischen meinem Outfit und meinen Augen hin und her.
'Und dieses Kleid ist ziemlich ... naja aufreizend', tadelte sie und beäugte sowohl mein enges kurzes Kleid und die Highheels, die ich im Sonderangebot in diesem Teenieladen in der Oxfordstreet für wenig Geld erstanden hatte. Prudence hatte das gleiche in dunkelblau, doch sie hatte es noch nie getragen.
'I-ich-', stotterte ich verlegen und wusste nicht, ob es an der kalten Jänner Luft lag oder an der Situation, dass ich es bereits bereut hatte, bei Prudence aufzutauchen. 'War es die beste Nacht deines Lebens?', lachte sie und zupfte, als ich versuchte mich an ihr vorbeiquetschen, an meinem Kleid.
Im Nachhinein bereute ich es, dass ich bis auf das dünne Jäckchen und einem knielangen Kleid nichts weiter trug, ehrlich gesagt, bereute ich den ganzen vergangenen Abend. 'Sie war es', stellte Prudence schmunzelnd fest, ohne auf meine Antwort zu warten und schloss hinter sich die Türe.
'Mum und Dad sind bis heute Abend noch bei meiner Großmutter', fügte sie schnell hinzu. 'Wir haben also genug Zeit uns ungestört zu unterhalten.'
'Ich will aber schlafen', gähnte ich und steuerte schnurstracks auf die Sitzgelegenheit in der Küche von Prudence' Eltern zu, und ließ mich auf dieser nieder. 'Wer bis in die Morgenstunden feiern kann, muss auch am nächsten Morgen fit sein', lachte sie und setzte ihren nachdenklichen Blick auf. 'Zu mindestens sagt Oma das immer so', murmelte sie und drehte sich um, um den Wasserkocher mit Wasser zu befüllen.
'Warum lachst du?', fragte ich Prudence die mit ihrem Rücken an den Kühlschrank gelehnt dastand und mich ununterbrochen mit einem Blick ansah, denn ich zu vor noch nie in ihrem Gesicht gesehen hatte. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass ein vierzehn jähriges Mädchen eine Ahnung davon hatte, was es hieß, fast vierundzwanzig Stunden am Stück wach zu sein, zudem Prudence ein Mensch war, der immer früh zu Bett ging und auch zwölf Stunden wie ein Stein durchschlafen konnte.
'Tut mir Leid', entschuldigte sie sich lachend und öffnete den Kühlschrank. 'Du siehst einfach nur scheußlich aus', meinte sie und zuckte kurz mit ihren Schultern. 'Aber nach einer wilden Nacht ist das keine Kunst', murmelte sie eher zu sich selbst, als zu mir.
'Es ist nichts weiter passiert. Wir haben ganz einfach die Zeit übersehen, das war's', rechtfertigte ich mich, da ich es nicht ausstehen konnte, wenn Prudence ein schlechtes Bild von mir hatte. Bei meinen Eltern war es mir zunehmend egal, speziell bei meiner Mutter, da sie ohnehin kaum eine Ahnung davon hatte, was ihre sechzehnjährige Tochter so machte.
'Aber, vielen Dank für diese Aufmunterung', erwiderte ich in einem Ton, welcher zur Folge hatte, dass Prudence für einen kurzen Augenblick vollkommen verstummte. 'So hab ich das doch nicht gemeint', sagte ich leise und legte meine Hand auf der Schulter meiner besten Freundin ab.

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Prudence
Teen Fiction❝ Träume entstehen, damit sie Wirklichkeit werden.❞ Nach dem Tod ihrer besten Freundin bricht für Liah eine Welt zusammen, doch anstatt sich damit abzufinden, beschließt sie die Traumliste von Prudence abzuarbeiten und zwar Punkt für Punkt... doch...