•dreiundzwanzig•
❝ Manchmal können tatsächlich die kleinsten und unscheinbarsten Momente im Leben die Größten sein. Lass mich kurz überlegen, vielleicht ein aufmunterndes Lächeln oder einfach nur eine wärmende Umarmung. ❞
AUCH DAS GEFÜHLTE dreißigste Paar Designer-Schuhe ließ mein Herz nicht schneller schlagen. Im Gegenteil meine Abneigung gegen diese Schuhe wuchs und wuchs. "Siehst du es ist einfach hoffnungslos." Seufzend setzte ich mich auf der gepolsterten Bank nieder und blickte auf die schwarzen, eleganten Schuhe mit der silbernen Schnallenverzierung. Louis blickte mich verwirrt an und die Verkäuferin lächelte, obwohl ich wusste, dass sie mir am liebsten jeden einzelnen Karton auf den Kopf geworfen hätte. Ich konnte es ihr nicht verübeln, immerhin war sie diejenige, die jedes Paar wieder zurück in die Schachteln packen und zurück in die Regale stellen musste.
Ich hatte mich tatsächlich am Morgen dazu überreden gelassen, Louis auf diese Veranstaltung zu begleiten, doch mit jeder Minute, die ich in diesem, nach Lavendel duftenden Laden verbringen musste, wusste ich, dass meine Entscheidung falsch war.
"Könnte ich nicht doch?", begann ich, doch Louis' Kopfschütteln beantwortete meine Frage. Ich hatte nie geplant auf diese Veranstaltung zu gehen, ich wollte nach Neuseeland, weil es der Traum von Prudence war einmal in ihrem Leben mit einem Heißluftballon über die ganze Insel zu fliegen und echte Kiwis essen zu essen und nicht auf eine Wohltätigkeitsveranstaltung zu gehen, sowas mochte Prudence nie.
Bei jeder dieser Veranstaltungen schüttelte sie ihren Kopf, sodass ihre Haare in alle möglichen Richtungen flogen und sie diese anschließend wieder aus ihrem Gesicht blasen konnte. 'Man sollte das ganze Geld für diese teuren Kleider und Taschen den armen Menschen oder den Kindern in Afrika spenden', seufzte Prudence, 'niemanden interessiert es welcher Designer dieses hässliche Kleid entworfen hat', Prudence tippte mit ihrem Zeigefinger auf den Bildschirm meines Laptops.
"Probieren Sie dieses Paar hier an", lächelte die Verkäuferin und hielt mir eine weitere dunkelgraue Schachtel vor meine Nase. Sorgfältig legte sie das Papier zurück in die Verpackung und stellte den ersten am Boden vor mir ab. Wiederwillig löste ich den Riemen um meine Knöchel und streifte das Paar von meinen Füßen. Am liebsten hätte ich meine Tasche gepackt und diesen Laden verlassen.
Großmutter hatte immer gesagt, dass Prinzessinnen nicht schmollen sollten, wenn ich wieder meine Arme verschränkt hatte und mit meinen Beinen in den Boden stampfte. Wenn ich etwas nicht wollte, dann wollte ich es nicht ... jedoch, wenn ich etwas wollte, kämpfte ich dafür. Die Verkäuferin öffnete den Verschluss und reichte mir den linken Schuh. Er war ebenfalls in einem matten Schwarzton gehalten, hatte zu meiner Freude aber wenigstens keine weiteren, auffälligen Verzierungen.
Erneut senkte ich meinen Blick auf meine Füße. Ich hatte nicht wirklich daran gedacht, dass sich die Schuhe verändert hätten. Ich versuchte sie lächelnd anzublicken, doch auch so begangen sie mir nicht besser zu gefallen. Bis auf ihren übertrieben hohen Preis hatten sie nichts Besonderes an sich. Nicht einmal, wenn ich mich noch so stark angesträngt hätte sie zu mögen ... ich mochte diese Schuhe nicht.
Vielleicht lag es aber nicht wirklich an meiner Abneigung gegen jedes einzelne Schuhpaar in diesem freundlichen und hellen Laden, direkt an der Ecke einer viel befahrenen Hauptverkehrsstraße, sondern an dem Gedanken, mit Louis zu dieser Veranstaltung zu müssen. Wir würden ohnehin nicht lange bleiben, hatte er am Abend zu vor gesagt, ehe er die zweite Decke des Bettes an sich nahm und sich auf die Couch verzog. Prudence mochte diese Veranstaltungen nicht und genau das hätte ich respektieren müssen. Ich hätte auf sie hören müssen.
"Wieso kann ich nicht einfach mit meinen Turnschuhen oder wenigstens Ballerinas mitkommen. Wieso muss ich überhaupt mitkommen?", murmelte ich leise und streifte auch den rechten Schuh von meinen Füßen. Nach und nach nahm meine Kompromissbereitschaft zu, obwohl ich es generell hasste auf hohen, schicken Schuhe durch die Welt zu stolzieren.
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Prudence
Roman pour Adolescents❝ Träume entstehen, damit sie Wirklichkeit werden.❞ Nach dem Tod ihrer besten Freundin bricht für Liah eine Welt zusammen, doch anstatt sich damit abzufinden, beschließt sie die Traumliste von Prudence abzuarbeiten und zwar Punkt für Punkt... doch...