•einundzwanzig•
❝ Er sah sie so an, wie jedes Mädchen gerne angesehen werden würde. Glaubst du wirklich, dass es so einen Jungen auf dieser Welt gibt? Einen Jungen der mich so ansieht, als wäre ich alles für ihn? Ich glaube meine Romanfigur, wird dieses eine Mädchen so ansehen. ❞
VORSICHTIG UND OHNE Louis zu wecken löste ich mich aus seiner sanften Umarmung und rollte mich vom Sofa. Vereinzelte Sonnenstrahlen schienen durch die Gardinen hindurch. Es wunderte mich nicht wirklich, dass ich in Australien jeden Morgen mit Sonnenstrahlen geweckt wurde. Dass war ein weiter Punkt auf meiner Liste, warum ich Australien mochte und warum vermutlich Prudence diesen kleinen Kontinenten vergötterte. Schließlich gab es nichts Schöneres, als jeden Morgen fröhlich aufzuwachen und gut gelaunt in den Tag zu starten.
Für einen kurzen Augenblick warf ich meinen Blick auf den schlafenden Louis, welcher friedlich und zufrieden und ... glücklich aussah. Er hatte nicht sein wunderschönes Lächeln auf seinen Lippen und doch sah er so wunderschön aus. Etwas sagte mir, dass es nicht passend war Louis mit derartigen Worten zu umschreiben. Vermutlich hätte ich den Autoren in einem Roman ausgelacht, wenn er solche Zeilen geschrieben hätte.
Ich hätte mich gefragt, wie sehr man eigentlich übertreiben konnte ... doch ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung gehabt, dass es nicht übertrieben war, sondern das ein Mensch tatsächlich wunderschön sein kann; dass es nicht auf das äußere Erscheinungsbild ankam, sondern auf die vielen kleinen unscheinbaren Momente, die man mit dieser einen Person teilen konnte.
Auch, wenn Louis mich im einen Moment in derart in Rasche brachte, dämpfte mich seine liebevolle Art nur mehr. Ich wusste nicht, wie viele Gesichter dieser schlafende junge Mann noch hatte, aber ich war mir sicher, dass ich noch nicht alle kennengelernt hatte.
Unbewusst schob ich eine braune Haarsträhne nach der anderen von seiner Stirn zur Seite.
"Schlafende Menschen zu beobachten ist unhöflich", murmelte Louis plötzlich mit seinem starken Akzent, welcher am frühen Morgen noch intensiver klang als sonst. Erschrocken ließ ich mich auf den Teppich fallen und starrte Louis an. "I-ich ... ich hab nicht gestarrt", log ich und versuchte mein Gesicht so gut es ging vor Louis zu verbergen. Mir war es unangenehm, dass ich sozusagen ertappt wurde. "Menschen zu erschrecken ebenfalls!", stellte ich schulterzuckend fest, als ich mich wieder einigermaßen gefestigt hatte.
Louis raues Lachen ertönte in meinem Wohnzimmer und ließ mich viel kleiner wirken als ich eigentlich war. Ich betete, dass er mich nicht auslachte und so stieg ich vorsichtig in sein Gelächter mit ein, auch wenn ich keine Ahnung hatte, ob ich jetzt wegen des Scharms lachte, oder weil Louis es tat.
"Wie hast du geschlafen?", fragte er plötzlich und setzte sich gerade auf das Sofa . Ich verstummte und blickte in seine bläulichen Augen, die mich schon so oft in einen Bann versetzt hatten. Nach und nach begann ich die einzelnen Worte seiner Frage zu sortieren und ihnen somit einen Sinn zu geben. Ich habe ausgezeichnet geschlafen, dachte ich, traute mich jedoch nicht diese Worte auszusprechen. Vielleicht wegen der Genugtuung die ich ihm damit gegeben hätte oder wegen der Angst, dass Louis mich wieder hätte auslachen können.
"Es war ungewöhnlich", log ich und sah auf den Boden. Wir hatten bereits eine Nacht zusammen verbracht, doch dieses Mal war es anders. Ich hatte das Gefühl, dass sich zwischen Louis und mir etwas geändert hatte, doch ich wusste einfach nicht, was es hätte sein sollen.
Vielleicht lag es daran, dass wir am Abend zu vor normal miteinander gesprochen hatten und nicht im Streit auseinander gingen, oder ...
"Ungewöhnlich also?", versicherte sich Louis ein weiteres Mal und formte mit seinen Lippen eine schmale Linie. Ich wollte nicht offensichtlich auf seine Lippen starren, jedoch hinderte mich etwas daran meinen Blick ganz abzuwenden.
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Prudence
Teen Fiction❝ Träume entstehen, damit sie Wirklichkeit werden.❞ Nach dem Tod ihrer besten Freundin bricht für Liah eine Welt zusammen, doch anstatt sich damit abzufinden, beschließt sie die Traumliste von Prudence abzuarbeiten und zwar Punkt für Punkt... doch...